Ich gehe gerne einkaufen. Ich mag das Licht in Kaufhäusern, den Elsternblick der Frauen, wenn sie etwas Geeignetes erspähen, und ich sehe mir gerne die Ware an, wie sie in Reih und Glied im Regal steht. Jeder normale Safeways geht für mich als Museum durch, und sogar die ein oder andere Tankstelle, die etwas feilbietet hat für mich ihren Reiz. Manche meiner Freunde finden das merkwürdig, und sitzen lieber hungernd vor leeren Kühlschränken statt regelmässig einkaufen zu gehen. Ein Zustand den ich für untragbar halte. Deshalb beschloss ich auch vor ein paar Jahren, als ich im Zug nach Berlin zu einer alten Freundin sass, ihr keine Blumen sondern volle Einkaufstüten als Gastgeschenk zu bescheren. Sie wohnte damals am Prenzlauer Berg, und ich fuhr direkt vom Bahnhof zum Kaufhof am Alexanderplatz. Die Lebensmittelabteilung dort war besser als ich erwartet hatte, und ich fuhr gut gelaunt meinen Wagen durch das Gedränge. Es war Freitag abend, die Leute waren genervt. Sie hatten Hunger, waren müde, und wollten nach Hause. Sie schaufelten mit starrem Blick Essen in ihre Einkaufswägen, und fuhren sich gegenseitig in die Hacken. Erstaunlich voll war es an der Käsetheke, wie ich bald bemerken durfte. Vor mir in der Schlange standen Frauen mit vor Wut geballten Fäusten. Und ganz vorne stand Maria Schrader und kaufte Käse. Tonnenweise Käse. Sie trug einen schwarzen Ledermantel und einen Mohairpullover, und ihre Lippenstiftfarbe gefielt mir nicht. Irgendein lilastichiges Rosa, umrandete den beständig Käsenamen aufsagenden Mund. Wenn ich es richtig verstanden habe, hatte sie Gäste geladen, und wollte jetzt mit einer exquisiten Käseauswahl glänzen. Viel Ahnung hatte sie aber leider nicht. Sie radebrechte Namen, und liess sie sich dann stundenlang erklären „Wie der denn so schmecke“. 20 Minuten und eine Wagenladung später war sie fertig. Die hinter ihr Wartenden waren es auch.
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