Schlümpfe, Smurfs, Schtroumpfs, Puffi...

[Zazie]

Du sagst es, du sagst es. Ich habe auch aus Spielstories Hörspiele gemacht, mit meiner jeweiligen Freundin, die Barbie mit mir spielte. Einige davon habe ich auch noch, die haben damals sehr oft zu albernem Gegackere geführt, wenn eine von uns was Blödes gesagt hat oder es gar zu unvermittelten Körpergeräuschen gekommen ist. Vielleicht sollte ich meiner Kindheitsfreundin mal das eine oder andere davon vorspielen. Wahrscheinlich würden wir wieder so platt auf dem Boden liegen vor Lachen wie damals.

[Spleen]

Ist ein komisches Gefühl, die alten Sachen zu hören. Ich hab noch zwei "Superhelden"-Hörspiele, die ich mit einem Freund aufgenommen hatte, mit tollen "Soundeffekten" (Topfdeckel etc.). Da waren wir noch lange nicht im Stimmbruch. Die piepsigsten Superhelden, die du dir vorstellen kannst!

[Zazie]

Gehört jetzt nicht direkt hierher, aber wo wir gerade bei Aufnahmen mit Cassettenrecordern sind, da fällt mir noch was Lustiges aus zweiter Hand ein, erzählt von einem ehemaligen Kumpel von mir, 9 Jahre älter als ich. Demnach dürften die Aufnahmen noch mit Tonband erfolgt sein.

Das Tonband hatte er zur Firmung oder Konfirmation oder irgend sowas geschenkt bekommen. Er wohnte im Haus seiner Eltern im Obergeschoss direkt unterm Dach und jeden Morgen, nachdem er das Haus in Richtung Schule verlassen hatte, ging seine Mutter ins Zimmer rauf, um das Fenster aufzureißen. Sommer wie Winter. Die meiste Zeit des Jahres fand er nach seiner Rückkehr ein Zimmer vor, dessen Temperatur sich um gefühlte 5°C bewegte. Daraufhin beschwerte er sich bei seiner Mutter, sie möge doch bitte nicht den ganzen Tag das Fenster sperrangelweit offen lassen. Aber die Frau Mama wollte davon nichts hören, denn sie war der Meinung, der Junge müsste ein gut ge- und belüftetes Zimmer haben, um gesund zu bleiben und erfolgreich in der Schule zu sein. Eines Tages hatte er die Nase voll. Tüftler, der er war, ersann er einen Montageplan, nach dem er das Tonband mit dem Fenster verbinden konnte. Keine Ahnung, wie er DAS gemacht hat, jedenfalls, es gelang ihm.

Am nächsten Morgen kam also seine Mutter ins Zimmer und wollte das Fenster aufreißen. Plötzlich geht das Tonband an und die Stimme des Kältegeplagten spricht in strengem Ton:

"Halt! Mach sofort das Fenster wieder zu!"

Die Mutter war so dermaßen erschrocken, dass sie dieser Aufforderung unverzüglich nachkam. Fortan blieb das Fenster zu und die Bude warm.

Ein andermal hatte er aus irgendeinem Grund seine Oma verärgert, die im Basement lautstark über ihren Enkel schimpfte. Jener Enkel stand eine Etage höher an der Treppe und ließ das eingeschaltete Mikro des Tonbands an seinem Kabel hinab. Anschließend kam er gemein grinsend mit dem Tonband nach unten, um der Oma ihr eigenes Gemecker vorzuspielen. Fand sie gar nicht gut und war noch saurer als zuvor.

[Spleen]

Schöne Anekdoten! Zwar nicht mit dem Tonband, aber mit einem Notizblock haben wir mal Papa bei einer Urlaubsfahrt ausgetrickst. Der beschimpfte nämlich immer in höchsten Tönen alle anderen Verkehrsteilnehmer. Also haben wir mal mitprotokolliert und ihm nachhher (in passender Stimmung) die Schimpfwortliste präsentiert. Fand er auch nicht gut, und bestimmte Schimpfwörter mussten wir ab dann nicht mehr hören! ;)

[patti]

Ich hab mal heimlich mit meinem Kassettenrecorder die Tisch- und Essgeräusche meiner Großeltern aufgenommen...
Da meine Eltern auf ordentliche Tischmanieren höchsten Wert legten, fand ich es sehr bemerkenswert, welche Geräusche die beiden Alten beim Essen so von sich gaben.
Zum Glück ist die Aufnahme nichts geworden, da die Schmatzgeräusche wohl doch nicht so laut waren, dass man sie durch das Kissen, das ich über den Recorder gelegt hatte, gehört hätte. Zum Glück deshalb, weil ich mich wohl heute noch schämen würde, hätte ich die Aufnahme meiner herzensguten Oma vorgespielt und sie damit aufs Lächerlichste blamiert.

[Zazie]

Auf einer meiner Barbie-Hörspiele mit meiner Oma ist ein lautes, deftiges Rülpsen aus der Küche zu hören, produziert von meinem Opa. Der war vollkommen entgeistert, als ich ihm das hinterher unter heftigen Lachkrämpfen vorspielte. "Wat denn... war ick det?"

Ein Klassenkamerad hat sich so ein Cassettenrecorder-Mitlauschen mal zunutze gemacht und daraus ein Hörspiel gebastelt. Ein Hörspiel produzieren, das stand damals gerade im Deutschunterricht auf dem Programm und das war eine richtig kreative Sache. Jedenfalls, dieser Klassenkamerad ließ im Deutschunterricht ein Band mitlaufen. Heraus kam ein Hörspiel der folgenden Art:

"Mann ist das heiß heute... warum kriegen wir bloß kein Hitzefrei, ich zerfließe ja schon...

