Man muss Ulf Poschardt nicht unbedingt kennen. Er schrieb einige Bücher, zuletzt eines über Sportwagen, glaube ich. Vor einigen Wochen sah ich ihn in der Berliner Paris-Bar.
Es ist faszinierend, wie stark eine Negativ-Ausstrahlung sein kann. Poschardt strahlt ein vollkommenes Blasiertheits-Konzentrat ab, ein bis auf die Atome seines Körpers absolut gleichgerichtetes "Ich bin der Beste". Hierzu nutzt er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel, sei es der Gesichtsausdruck, die Gestik, die Körpersprache.
Nun gibt es durchaus Menschen, die das dürfen. Menschen, die aufgrund einer kreativen Außergewöhnlichkeit dem Normalen entrückt sind. Aber das faszinierende an Ulf Poschardt ist, dass er zu der genannten Blasiertheit auch noch rasende Inkompetenz, schwerste Hohlheit und brutalstmögliche Simplizität verkörpert.
In dem heute bereits genannten Buch "Mesopotamia", Hg. Christian Kracht, gibt es eine Fotostrecke vom ebenfalls anstrengenden, aber talentierten Rainald Goetz. Die Fotos entstanden auf einer Buchmesse in Frankfurt. Eines der Fotos zeigt Poschardt. Goetz ist es gelungen, die Nullmaligkeit Poschardts einzufangen, einzufrieren, zu zementieren.
Er hat eigentlich, als ich ihn in der Paris-Bar sah, nur ein Glas Champagner getrunken. Mehr war nicht. Aber er hat mich kühl, ja kalt werden lassen, für mehrere Tage.
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