Es war an einem kalten, nebligen Novembertag, meinem letzten, in London. Gerade überquere ich die Downing Street als mir auffällt, dass die Zyprioten, die seit ich in der Stadt lebte und wohl auch schon länger, 24 Stunden am Tag gegenüber der Einfahrt in einem kleinen Zelt demonstriert hatten, verschwunden waren. Was war passiert? Warum haben sie diese so beeindruckende Präsenz aufgegeben? Was stand doch gleich auf den vielen, immer gleichen Handzetteln, die sich in meiner Tasche türmten? Sind sie freiwillig gegangen oder wurden sie vertrieben? Zuviele Fragen, um einfach so weiter gehen zu können – also blieb ich stehen, sie zu sortieren. Da hörte ich auch schon den Warnruf, quietschende Bremsen, aber zu spät, der dunkelrote Jaguar schnupperte bereits an meinen Kniekehlen. Erschreckt – wie könnte man da auch nicht erschrecken – drehte ich mich um, als Gordon Brown aus dem Inneren entstieg - besorgt gerunzelte Stirn, müde und angespannt - ein Polizist auf mich zusprang, er allerdings eher verärgert. Wahrscheinlich hielt er mich für eine Touristin, die noch schnell einen Blick auf die englische Politprominenz werfen wollte, und sich deshalb dem Finanzminister vors Auto gestellt hatte.
Ich war zu perplex, um etwas sagen zu können, und ging zur Seite, meine Unverletztheit nur durch leises Kopfnicken bestätigend.
Dann fuhr Gordon Brown freundlich hupend an mir vorbei, und ich ärgerte mich, dass ich nicht nach dem Verbleib der Zyprioten gefragt hatte.
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