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Thema: Myers, Michael (wer war michael myers)

  1. #1
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    wer war michael myers

    Ich war damals in Birke K. von B. verliebt. Ein Mädchen mit einer ungelogenen Jane-Fonda-Aura, die zumindest alles männliche in ihrer Umgebung zur Strecke brachte. Die norddeutsche Adelsabstammung machte sich nur rudimentär noch darin bemerkbar, dass sie in einem Quelle-Fertig-Elternhaus am Waldhang wohnte, in dem ihr Vater einen ausgeprägten Jagd-Tick zelebrierte. An den Wänden hingen zwischen Waffen und Halali-Instrumenten unzählige Geweihe, sowie einiges präpariertes Kleinwild mit Glasaugen. Und zum Frühstück gab es tatsächlich kurzgebratenes Nackensteak. Ich fühlte mich wie in einem Polanski für Gehörnte.

    An ihrem 18. Geburtstag waren ausser mir noch ein gutes Dutzend anderer zur Strecke Gebrachter geladen (unser unstandesgemässes Glück dauerte nämlich nur wenig pazifistische Wochen), nebst, und darauf will ich eigentlich hinaus, einem Trio amerikanischer Schauspieler, die sich auf Tournee befanden und wer weiss warum hier Station einlegten. Das waren jedenfalls ein paar ganz ausgekochte Gesellen. Die spielten Shakespeare-Komödien im Stile der Commedia-del-arte, drei Schauspieler für 644 Rollen. Einer der drei kam mir spontan bekannt vor, das Gesicht hatte ich jedenfalls schon mal gesehen.

    Sein Name war Michael Myers, hierzulande bekannt als manischer Messerstecher aus den Carpertenschen Scream-Classikern "Halloween". Natürlich war ich doof genug zu fragen: "Was? DER Michael Myers?" "Ja", sagte er traurig und verwandelte sich augenblicklich in das schwesternmordende Ungeheuer, das mit einem Küchenmesser maschinenartig die dicke Kleinfamilienluft zerhackt. Mr. Myers ist aber in Wirklichkeit ein angesehener Schauspieler. Er hat Ähnlichkeit mit Bill Murray, nicht allein wegen der Aknenarben. Leider war es mir nicht möglich mittels Suchmaschine Aufklärung in diese Sache zu bringen, die mir jetzt selbst ein bisschen undurchsichtig erscheint. Ich glaube mich zu erinnern, dass er in einem amerikanischen Kriegsfilm eine eindrucksvolle Nebenrolle hatte.

    Den Rest des Abends sass er still an einem Eichentisch und zeichnete Portraits der Anwesenden mit Geweih dahinter. Herr K. von B. hängte in einer beispiellosen Performance seiner Tochter eine Halskette um, die aus 36 Wildschweinzähnen bestand.

  2. #2
    Weber Member Avatar von Herr Weber
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  3. #3
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    Bisschen kryptisch, "ich fühlte mich wie in einem Polanski für Gehörnte", versteh ich aber so gar nicht, Spatz

  4. #4
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    Weber, bitte, machen Sie mal einen anständigen Avatar, die Froschfotze ist ja nicht mehr zu Aushalten

  5. #5
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    Ja. Ich bin sowieso ein bischen durcheinander.

  6. #6
    Moderator Avatar von DonDahlmann
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    Die Geschichte fand ich sehr nett. Erinnerte mich an eine Begebenheit in einem Schloß. Na gut, war kein Schloß, war eine heruntergekommene Ruine im Wald. Es war so ein kleines Waldschlösschen, eher ein Jagdhaus, das einer alten Adelsfamilie gehörte. Mittlerweile waren sie dass, was man als extrem verarmten Adel nennen konnte, und bewohnten das letzte verbliebene Schloss eher slumartig.
    G. war in meiner Klasse und der musste da auch wohnen. Irgendwann gab es mal eine Party die um die Ecke der Ruine von statten ging und G. bot mir eine Schlafstatt an. Das man in der Ruine überhaupt schlafen konnte, wunderte mich schon ein wenig. Das Schlösschen wurde an jeder Ecke von morschen Holzbalken, die man an der Außenwand angebracht hatte zusammengehalten. Die Wände waren völlig vermost und überall bröckelte der Putz und durchaus tragende Teile der Wand. Aber bitte, wenn man diverseste Alkoholika getrunken hat, dann stört einem sowas auch nicht. Außerdem: Wann kann man schon mal seinen Rausch in einem Schlösschen ausschlafen? Zudem stellte sich das Schloss hinter der bröckligen Fassade als durchaus intakt dar, mit hübschen Holzverkleidungen und ein wenig Glitter.
    Wir wankten also lallend morgens um fünf zwischen den Baugerüsten da rein. Es wurde hell, die Vögel saßen hustend im Geäst. Da offenbarte mir der durchaus nicht missratene oder debile Adelsnachwuchs, dass es eine Sache gäbe, die er mir sagen müsste. Er sei ja nun ganz und gar nicht gräflich erzogen, es gäbe auch keinerlei Standesdünkel, welcher ihm anerzogen sei, aber das sei bei seinem Vater durchaus anders. Dieser sei älter und habe, wahrscheinlich geprägt durch freundliche "Napola" Jahre, eine gewisse Disziplin, welche sich besonders Sonntags Morgens um halb neun zu melden pflegte. Mit anderen Worten: Der Vater sei der Meinung, man könne zwar alles und auch in allen Mengen trinken, aber man habe Sonntags Morgens um halb neun in jedem Zustand am Frühstückstisch zu sitzen. Dies sagte er mir gegen sieben Uhr morgens, als die lustigen Alkoholwichtel in meinen Blut gerade eine wilde Party feierten. Ich habe mich häufig gefragt warum manche Menschen, andere Menschen im Suff umbringen, und in diesem Moment bekam ich eine leise Ahnung.
    Na gut, G. schaffte es also tatsächlich mich aus dem Bett zu bekommen. Wir schleppten uns an Gerüsten vorbei in den Speisesaal, der diesen Namen durchaus verdiente. Ein Raum voller Geweihe an dunklen Eichewänden und toten Ahnen, die von selbigen hingen und unseren schleppenden Gang missbilligend beobachteten. Das Frühstück war üppig und schon aufgetragen. Vom Vater nichts zu sehen. Dabei waren wir pünktlich und ich verfluchte jede Minute die wir zu früh aus dem Bett gestiegen waren.
    Nach unendlichen zehn Minuten ging plötzlich die Tür auf, und herein kam der "Alte", wie G. ihn nannte. Ich schwöre: Er saß in einem Rollstuhl Marke 1.Weltkrieg, aber er rollte, obwohl leicht quitschend, recht würdevoll an seinen Platz am Kopf des Tisches. Es wurde ein "Guten Morgen" gebrüllt, man köpfte ein Ei und es entsponn sich ein merkwürdiger Dialog zwischen Vater und Sohn.