(Ermahnung der Lehrerin an eine Klassenkameradin)
Hähä, jetzt hat die Lehrerin eine meiner Mitschülerinnen beim Nasebohren erwischt, geschieht ihr ganz recht, das kommt davon...

Es wird immer heißer... ich sehe schon bunte Ringe vor meinen Augen tanzen... sie rotieren alle nach rechts... (diese Stelle war mit schön viel Hall versehen)

BUMS!

Was ist nur passiert? Ich finde mich am Boden wieder und bekomme gerade noch mit, wie mein Banknachbar unablässig an meinem Ärmel rüttelt.

Gerade haben sie Hitzefrei ausgerufen. Die ganze Klasse jubelt. Nur ich nicht, denn ich muss noch eine Stunde nachbleiben.*"

*"Nachbleiben" war das Schlagwort eines anderen Lehrers. U. a. ließ er nachbleiben, wenn wieder mal ein Schüler beim Kippeln vom Stuhl geflogen war.

Beim letzten Klassentreffen sprach ich den Macher des Hörspiels darauf an und er war schwer beeindruckt, dass ich das noch so genau wusste.

[Spleen]

Mein Papa, der Witzbold, hat oft bei Familienfesten ein Tonband mitlaufen lassen. Dem habe ich zu verdanken, dass ich quasi per akustischer Zeitreise der Familienfeier nach meiner eigenen Taufe beiwohnen konnte, sowie diversen Weihnachtsabenden, in denen ich mich hauftsächlich als quiekendes Kleinkind betätige. In der Tauf-Aufnahme habe ich mich geschickt in den Mittelpunkt gespielt: nachdem mich dauernd irgendwelche Leute lobten, wie brav ich essen würde, wurfe mir dann schlecht!!! Allgemeines Chaos und Gequieke meiner Schwester! Genial!

Zum Aufnehmen von Tischgesprächen: das wird meistens ziemlich grausig. Bei uns klang es meistens so, als würden alle ohne Rhythmus mit Messer und Gabel auf Tassen und Teller einschlagen!

[Zazie]

(Stimme des Vaters) Ach der kleine Burkhard, ja dutzidutzi, guck doch mal, wie brav er isst... (Stimme der Tante) Ja genau, so ein fleißiger Esser, die ganze Flasche hat er leergetrunken. Aus dem wird mal was! würg (Stimme des Vaters) Ach du lieber Gott, was ist jetzt das? Hey, der spuckt ja! Mama, schnell, hol man 'nen Wischlappen, unserem Sohn ist schlecht geworden! plärr (Stimme der Oma) Armes Burki-Burschi, hast du aua Bauchi, ja? Wo bleibt denn jetzt der Lappen, der arme Junge hat sich ja ganz vollgespuckt... (Stimme der Schwester) Pipi! (Stimme der Mutter) Hier ist der Lappen, ach mein armer Kleiner, wie ist denn das passiert... (Stimme der Schwester, eindringlicher) Pipi! (Stimme der Mutter) Was, Pipi musst du? Auch das noch... Papa, ich geh mal schnell mit der Kleinen aufs Töpfchen, könnt ihr hier mal zusehen, dass Burki in Kürze wieder auf einer trockenen Unterlage liegt... (Stimme der Oma) Ich mach ihm ein Fläschchen mit Kamillentee! Komm Burki, komm zur Oma, wir beide gehen jetzt einen Kamillentee für dich kochen... (Schritte, plärren verhallt, Oma summt).
usw.

Das ist wirklich genial Spleen! Solche Tonaufnahmen sind das, was heutzutage Videos sind. Was ja auch ganz schön ist. Aber Tonaufnahmen regen mehr die Fantasie an.

[Spleen]

Erstaunlich gut getroffen, Zazie! Wenn man noch ein paar süddeutsche Redewendungen ("Mein Gott, jetzt speibt er!") einstreut und bedenkt, dass meine Schwester ja ein paar Jahre älter war und eher mit unpassender Ironie ("Das riecht hier, guuut!") auffiel, hat man das Original!

Es ist auch amüsant auffällig, dass die Erwachsenen wohl so abgelenkt und aufgedreht waren, dass sie Klein-Spleen viel zu lange fütterten, er aber wohl von Opa und Oma so gut unterhalten wurde ("Kuckuck, Schau nur, Burkhard, das ist eine Brille!"), dass er auch zu lange mitspielte. Man kann die Katastrophe also so richtig schön kommen hören.

Sehr hübsch ist auch eine Weihnachtsfestaufnahme, bei der ich mit ca. 4 eine Indianerausrüstung bekam. Die "Bärenzahnkette" ziehe ich mir gleich über den Kopf, ohne nach einem Verschluss zu suchen, worauf die Teile der Kette im ganzen Wohnzimmer zu suchen sind. Ja, ich muss in diesem Alter sehr nützlich gewesen sein... ;)

[Zazie]

Hahahahaha! Herrlich Spleen einfach herrlich! Ich wünschte, ICH hätte noch solche Aufnahmen von mir. Wie ich schon mal woanders schrieb, das Originellste, was es von mir noch gibt, sind die Interviews zur Hitparade und Disco, mit denen ich meine ganze Familie nervte. Und damals war ich schon so 10 Jahre alt.

[Spleen]

Klingt aber auch gut! Jetzt hatte ich so einen schönen Vortrag von Opas Fotografierritual eingegeben, aber der ist angestürzt. Hatte ich das schon mal erzählt? Wenn nicht geb ich´s bald ein!

[Zazie]

Ja, ja, bitte nicht vorenthalten!