Wenn irgendwo wichtige Ausstellungen eröffnet werden, ist stets ein großes Prominenten-Ach-Sie-auch-hier-Hallo angesagt. So auch vor zwei Tagen bei der Eröffnung der "World Press Photo" in den heiligen Hallen des Hamburger Gruner & Jahr Verlagsgebäudes. Aus der Masse einheitlich großer Medienvertreter stachen die doch hochgewachsenen Uli Wickert und Ronald Schill deutlich heraus. Über letzteren möchte ich hier nicht viele Worte verlieren, er war damit beschäftigt, sich von einer Dame und einem Herr Bilder erklären zu lassen.
Allerhand großformatige Bilder waren zu sehen, darunter natürlich der Gewinner, jenes Bild von dem afghanischen Kind, das in einem pakistanischen Flüchtlingslager zur letzten Ruhe gebettet wird, und freilich viele Fotos von Flugzeugen und dem, was sie anzurichten vermögen. Und es gab reichlich Getränke und ein Buffet, betreut von vielbeschäftigten Catering-Mitarbeitern. Alle Hände voll hatten die zu tun. Ich war mit einer Freundin da.
Nach dem Betrachten von nicht mehr existierenden Türmen dürstete es uns. Also gingen wir zur Bar, sie wartete geduldig darauf, von den Thresendamen beachtet zu werden, ich geduldig dahinter. Als sie nach einer ganzen Weile endlich in den Aufmerksamkeitsbereich jener Mädchen gerückt war und gerade "zwei Weißwein, bitte" sagen wollte, hatte Uli Wickert seinen Auftritt. Rüpelhaft drängte er sich durch die Massen, kam genau neben meiner Freundin zum Stehen und brüllte über den Thresen:
"KANNICHMAVIERBIERHAMBIDDE!!"
Um gleich darauf in das hübsche, aber gerade sehr genervte Gesicht meiner Freundin zu blicken. Bei den Thresenmädels hat er damit allerdings Eindruck geschunden, denn von denen drängelten sich gleich zwei darum, den Tagesthemen-Guru bedienen zu dürfen. Die Verliererin dieses Wettbewerbs musste sich dann damit begnügen, uns dahergelaufene Medien-Loser mit Weißwein zu versorgen.
Kein Benehmen, der Mann.
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