Jeder kennt die Situation. Tankstelle. Selbstverständlich sind sowohl der unentschiedene Süssigkeitenkramer, als auch Kreditkartenmann vor mir dran.
Der Blick schweift, bleibt auf den Zeitschriften hängen, schweift weiter ab. Der nächste Kunde naht, verlässt sein pompöses Gefährt und beginnt zu tanken. Auffällig nur, dass er sich wie verfolgt ständig in alle Richtungen umsieht. Regelrecht paranoid. Sein Gesicht liegt in Falten, die Haut extrem gebräunt. Das bunte Hemd spannt am Bauch. Wieder dieser Blick. Was treibt diesen Mann um? Ich lasse eine Kundin vor, gespannt beobachte ich weiter. Wird der Tankende verfolgt? Hat er die Limousine möglicherweise gestohlen?
Er betritt den Kassenraum, der Blick ist erstaunlich ruhig, fast stechend. So auch sein Schritt.
„Lassen Sie mich durch, ich bin Mel Jersey!“, so fährt es ihm heraus. Das macht die restliche Kundschaft nun kurz stutzig. Soll man ihn tatsächlich zuerst zahlen lassen, schließlich... Nein, der sture Oldenburger lässt sich so schnell nicht beeindrucken.
Mel Jersey hat sein Pulver verschossen.
Aber ich lasse ihn vor.
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