Red Hot Chili Peppers

[gr!]

Es traf sich, daß ich nachmittags in Köln in der Lounge eines Hotels (keine Ahnung mehr welches) auf dem Sofa sass.
Es war ein heisser Sommernachmittag und auf den anderen Elementen der Sitzgruppe sassen die Red Hot Chili Peppers. Also drei davon. Der Gitarrist nicht. (Das war der, der immer diese Zipfelmütze aufhatte).
Viele Meter über unseren Köpfen hing starr und stumm die Decke des Eingangbereichs und hier unten in der Lounge war auch nicht mehr los.
Das Ausmaß der Langeweile, das die drei in den Minuten des Sitzens empfunden haben mussten, muss schrecklich gewesen sein: Sie sassen da rum und sassen und sassen und guckten und ab und zu sagte einer einen amerikanischen Slanggrunzlaut und ein anderer antwortete mit einem anderen Grunzen.
Da kam die junge, unerfahrene Bedienung vorbei und fragte ob jemand einen Wunsch hätte.
Der Schlagzeuger hatte einen und bekam flugs ein Fläschchen Mineralwasser und ein kleines Glas mit niedrigem Rand hingestellt.
Jetzt sassen da ausser mir, die Red Hot Chili Peppers ein Glas mit niedrigem Rand und ein Mineralwasser und alle langweilten sich. Eigentlich wäre die Geschichte hier zu Ende, aber der Schlagzeuger erbarmte sich. Nahm er doch tasächlich dieses kleine Glas mit niedrigem Rand und schüttete einen Schluck Mineralwasser ein. Ob er daraus trank und den Vorgang mehrmals wiederholte, kann ich nicht mehr sagen.
Jedenfalls schleuderte er den Schluck Wasser aus dem Glas weit nach oben bis knapp unter die starre, stumme Decke der Lounge, wo das Flüssigkeitsbällchen, das erstaunlicherweise zusammenblieb, jede Millisekunde der Schwerelosigkeit auskostete um dann leicht zu diffundieren und als amorphes Häufchen wieder in seinem Glas landete.
Wenige Minuten später stiegen die Red Hot Chilli Peppers in ein Auto und wurden weggefahren.
Jaja.

[MC Hausmacherleberwurscht]

Und niemand hat sich ein Chili bestellt?

[gr!]

kein chili.
vielleicht hatten die keine lust chilis zu bestellen. bestimmt haben die zu hause in minesota oder wo die herkommen ganze chilifelder, die sie tagaus tagein bestellen müssen, mit hirschen und bisons drauf für das carne zum chili, da kann ich verstehen, daß die in deutschland mal keine lust haben chili con hirschcarne zu bestellen. kann auch sein, daß sie auf eine kölner chilifarm gefahren sind um sich fortzubilden oder in den kölner wald um deutsche hirsche zu erlegen.
wer weiss?

[Ustinov]

Wie kam es denn zu der Gelegenheit, sich gemeinsam zu langweilen?
Ein wenig mehr Hintergund könnten sie, lieber gr, schon zeichnen.
Geschichten sind Geschichten sind Geschichten. Literatur kann, muss aber nicht.

[gr!]

also gut.
Im wirklichen Leben bin ich Hirschkuhmuschiduftverkäufer und die Red Hot Chili Peppers wollten im Kölner Forst Hirsche antreffen. Aber ohne Hirschkuhmuschiduft geht das nicht. Darum bin ich ins Hotel gefahren, habe das Zeug auf Ihre Körper aufgetragen und dann haben wir uns in die Hotellounge gesetzt und auf Hirsche gewartet und als keine vorbeigekommen sind haben wir angefangen uns zu langweilen und Mineralwasser in die Luft geworfen.
Das ist alles.

[Tristram Shandy]

Bravo, gr!
Ich habe diese Geschichte auch ohne Hirschkuhmuschiduft sehr gerne gelesen.

Eine Miniatur. Manchmal passiert eben nicht mehr. Und in ihrer Lakonizität ist das doch so alles ganz prima!

[Mr. Knister]

Hm. Ich bekomme so langsam eine Ahnung davon, warum ich mit Combos wie der beschriebenen so herzlich wenig anfangen kann. Ich kann allerdings auch mit der Beschreibung von Combos wie der beschriebenen herzlich wenig anfangen.

Grunz. Spritz. jaja.

[DREA]

Haette man in seiner schoenen Ereignislosigkeit so stehen lassen koennen.

[Ustinov]

@Drea:
"Schöne Ereignislosigkeit" halte ich allerdings für ein vergiftetes Kompliment.
Mehr Hintergrund heißt wissen, wie es zu diesem Stilleben
kommen konnte.
Zu herkömmlich?
Zu wenig Wochenendbeilage?
Eben.

Und wenn ich mal eben dogmatisch werden darf:
Sehen wir denn hier überhaupt die Bestimmungen des Paparazzitums erfüllt?

[DREA]

Nun sein se mal nicht gleich so ungnaedig, Herr/Frau Ustinov! Dachte immer, dass es beim Paparazzen darum geht, Prominente ( mit denen man weder verwandt ist,,noch mit ihnen schlaeft oder sonstwie arbeitet) bei mehr oder weniger sinnvollen Taetigkeiten zu beobachten, und diese Beobachtungen hier zu schildern. Hat Gr! gemacht, fand ich voellig in Ordnung. Warum solche Begegnung zustande kamen und ob die Beobachteten nun vielleicht fettige oder gar keine Haare hatten, das ist natuerlich immmer nett zu erfahren. Muss allerdings gestehen dass ich auf weitere Erlaueterungen der Marke "Hirschkuhmuschiduftverkaeufer" nicht allzu neugierig bin.

[DonDahlmann]

Aha Ustinov,
ich darf sie darauf aufmerksam machen, das man in ihrer Geschichte über Peter Patzak auch nicht gerade umkommt, vor Details, Geschichten. Man liegt auch nicht gerade auf den Knien was den Plot angeht.

[gr!]

zum thema hirschkuhmuschiduft kann ich übrigens nix weiter sagen. ich hab mir das nur so einfallen lassen. in wirklichkeit kenn ich mich da gar nicht mit aus.




_________________________________
soweit ich weiss hatten die keine fettigen haare. zumindest die, die ich gesehen habe und ihre tattoos hatten sie auch nicht an.