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Thema: Krug, Manfred (ist ungehalten)

  1. #1
    Avatar von Klingeltonk
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    Krug, Manfred (ist ungehalten)

    Angeblich ist Manfred Krug längst nicht so nett, wie er tut, und die nachfolgende, kleine Geschichte wird auch davon erzählen. Es soll aber nicht nur eine Manfred-Krug-Geschichte werden, sondern auch die Geschichte einer Schuld, die sich aus der verpaßten Gelegenheit ergibt, einmal jemanden zu sagen: „Was bildest du dir eigentlich ein, du blödes Arsch?“ Vor allem aber ist diese Geschichte der eigentlichen Hauptperson gewidmet, einem höflichen Paparazzi, von der alten Schule.

    Wir standen am Hamburger Flughafen, es war ein stürmischer, verregneter Spätnachmittag und am Schalter hatte sich eine lange Schlange gebildet. Da stellte sich Manfred Krug direkt hinter uns. Verärgert blickte er um sich, ob er nicht sofort und jetzt nach vorne zum Schalter gerufen würde, und als es wegen der üblichen Komplikationen des Handgepäcks wieder einmal länger dauerte, schnaubte er wütend und murmelte böse etwas Unverständliches. In diesem Moment trat ein älterer Mann auf ihn zu. Er öffnete ein Album, hielt einen Stift bereit und fragte leise: „Entschuldigen Sie, Herr Krug, könnten Sie mir bitte ein Autogramm geben?“

    Es ist notwendig, an dieser Stelle die Geschehnisse einen Moment lang einzufrieren und sich diesen alten Mann etwas genauer anzuschauen. Ihr kennt vielleicht diese plötzlichen Situationen mit unbekannten Menschen, in denen blitzartig alles auf einmal offensichtlich ist und das ganze Leben, die ganze Geschichte dieser Menschen wie ein offenes Buch vor euch liegt. Der alte Mann war recht klein, hager, er trug einen hellen Anzug, darüber einen blauen Mantel, insgesamt Kleidung jener Art, die man früher einmal als einfach aber sauber bezeichnet hat. Als er auf Manfred Krug zutrat, hatte er sogar kurz seinen ebenfalls blauen Hut gezogen, sich etwas gebückt und dann das bereitgehaltene Album aufgeklappt. Er gehörte zu jenen Menschen, die vielleicht noch Gnädige Frau sagen und leise und unbemerkt durch das Leben gehen, die auf eineinhalb Zimmer leben und sich unglaublich freuen, wenn sie eine Flasche Wein zu Weihnachten geschenkt bekommen. Es war völlig klar, daß er seine Nachmittage hier auf dem Flughafen verbrachte, in seiner Hoffnung, von Prominenten ein Autogramm zu bekommen.

    Manfred Krug drehte sich noch nicht einmal um.
    „Was quatschen Sie mich hier von der Seite so blöd an?“ nörgelte er.
    „Wer sagt denn, daß ich Manfred Krug bin?“ setzte er nach, noch etwas lauter.
    Der alte Mann erstarrte, hielt noch immer das Album unterschreibbereit.
    „Es ist eine Unverschämtheit, mich hier zu belästigen.“
    „Verschwinde, sonst laß ich die Aufsicht kommen!“
    Das wäre die Sekunde für eine kurze Unterhaltung mit Herrn Krug gewesen. Für eine kurze, unfreundliche Unterhaltung. Das sind diese blitzartigen Gelegenheiten, über die man sich im nachhinein sehr ärgert, und sich dann nachher sagt: nichts auf dieser Welt wäre dadurch besser geworden, aber es war richtig so. Ich habe nichts gesagt. Auch die anderen nicht. Und dann war es schon vorbei. Der alte Mann wich erschrocken zurück und ging rasch beiseite, das Album noch immer aufgeklappt in den Händen.

    Ich möchte die Gelegenheit nutzen, diesen unbekannten alten Mann in dem blauen Mantel für einen Ehren-Paparazzi (Paparazzo?) vorzuschlagen. Und ich wünsche ihm die tollsten Autogramme. Nicht vom doofen Krug, sondern von Madonna, dem Papst, Elvis. Alles Gute.

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

  2. #2
    Avatar von Die Wucht
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    Ich habe mir ganz fest vorgenommen, heute nicht zu weinen.

    So geht man doch nicht mit Menschen um.

    Klingeltonkomponist, wollen Sie nicht noch kurz im Beichtforum vorbei schauen, weil Sie erst heute und hier und nicht damals und dort sich für den Herrn in die Bresche schlugen? Ich bin sicher, es wird bloss eine milde Busse geben.
    "Mir läuft ein metaphysischer Schauer über den Rücken."

