es war eines meiner ersten konzerte. ich hatte mir die eintrittskarte dafür zum geburtstag gewünscht, nachdem ich alle songtexte zuvor auswendig gelernt hatte. es war glamour, es war pop, ich wollte wie sie werden, sexy und voller power mit einem charmanten bellenden lachen bei jeder journalistischen frage. meine eltern predigten mir, dies sei inhaltslose musik, niemand könnte da richtig spielen und die texte seien scheiße, aber ich verschlang jeden artikel über diese band, merkte mir augenfarbe, größe und gewicht ihrer sängerin, übte ihre posen vorm spiegel und ging zu unseren nachbarskindern, um bei ihnen die zdf-hitparade zu gucken, mit dem schmierigen dieter thomas heck als moderator.
es war sucht, ja es war FANTUM.
ich erinnere mich, es war april, die konzertkarte hing lange genug an meinem pinbrett von ikea wahrscheinlich, die karte war lila und mit roter farbe war ein fragezeichen drauf gemalt: die fragezeichen tour von nena. diese monroeesken seufzer zwischendurch in den liedern, gabriele kerner, widder aus hagen und nun von jim rakete gemanagt in berlin. sie mit rolf brendel als vorzeigepaar der wie ich inzwischen weiß "falschen" neuen deutschen welle, also teil des ganzen kommerzielle scheißdrecks nach den fehlfarben, der ganze "lustige" einfachgestrickte plastikpop, der sich eine zielgruppe wie mich auserkoren hatte: dreizähnjährige, zahnspangentragende, heimlich dr.sommer-lesende frühpubertierende, die auf ihren ersten zungenkuss warteten.
ok, zurück zur offenbacher stadthalle in diesem april, mein vater kam mit mir, um mich vor der bösen popwelt zu beschützen, ich saß auf seinen schultern und ballte die fäuste während der atemberaubenden joggingtouren der gabi k.
vorher riß ich mich aber los, um auf eigene faust meinem idol zu begegnen, ein autogramm mußte schon drin sein.
ich erwischte sie in ihrem tourbus samt ihrer schwester aus hagen importiert, die ihr durchaus ähnlich sah und ebenso auf die bühne mußte, nena sah mich durch das glas der busscheiben an.... und lächelte, ja, sie lächelte mich, ihren größten fan an während dem sie fernsah und einem computerspiel nachging.
aufgeregt lief ich zurück zu meinem vater, der nena immernoch scheiße fand, das konzert aber ohne murren überstand.
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