Dirk von Foerster gab hier den assoziativen Anstoss, mich dieses Erlebnisses zu erinnern. Oder besser ein Bild wieder aufzurufen, das unter tausend Schichten sonderbarerweise noch aufrufbar ist: Peter Kubelka steht an der Theke, klein, quirlig, grauhaarig, sein Glas in der Hand gestisch bei jedem Satz mitschwenkend. Und erzählt den geifernd an seinen Lippen hängenden jungen Studenten diese unfassbare, banale und blöde Urban Legend von den Eskimos, die ihre Ehefrauen aus Höflichkeit ihren zur nächtlichen sexuellen Erbauung anböten. Bruhaha, die Studenten wittern das Zotige, laufen in hellen Scharen herbei, amüsieren sich schenkelklopfend, denn er teilt eine Geschichte mit ihnen, er erhebt sie. Macht er sie glücklich?
Da steht er nun an der Theke, der Meister. Ein wenig verloren vielleicht, denke ich heute. Hat er sich nicht eine schützende Stelle im Raum gesucht? Zwischen dem Ende der Theke und einem Fenster, das Hinterland der Bar im Rücken. Gerade hat er noch vor einem Saal gesprochen, der so voll war, dass ich nur auf den Zehenspitzen stehend ein ganz klein wenig Meister sehen konnte. Von dem Vortrag, zu dem er geladen war, an meiner Schule, die sich hartnäckig Universität nennt, habe ich nahezu nichts gehört. Zu viele Menschen zwischen mir und dem Sprechenden. Über Film hat er geredet und übers Kochen. Das ist gut, das hätte ich hören wollen, und so lungere ich nach dem Vortrag in der Nähe des Gastes in eben jener studentischen Bar herum, in die das studentische Volk den Vortragenden geladen hatte. Ob ich nicht doch noch etwas erhaschen könnte. Worte, Gesten, Ideen vielleicht. Ergattere eine Bierflasche, während die Menschen um mich herum, nein: um den Meister herum immer mehr werden. Der erzählt. Dies und das. Biere, Spritzer und Slivovitz wechseln die Thekenseite. Der Meister berichtet ein wenig aus seinem Leben, aus fernen Weltgegenden. Auch ich bin voller Bewunderung, die schließlich zerbröselt in jenen Sätzen: die Eskimos! Die Eskimos nämlich (wenn er wenigstens Inuit gesagt hätte! Oder Yupik. Dann hätte man sich einbilden können, die Geschichte hätte irgendwo auf der Welt einen realen Hintergrund haben können), wenn sie Gäste hätten, würden diesen ja die eigene Ehefrau überlassen, über Nacht, aus Höflichkeit.
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