Schimpf, Björn-Hergen (kein Sex mit Nadja)

[Mr. Knister]

Ich saß neben Björn-Hergen Schimpf im Kaffee und rauchte eine Zigarette. Dreitagebart, schwarze Hose, schwarzes T-Shirt, schwarzes Jackett, runde Brille. Was er trug, weiß ich nicht mehr genau, ein eher unauffälliger Typ. Wir musterten uns freundlich und ich dachte darüber nach, ob ein Engagement bei Bild am Sonntag einer Karriere nun dienlich ist oder eher nicht. Ob er einsam ist, fragte ich mich. Ein bisschen wirkte er so.

Irgendwie kam mir Nadja in den Kopf, vielleicht wegen der Musik aus dem Lautsprecher. Ich kenne Nadja von früher, heute spielt meine kleine Tochter gelegentlich mit ihrer Leila im Sandkasten auf dem Spielplatz zusammen. Da passt dann Leilas Oma auf, Nadja selbst habe ich auf dem Spielplatz noch nicht gesehen. Die Oma, wie Nadja eine bildhübsche Frau, und ich reden immer ein paar Worte zusammen. Sie sieht Nadja auch selten, sagt sie. Seit sie bei den „No Angels“ mitsingt, macht sie sich rar. Gar nicht so schön, auch für Leila nicht. Wie alt Nadja heute wohl ist. 22? 24? Wie die Zeit vergeht, dachte ich.

Björn-Hergen Schimpf stand auf. Er nickte mir zu. Ich trank meinen Kaffee aus und rauchte noch eine Zigarette. Natürlich ist er einsam, dachte ich, sonst würde er nicht fremde Leute grüßen. Vielleicht hatte er auch gesehen, dass ich das mit der Bild am Sonntag wusste und es war ihm peinlich. Und Nadja? Ist sicher auch einsam. Für sie ist die Bild-Karriere sicher förderlich für alles andere. Achja. Ob ich sie irgendwann doch noch einmal mit Leila im Sandkasten treffe? Sicher werde ich dann an Björn-Hergen Schimpf denken. Der träumt davon, die Rallye Paris-Dakar mitzufahren. Wohin man sieht: Sand, nichts als Sand.

[Klingeltonk]

Entweder bin ich zu blöd, die Geschichte zu verstehen oder einige entscheidende Verbindungsstücke wurden vom Sand zugeweht.

[Murmel]

Na, schon wieder dieser Kerl...

[Mr. Knister]

Ich weiß nicht, wo das Problem liegt. Ich drücke immer "Text erstellen ohne Hilfe", und dann lege ich los.

[Herr Uffelmann]

Das hat auch ganz gut geklappt diesmal Mr. Knister. In Ihrer Geschichte passiert nichts, das ist aber recht schön beschrieben.

[Pauli]

Wacker weiter, werter Knister!

[DREA]

Also ich mach mir ja manchmal ebenfalls so meine Gedanken darueber, ob Stars und Sternchen nicht vielleicht auch so ihre Probleme haben. Zum Beispiel kuerzlich, als Maggie Chen in derselben Hotelhalle sass wie ich. Sie war ganz in beigefarbene Seide (Armani?) gehuellt und trippelte nervoes mit ihren Bruno Magli Schuhen. Was ich anhatte weiss ich nicht mehr, wahrscheinlich was Schwarzes, schliesslich nennt man die Kleiderschraenke der sog. Kreativen nicht umsonst seit etwa 15 Jahren schwarze Loecher der Unauffaelligkeit.
Ich war leicht verkatert und nippte an einem Grapefruitsaft, Maggie sah auch nicht ganz frisch aus und trank irgendwas mit Tomate. Ich laechelte ihr aufmunternd zu und sie laechelte zurueck, ein wenig faltig um Mund und Augen. Wahrscheinlich hat ihr die Plapperei des Schoenheitsarztes in der vorletzten Ausgabe von "Next" zugesetzt, dachte ich so. Oder die Aussage ihrer, uebrigens ebenfalls bildhuebschen filipinischen Putzfrau, dass Maggie in letzter Zeit ueberhaupt keine Zeit mehr fuer die beiden Yorkshire Terrier habe.
Frueher hatte Maggie ihre Hunde ab und an selber zur Abkotwiese im Park gefuehrt. Dorther kannten wir uns vom Sehen und gelentlichem Wortwechsel, denn mein daemlicher Neufundlaender hetzte die Terrier gerne durch die Gegend. Wie alt waren die wohl jetzt? Menschenskind, wie die Zeit vergeht, dachte ich.
Dann kam Wang und ich musste in's Meeting. Maggie und ich laechelten einander noch mal zu; ich fragte mich, ob sie wohl auch von endloser glasklarer Leere im Kopf traeumt, und schluckte schnell noch ein Aspirin.