    V: "Und?"
    S: "War ne nette Party. Hat Spaß gemacht"
    V: "Sieht man" Pause "Riecht man"
    S: "Je nun"
    Pause. Man hörte das leise Knirschen von lauwarmen Toastscheiben. Gut, dachte ich, wenigstens nicht reden müssen. Wir schlürften unseren Kaffee und alles war gut bis sich der alte Graf räusperte und einem Stabsfeldwebel Ostfront Ton frug: "Gefickt?" Mir blieb der (das?) Toast samt Orangebittermarmelade quer im Hals stecken, war ich dererlei Fragen in meinem Elterhaus doch nicht gewöhnt. Guido parierte souverän, er kannte die Frage wohl.

    S." Nö, war nix da"
    V: "Ja, und? Wie nix da? Keine Weiber? Schwulen Party, oder was?
    S. "Nein, nein. War alles ganz normal"
    V: "Und nicht gefickt? Was ist das denn?"
    S: "Hmmmpf"
    V:" Und Sie?"
    Er blickte mich an
    Ich: "Äh, nee, auch nicht."
    Pause
    V: "Komische Partys feiert ihr"

    Mit diesen Worten rollte er zurück und entschwand aus dem Frühstücksaal. Und ich sehr schnell nach Hause. Schlafen.
    Geändert von DonDahlmann (12.01.2009 um 11:59 Uhr)

  7. #7
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    wischt sich die Lachtränen aus den Augen

    Das ist wirklich sehr sehr schön. Ich schaue von meinem Fenster übrigens genau auf die Admiral-Spee-Straße. Militaristengegend. Rechterhand ist die Skagerrakstraße und ich wohne auf dem Soldatenfriedhof Langemarck. Heruntergekommene Gegend, die Namen passen insofern ganz gut.

  8. #8
    MaybachMember Avatar von Herr Uffelmann
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    Herrlich, Don,
    ebenfalls ungefickt erhebe ich meinen Milchkaffe auf Ihr Wohl!

    Und Michael Myers, ist doch der Schauspieler aus Wayns World und Austin Power (the spy who shagged me).
    Wen haben Sie den nun getroffen Van Herzen?

    shaggadelic, grrrr!,

  9. #9
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    Genau das ist die Frage Herr Uffelmann. Ich weiss es eben nicht. Es war jedenfalls weder Mike Myers alias Austin Power, noch der Michael Myers aus "Halloween", der ja von George P. Wilbur gespielt wurde, und für den ich Herrn Myers fäschlicherweise zuerst gehalten hatte.

    Wie dem auch sei, immerhin hat Herrn Dahlmanns köstliche Geschichte die Frage beantwortet, was eine gelungene Party ist.

  10. #10

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    Fest steht also nur, daß es Michael Myers war?

  11. #11
    Avatar von slowtiger
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    Don, die hustenden Vögel haben Sie von Gisbert Haefs entliehen? Ansonsten sehr fein.

    Van Herzen: Der Polanski für Gehörnte: das ist doch diser Korridor mit den Händen von rechts und links aus der Wand, in "Ekel", richtig? Fein die Metaphern verquirlt, doch.

  12. #12
    Abebe Lowumbo Avatar von joq
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    don! mit Brillantine!
    More gin in teacups

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