  3. #3
    Moderater Avatar von Murmel
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    Eine schöne Geschichte, Herr Komponist. Vielleicht ist es die Atmosphäre am Flughafen, die die Prominenten dort so erschreckend unfreundlich macht.

  4. #4
    Avatar von Klingeltonk
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    Sie haben ja schon recht, geehrte Wucht.
    Aber wie soll man eine alte Feigheit mit einer neuen Buße aufwiegen? Nein: verschissen ist verschissen!

  5. #5
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    In einer solchen Situation sollte man den Krug mit seinen eigenen Waffen schlagen! Als erstes eröffnet man:
    "Ach, das fiel mir ja garnich auf, SIE, der KRUG!" um dann hart zu kontern "gut das ich Sie treffe ich hätte da nähmlich eine Frage: Sagen Sie mal, wie ist das denn jetzt genau mit diesem TDSL-Tarif von der Telekom? Meine Frau sagt da kricht man jetzt n Telefon dazu geschenkt! Stimmt das wirklich? Sie müssen das doch wissen! Und ausserdem hab ich da noch ne Frage zu der einen Funktion an meinem Handy, T-D1 is klar,ne...."
    höfliche Paparazzi zu terrorisieren ist gemein, aber allein schon dafür, dass dieser man uns mittels des Werbefehrnsehns das Grauen in unsere Wohnstuben bringt soll er büßen!!

  6. #6
    Avatar von Aporie
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    Klingeltonkomponist - ein Meister des Einfrierens.
    Manfred Krug wünsche ich den Kältetod.

  7. #7
    Member Avatar von Reno Schmittchen
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    Vor einigen Jahren recherchierte ich mal etwas zum Thema Manfred Krug und stieß dabei auf jemandem, der im gleichen Haus wie Krug wohnt(e). Offenbar war Krug ob seiner "freundlichen" Art im ganzen Haus sehr beliebt. Mehr weiß ich dazu leider nicht, mich interessierte bei der Recherche nur Krugs Anschrift, und als ich die hatte war ich zufrieden.
    Geändert von Reno Schmittchen (31.01.2002 um 12:33 Uhr)

  8. #8
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Schöne Geschichte, schön geschrieben.
    Aber, Klingeltonkomponist, müssen Sie denn unbedingt Klingeltonkomponist heissen? Ah, Sie müssen? Gut, dann heissen Sie eben Klingeltonkomponist.
    Schöne Geschichte, wirklich.

  9. #9
    Avatar von Larry Erbs
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    Irgendwann wird dieser kleine Herr mal in eine grosse Fernsehshow eigeladen, als der Autogrammsammler vom Hamburger Flughafen. Er plaudert dann aus dem Nähkästchen. Er wird dann erzählen dass Manfred Krug ein äusserst unangenemer Zeitgenosse ist. Bild geht der Sache nach, findet noch andere Quellen und titelt: "Manfred Krug ist eine richtige Sau."
    Schön wäre das. Schön auch diese feine Geschichte.

  10. #10
    Member Avatar von Reno Schmittchen
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    Wenn der alte Herr dort regelmässig wegen Autogrammen ist, sollte er leicht zu finden sein. Klingeltonkomponist, wie lange ist das her? BILD, übernehmen Sie! Ich fände toll, wenn er dann selber ein bisschen prominent würde und jemand bäte ihn um ein Autogramm.

    Übrigens stand M. K. schon mal vor Gericht, weil er auf einen Autofahrer los gegangen war, der ihm irgendwie lästig erschien. Hat auch, meine ich, eine saftige Geldstrafe bekommen.
    Geändert von Reno Schmittchen (31.01.2002 um 13:16 Uhr)

  11. #11

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    Mein Gott, man wird ja wohl mal schlechte Laune haben dürfen!

  12. #12
    Member Avatar von Reno Schmittchen
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    Tagesspiegel, 6.3.2001:

    Krugs cholerische Anfälle sind gerichtsbekannt. In Berlin ohrfeigte er einen Autofahrer und musste 6000 Mark Strafe zahlen. Ein andermal bremste er mit seinem großen Mercedes einen kleinen Golf-Fahrer aus und beschimpfte ihn als Idioten, Schwein sowie mit einem Ausdruck, der hier nicht zitiert wird. Das kostete ihn 25 000 Mark. Außerdem soll er Streit mit Mietern gehabt haben, die seine Mieterhöhung nicht akzeptieren wollten, und auf der Reeperbahn soll er einem Fotografen Prügel angedroht haben.

    "Mal schlechte Laune haben" würde ich das nicht nennen.

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