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Thema: Jens, Walter (Eschenburg)

  1. #1
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    jens, walter ; eschenburg

    Walter Jens

    Bei der Familie Jens war ich einmal zum Mittagessen eingeladen, weil eine Freundin mit dem Sohn Tilman befreundet war und wir gemeinsam auf dem Weg von Konstanz nach Frankfurt in Tübingen Station machten.
    Es war das Jahr 1987 und mit dabei war der Freund Walter Albair. Es war keine grosse Sache das Haus Jens zu betreten. Durchaus keine protzige Villa, sondern so, wie ein Professor zu wohnen hat. Hecke, Garage, Waschbeton, Rosen.
    Herr und Frau Jens, deren zweiter Name Behaglichkeit zu sein schien, empfingen uns ohne grosse Förmlichkeit und bald saß ich an einem Mittagstisch, an welchem auch neben den o.g. Personen noch der alte Professor Theodor Eschenburg Platz genommen hatte. Man stellte einander vor, aber mit den Namen konnte ich damals noch nichts anfangen, legte gleichwohl im Folgenden ein rezeptives Verhalten an den Tag, was kein Fehler war.
    Es gab u.a. Erbsengemüse und ich hörte dem zugehörigen Gabelgeklapper der Tischgesellschaft zu und sah viele Erbsen herumrollen.
    Herr Eschenburg sah mit seinem weissen Haarschopf fast aus wie der späte Ernst Bloch, sprach sehr viel und vor allem von seiner Bekanntschaft mit der Familie Mann aus Lübeck, die er offenbar allesamt kennen gelernt hatte. Wäre ich damals nicht so dumm und neunzehn gewesen, hätte ich sicher mehr dazu gefragt.
    Herr und Frau Jens waren wunderbar vor- und nachsichtig mit uns jungen Leuten und haben uns nicht mit ihrer Wichtigkeit bedrängt.
    Im Gegenteil: Irgendwann stellte Walter Jens, wohl um die Situation ein wenig aufzulockern, an meinen Freund Walter Albair die Frage „und wie finden sie den Namen Walter?“, worauf der antwortete „das ist eine peinliche Frage“.
    Da auch Herr Eschenburg in diesem Augenblick gerade nichts sagte, trat ein kurzes Schweigen ein, welches von Tilman Jens mit dem Satz „das war eine peinliche Antwort“ in allgemeines Gelächter gelöst wurde.
    Das Essen war sehr gut, alle Anwesenden waren ausgesprochen sympathisch und ich würde eine erneute Einladung in diesem Hause jederzeit und ohne zu fragen annehmen.
    seven

  2. #2
    Member Avatar von Der Minnen vederspil Isot
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    wenn Sie erlauben, mir war als hätt der Himmel die Erde still geküsst
    lameir daz ist min not

  3. #3
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    Originally posted by Der Minnen vederspil Isot
    wenn Sie erlauben, mir war als hätt der Himmel die Erde still geküsst
    Oha, Mittelhochdeutsch war meine Stärke so richtig nie. Hab's mal gelernt, gleich vergessen, hab' gelebt und nie dran gedacht.
    Wie schön wär's, könnte ich erzählen, dass Jens (Walter, nicht Tilman!) "ic gehorta dat sägen..." zitiert hätte.
    Hat nicht sollen sein.
    Eine Tilman Jens Story habe ich noch.
    Willste lesen?
    seven

  4. #4
    Member Avatar von Der Minnen vederspil Isot
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    aber sicher, zu trockenem sherry passt alles
    lameir daz ist min not

  5. #5
    Sir Avatar von yellowshark
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    Ja, ich will.
    ys

  6. #6
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    Sehr gut wiedermal. Walter Jens wirkt, wenn man ihn dann und wann reden hört, wie ein Fossil, ähnlich Joachim Kaiser. Mit seiner getragenen Diktion, die stets in einer fern herüberwehenden Grundsätzlichkeit verwurzelt ist. Als beschwört die Rede diesen Ort noch einmal hervor, bevor er wieder versinkt. Inge Jens ist mir auf die allerangenehmste Art erinnerlich. Sie war einst zu der Langen Nacht über Thomas Mann im Deutschlandfunk geladen. Obwohl sich der Sender ob seiner Gründlichkeit rühmt, verlief das Gespräch arg verhackstückt, jeder schnitt dem anderen das Wort ab, wollte kurzatmig etwas beisteuern. Allein Inge Jens blieb kühl, ergänzte überlegen, weiterführend und Wut kochte hoch, daß die anderen Herren zu blöd waren, ihren stets spannenden Äußerungen nicht mehr Raum zu gebieten, war sie doch die Einzige in der Runde, die nicht meinte, sondern locker ihren Wissensschatz ausspielte. Etwas ließ geistig verwandtschaftlich an die jüngste Manntochter denken.

