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Thema: Gstrein, Norbert (vmtl.); Köhlmeier, Michael; Menasse, Robert

  1. #1
    Avatar von Wilfried Wieser
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    Gstrein, Norbert (vmtl.); Köhlmeier, Michael; Menasse, Robert

    I think it takes really disturbed people to make great rock and roll, and Dee Dee was a greatly disturbed person, schrieb der International Herald Tribune anlässlich des Ablebens von Dee Dee Ramone von den Ramones. Die Wochenendausgabe des Tribune lag heute im Wiener Cafe Sperl noch auf, was mir gelegen kam, ich hatte sie noch nicht gelesen und konnte dies also beim montäglichen Frühstück nachholen. Ich saß an einem Fensterplatz, die Fensterplätze des Sperl sind in allen denkbaren Parametern ideal für Alleinfrühstückende, während sich die sogenannten Logen im dunkleren Teil des Kaffeehausraumes sehr gut für Gespräche eignen.

    In einer dieser Logen saß der Autor Michael Köhlmeier, er sprach über Walser, es war mir aber nicht möglich zu verstehen was er über Walser sprach, er sprach in jenem unverwechselbaren Köhlmeier-Erzählton, der zum Zuhören einlädt, obwohl ich in diesem Fall natürlich nicht zum Zuhören eingeladen war, Köhlmeier sprach zu seinem Gegenüber, einem schwarzhaarigen Mann in Turnschuhen, den ich erst als Norbert Gstrein zu erkennen glaubte, als Robert Menasse eintrat und von Köhlmeier aufgefordert wurde, Platz zu nehmen. Das Walserthema wurde dann offenbar aufgegeben, die drei Schriftsteller wechselten allem Anschein nach zu unernstem, Köhlmeier erzählte im Köhlmeier-Erzählton einen Witz, Menasse lachte laut, ich verstand leider erneut nur Fragmente, einige Witzfetzen sozusagen, die Pointe dürfte auf der klanglichen Ähnlichkeit der Sentenzen "zehn Millionen in kleinen Scheinen" und "zehn Zitronen in kleinen Scheiben" aufgebaut gewesen sein. Vielleicht hatte Menasse aus kollegialer Höflichkeit gelacht, aber doch auch recht glaubhaft.

    Ich las in diesem Moment gerade einen Artikel über den Fotografen William Klein, der sich, so der Tribune-Beitrag, als "Ethno-paparazzo" bezeichnet (Zitat: although I am not invisible people very often don't see me). Ich glaube, Menasse trug nun seinerseits einen Witz bei, Menasse weiss stets passend zu reagieren.

    Im Wirtschaftsteil stand, CARGOLIFTER sei insolvent. CARGOLIFTER ist jenes Unternehmen, das versucht hatte mit Luftschiffen im Transportgeschäft Fuss zu fassen. Ich bestellte eine zusätzliche Portion Butter sowie eine zusätzliche Portion Marmelade. Dies ist insofern erwähnenswert, als ich in 18 Sperljahren immer mit der servierten Menge das Auslangen gefunden habe, doch heute war ich hungrig. Dieser Appetit ist nicht auf die drei Autoren in der Loge zurückzuführen, vielmehr hatte ich am Vortag keine richtige Malzeit zu mir genommen. Ich war damit beschäftigt gewesen, meine über zwanzig Jahre alte Schallplattensammlung aus einem halbverfallenen Lagerraum in Wien Ottakring in ein nobles Antiquariat im ersten Bezirk zu überstellen. Dort stand eine historische Hifi-Anlage bereit, vermittels derer ich erstmals nach Jahrzehnten meine ganz alten Platten wieder hören konnte, die erste OMD oder die Schallplatten mit den Nummern "Art Attack 00001" und "Stumm 1", das sind die jeweils ersten LP-Produktionen der Labels Ata Tak und Mute. Auch die allerbeste Leather Nun von 1987 fand sich. Von den Ramones habe ich nichts.

  2. #2
    Moderator Avatar von Klede
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    Das ist gross und schoen und soll oben bleiben.

  3. #3
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    eine feine Konfitüre das.

    wenn der vermeintliche Norbert Gstrein gelacht hat, dann war er's nicht. meine ich.

  4. #4
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    als Argeninien gegen England spielen sollte, trafen Dieter und Thomas und Robertino und Robert Menasse uns im Guzzi, so war es ausgemacht. Ich kam zu spät. Wir wollten Thomas´ 60 E verwetten, ausser Dieter war niemand anwesend, er frass seinen Rotbarsch auf, ich ging ins Wettbüro, Dieter ging ins Anzengruber, ich ging wetten für die anderen 4:0, 4:1, 3:1, 3:0, 2:1, Robert Menasse hätte sicher nicht das 1:0 für England gewettet. Aber, was ich weiss, ist, dass er ein Buch von mir in seinem Bücherregal hat, in dem ich meinen feigwarzenübersäten Lümmel zeige, was für ein Renom, und was für eine Niederlage, als ich eben das Wort Renomme im Duden nachschlagen wollte, ist das ganze Bücherregal umgefallen, das war nicht schlimm, das kann man wieder einordnen, aber der kleine Taucher von Astrid ist aus dem Fenster geflogen, Renommee so schreibt sichs.


    Wilfried, sei wieder gut mit Elli Kny, sie ist nämlich eine GUTE FRAU
    Geändert von Walter Schmidtchen (11.06.2002 um 00:42 Uhr)

  5. #5
    Avatar von Wilfried Wieser
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    Die Beste. Und der vermutliche Norbert Gstrein war wohl der tatsächliche Norbert Gstrein, meine ich. Keinerlei Lachen.

  6. #6
    Avatar von Wilfried Wieser
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    Übrigens erblickte ich nach diesem Frühstück in der Mariahilferstrasse einen Herren, der EXAKT so aussah wie jener, der am Turiner Leichentuch abgebildet ist, allerdings unverwundet, jedenfalls lebend.

  7. #7
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    Schönes Frühstück.

    Meine bisherigen Versuche, einen Witz von hinten aufzurollen - sozusagen eine pointengerechte Geschichte zu finden - schlugen immer fehl. Ein dummes Gefühl. Läßt man sich den Witz dann erzählen, erscheint er fahl.
    Hier liegt der Fall anders: ich kenne den dazugehörigen Witz!
    But alas, auch das ist nicht das Gelbe vom Ei, habe feststellen müssen, daß es nur vom Lesen ablenkt.

  8. #8
    Metamember Avatar von Cat woman
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    Wirklich: gekonnt, groß abgeschwiffen! Wilfried Wieser ist auch
    ein Guter!

    geht mal wieder die Gebüschkatze wuchten

  9. #9
    Member Avatar von Sabeta
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    .

    (ich möchte nur ganz leise hier einen kleinen punkt hinterlasssen, der sagen soll, dass ich die geschichte gelesen habe, mich aber nicht wirklich traue etwas dazu zu sagen, weil in den geschichten von herrn wieser fühle ich mich immer so andächtig wie in schönen, kühlen kirchen, solche wo man nur staunend das gewölbe und die fresken bewundert und sich dann leise lächelnd wieder hinausschleicht.)

  10. #10
    Avatar von Aporie
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    Sehr schön erzählt. Geht runter wie Sirup. Aber vom Fass.

  11. #11
    Avatar von Elli Kny
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    Der Beste.

  12. #12
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    Sabeta'scher

    .

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