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Thema: Veloso, Caetano (von nahem)

  1. #25
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    Ende Juni hat Caetano Veloso im Berliner Tempodrom ein Konzert gegeben, und mit dabei waren drei seiner Söhne. Eine Kollegin, die schon oft und auch länger in Brasilien gelebt hat, war dort und fühlte sich am Ende doch ausgeschlossen, weil sie bestimmte Erfahrungen, die Brasilianer jubeln lassen oder die Tränen in die Augen treiben, einfach nicht gemacht hat.

    Ich habe Caetano Veloso das erste Mal gehört in Almodóvars Film „Sprich mit ihr“, in dem zwei sehr unterschiedliche Männer das gleiche Schicksal teilen, dass die Frauen, die sie lieben, im Koma liegen. An die Einzelheiten erinnere ich mich nicht mehr, aber einer der beiden gerät in eine Abendgesellschaft, auf der dann Caetano Veloso das mexikanische Lied „Cucurrucucu Paloma“ singt: https://www.youtube.com/watch?v=1emgUdD3_pE, das wie ein Spielwerk mit einem unerbittlichen Rhythmus sich ganz allmählich in eine hingebungsvolle lyrische Höhe hinaufschraubt, die in dem Kontext dieses Films, soweit erinnere ich mich noch, ziemlich gut funktionierte. Ähnlich schön wird es von der spanischen Sängerin Silvia Perez Cruz interpretiert: https://www.youtube.com/watch?v=C_FmwVdeC6I
    Geändert von Saposcat (16.07.2019 um 22:12 Uhr)

  2. #26
    Avatar von Klaus Caesar
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    Weil ich brasilianische Musik recht gut leiden mag, und weil ja João Gilberto, der Gottvater der Bossa Nova, neulichst gestorben ist, habe ich jetzt doch mal das Hobalala-Buch gelesen, von dem ich schon viel Gutes gehört hatte, als es vor acht Jahren erschienen ist, und es ist auch tatsächlich sehr gut.

    Marc Fischer, ein, wie man damals sagte, Popliterat, macht sich von Berlin aus auf nach Rio de Janeiro, um João Gilberto ausfindig zu machen, von dem man weiß, dass er schon seit Jahrzehnten sein Apartment fast nicht mehr verlässt, tagsüber schläft und jede Nacht zehn Stunden lang Gitarre spielt. Fischer findet ziemlich viel über Gilberto heraus, auch, wo er wohnt, aber alle Versuche, sich mit ihm zu treffen, scheitern - Gilberto weiß genau bescheid, lässt Fischer aber nicht zu sich rein.

    Fischer kann Gilberto also nur aus der Halbdistanz umkreisen, indem er sich mit dessen Bekannten, Freunden und Musikerkollegen unterhält, so auch mit Roberto Menescal. Und der sagt ihm:

    "So. Du willst also João Gilberto treffen?"
    "Ja."
    "Sei vorsichtig", sagt Menescal.
    "Warum?"
    "João ist gefährlich. Es ist etwas Dunkles an ihm. Er verändert die Menschen, die mit ihm zu tun haben. Er könnte auch dich verändern."
    "Wie das?"
    "Du wirst vielleicht für den Rest deines Lebens verdammt sein."
    Menescal lächelt nicht, als er das sagt.

    Fischer probiert noch allerhand aus, um Gilberto doch noch zu sehen, unter anderem überlegt er, ihm ein Kätzchen zu schenken. Klappt alles nicht. Er reist aus Rio ab und schreibt sein Buch, das genau wie die Bossa Nova ist: sehr locker und sehr traurig und sehr heiter und sehr schön. Marc Fischer, guter Mann.

    Kurz, bevor das Buch erscheint, stürzt er sich in Berlin aus einem Fenster, mit vierzig Jahren.

    Ich finde das einigermaßen spooky.
    Geändert von Klaus Caesar (22.07.2019 um 18:27 Uhr)

  3. #27
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Ja, das fand ich auch, dass das Buch sehr gut ist und das mit dem spooky, beides.

  4. #28
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    Tom Jobim hat in einer Doku nebenbei mal etwas über João Gilberto erzählt. Der sei komplett verrückt, was das Gitarrespielen angeht. Er habe mal einen ganzen Tag immer wieder eine bestimmte Phrase mit dem Daumen geübt, bis die Katze es nicht mehr ausgehalten habe und aus dem Fenster gesprungen sei.

    Dabei lachte Jobim.

  5. #29

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    Fischers damalige Freundin hat vor ein paar Wochen ein Art Teufelsaustreibung gemacht, weil sie immer seine Bücher hatte und wollte, dass sie weggehen, und dann kamen alle Freunde von ihm und holten sie sich ab. The story continues, das jetzt eher eine Borgesgeschichte oder so.

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