  7. #7
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    das habe ich jetzt eigentlich nicht erwartet. warum sind denn jetzt noch so viele Leute wach? Jetzt musste ich erstmal formulieren, dachte, ich könnte blöffen. Also: Für Yellow Shark und alle Zappas : Wir wollen den Jens text

    Tilman Jens
    Ob Tilman Jens und ich jemals Freunde waren, soll er entscheiden. Ich hab’ den Mann immer gerne gemocht, auch wenn uns nicht viel mehr verbunden hat als die Bekanntschaft zu einer Frau in Konstanz, damals 1977.
    Es war Sommer. Wir waren jung. Der Strand, die Sonne, der See.
    Petra und ich teilten eine kleine Wohnung in Konstanz wegen Studium.
    Natürlich wurde diese kleine Wohnung in den Sommermonaten überwiegend von Freunden aus aller Welt auch dazu genutzt, sich von lustigen Strandbadabenteuern zu erholen oder diese dort fortzusetzen.
    Franz war einer dieser Gäste, die, geduldet, aber mit der Eigenschaft exhibitionistischer Männlichkeitswut behaftet, baumstark in unserer Wohnung herumlungerten. Tilman konnte Franz nicht und Franz konnte Tilman nicht leiden.
    Und beide haben an Petra gelitten.
    So haben wir einen Grillabend am See veranstaltet.
    Man hat da so herumgescharrt, vor allem Tilman, und Franz ist gleich losgestürmt und ins Unterholz gerasselt und kam mit einem Riesenaststück zurück, damit das Feuer ein grosses würde.
    Tilman, der möglichen Niederlage eingedenk, rief indes geistesgegenwärtig und angesichts des astschwenkenden Franzes plötzlich laut hervor:
    „Hurra! Franz hat einen Baum ausgerissen!“
    Franz war auf einmal ziemlich sauer.
    Warum Hass, wenn es Ironie doch auch tut?
    Manchmal treffe ich ihn noch, den Tilman.
    Er scheint dann immer ganz froh, wenn er mich wieder los ist.
    Dabei finde ich ihn ganz nett.



    Originally posted by yellowshark
    Ja, ich will.
    seven

  8. #8
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    Jesses, ist das wieder schön, ich barst vor Lachen und vor Rührung, jetzt aber mal in's Bett.
    Geändert von Elpenor (28.01.2002 um 05:41 Uhr)

  9. #9
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    Vielen Dank für Ihre Antwort,
    mir fällt noch ein, ob nicht die stets wie ein Fossil herüberwehende Doktrin einer grundsätzlichen Verwurzeltheit dann und wann von sich hören macht.
    Da würden wir doch gerne zu hören.
    Beste Grüsse 7

    Originally posted by Elpenor
    Sehr gut wiedermal. Walter Jens wirkt, wenn man ihn dann und wann reden hört, wie ein Fossil, ähnlich Joachim Kaiser. Mit seiner getragenen Diktion, die stets in einer fern herüberwehenden Grundsätzlichkeit verwurzelt ist. Als beschwört die Rede diesen Ort noch einmal hervor, bevor er wieder versinkt. Inge Jens ist mir auf die allerangenehmste Art erinnerlich. Sie war einst zu der Langen Nacht über Thomas Mann im Deutschlandfunk geladen. Obwohl sich der Sender ob seiner Gründlichkeit rühmt, verlief das Gespräch arg verhackstückt, jeder schnitt dem anderen das Wort ab, wollte kurzatmig etwas beisteuern. Allein Inge Jens blieb kühl, ergänzte überlegen, weiterführend und Wut kochte hoch, daß die anderen Herren zu blöd waren, ihren stets spannenden Äußerungen nicht mehr Raum zu gebieten, war sie doch die Einzige in der Runde, die nicht meinte, sondern locker ihren Wissensschatz ausspielte. Etwas ließ geistig verwandtschaftlich an die jüngste Manntochter denken.
    seven

  10. #10
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    Wer ist wir?
    Wo ist von einer Doktrin die Rede?
    Warum wird mein gesamter Beitrag nochmals in Fettdruck abgedruckt, gehört zu dem Wir eine sehschwache Person?
    (Und der Satz in welchem von der Diktion die Rede kann ich jetzt auch nicht mehr ändern, schönen Dank auch).

  11. #11
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    Originally posted by Elpenor
    Wer ist wir?
    Wo ist von einer Doktrin die Rede?
    Warum wird mein gesamter Beitrag nochmals in Fettdruck abgedruckt, gehört zu dem Wir eine sehschwache Person?
    (Und der Satz in welchem von der Diktion die Rede kann ich jetzt auch nicht mehr ändern, schönen Dank auch).
    Sorry, war wohl 'n bisschen spät gestern nacht. Vergiss meine blöde Zitiererei. Warum Dein Zitat fett erscheint, weiss ich auch nicht.
    Gruss 7
    seven

  12. #12
    Avatar von Aporie
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    Mir ist aufgefallen, dass kein anderer Literat so oft zusammen mit seiner Frau im Fernsehen auftritt, und jedes Mal haben mich dabei die in ihrer Philemon-und-Baucigkeit schlicht rührenden liebevollen Blicke bewegt, die der/die jeweils nicht Sprechende dem Anderen zukommen liess.
    So muss es wohl auch in dieser trefflich geschilderten Tischgesellschaft gewesen sein.

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