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Thema: Sommer, Elke (Ein Spielchen machen...)

  1. #1
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    Sommer, Elke (Ein Spielchen machen...)

    Als Neuling habe ich erstmal begeisternd ein paar Stunden lesend in diesem herrlichen Forum verbracht.
    Da auch mir einmal eine Begegnung mit der Prominenz zu Teil wurde, will ich die hier auch einmal kurz schildern.

    Es geschah im Jahre Anna Domino, also so Mitte der 80th.
    Ich, ein gebürtiger Hamburger, der seine Heimatstadt nur äußerst selten verließ, begab mich, wie häufig an Sonntagen, in den 9. Stock des InterContinental-Hotels, gelegen an Hamburgs schöner Alster.
    Ich war ein Spieler.
    Ziel war das Spielcasino, im oberen Bereich des Hotels gelegen, von dem aus man so einen herrlichen Blick auf die Schönheit der Hansestadt hat. Obwohl, hinausgeschaut hatte ich eigentlich noch nie. Welcher Spieler macht das schon, beim Anblick der vielen Roulette-Tische.
    Schon das Betreten des Foyers, durch die große Drehtür der Hoteleingangsfront, löste bei mir jedes Mal irgendwie ein Glücksgefühl aus.
    Hatte ich doch diesmal 300 DM dabei und war dem Ziel schon sehr nahe, den Betrag um ein vielfaches zu vermehren.
    An diesem Tag musste es endlich mal klappen. Doch das sagte ich mir wohl bei jedem Besuch.
    Die wunderbaren Auslagen einiger Nobelgeschäfte, an denen man auf dem Weg zum Lift vorbei eilte, luden ebenfalls zum Träumen ein.
    Ein Feuerzeug von Cartier, oder das Dupont im Chinalack-Design....nach dem großen Wurf, alles kein Problem.
    Die Mitgliedskarte dem Aufzugsführer vorzeigen, alles schon Routine, aber warum schwebt der Lift ausgerechnet immer dann so langsam nach oben, wenn ich hinauf will? Man stelle sich einmal vor, dort oben fällt in diesem Augenblick die kleine weiße Kugel genau in die Aussparung der 32, meiner Lieblingszahl! Dann ist es zu spät. Rien ne va Plus, nichts geht mehr.
    Endlich! Endlich gleitet die Tür mit einem Schlurfen zur Seite und der Blick auf den herrlichen Spielsaal wird frei.
    Nun aber flugs zur Wechselkasse, diese herrlichen Jetons geholt. Die Anzeige über den Roulettetischen 1 bis 6, im ersten Saal zeigen an: Keine 32 ist gefallen, nicht seit der Öffnung, um 15Uhr.

    Rudolph Dierks eilt vorbei. Der ehemalige Kassenleiter einer Hamburger Behörde, dem seine Spielleidenschaft zum Verhängnis wurde.
    Auf seinem Beamtensessel hockt nun ein anderer und er hat viel Zeit, allerdings auch kaum Geld, um seiner Leidenschaft zu frönen.
    Tja, manchmal ist das Leben ungerecht. In "seiner" Kasse befand sich doch soviel Geld und er wollte doch den kleinen Betrag nur ausleihen, bis der große Gewinn kam....
    Am Tisch 6 hatte sich eine Menschentraube gebildet. Sie standen in Zweierreihe und stierten, teils auf ihren Einsatz, den sie auf dem grünen, von den 4 Croupiers bewachten Filz platziert hatten, teils auf die kleine Kugel, die mit sirrendem Geräusch im Roulettekessel ihre Runden drehte.
    Ja, wenn man zu den wenigen Gewinnern zählt, die vorn liegen, dann kann man auch schon mal einen Blick auf die gut besuchten Dekolletes der Damen schauen, die am Tisch platz genommen hatten.

    Den Grund der Menschenansammlung am Tisch 6 hatte ich schnell erkannt: Ernst Happel, Cheftrainer und Meistermacher des HSV, gab sich wieder mal die Ehre, den Sonntagnachmittag im Casino zu verbringen.
    Kam er eigentlich nur, wenn der Hamburger Sportverein am Vortag gewonnen hatte, oder war´s umgekehrt? Darüber hatte ich damals nie nachgedacht.
    Sein Spielsystem war recht simpel. Je 500 DM auf das zweite und dritte Dutzend. Kam Zero, oder eine Zahl aus dem ersten Dutzend, ging er leer aus, ansonsten gewann er 500.
    Der Ex-Kassenleiter hatte wohl erfolgreich jemanden anpumpen können, denn er rannte ständig zwischen drei Tischen hin und her, um seine Einsätze zu beobachten. Verkehrte Welt? Nein, eigentlich ein ganz normaler Sonntag.
    Nachdem ich und zwar erstmal nur einen Hunderter, an der Kasse in 5 Louies, das sind runde, rote Jetons mit einem Wert von DM 20, getauscht hatte, wechselte ich rüber in den Saal 2, denn hier standen meine geliebten BlackJack-Tische.
    Einer war allerdings erst eröffnet und zwei Plätze waren sogar noch frei. Ich wählte den Stuhl neben einer schon etwas älteren Dame, deren langes, schwarzes Kleid ausgezeichnet zu ihren wasserstoffblonden Haaren passte.
    Beim "allerseits guten Tag" wandte sie sich mir zu: Ich saß neben Elke Sommer.
    Donnerwetter! Sollte heute endlich ein Glückstag sein? Wie redet man überhaupt so eine Prominente an? Gnä´ge Frau? Frau Sommer? Oder ganz cool: Hossa, Elke?
    Ich entschied mich für die zweite Variante.
    Wie sich herausstellte, plauderte Elke gern und die Stimmung am Tisch war recht gelöst. Das Spielen wurde eigentlich zur Nebensache.
    Ob nun: "Was machen Sie in Hamburg?", oder "Wieso spielen sie. Bekommen sie nicht genug Gage?", beantwortete die sympathische Schauspielerin nicht nur geduldig, sondern auch gern. Eigentlich war sie ein ganz normaler Mensch, so wie du und ich.
    Das sie pro Spiel ständig 10-20 DM verlor, schien sie nicht im Geringsten zu stören, aber was ihr Missfallen erregte war, dass es am Spieltisch nicht gestattet war, ein Gläschen zu trinken. Getränke jeglicher Art konnten nur direkt an der Bar eingenommen werden.
    Auf ihre Frage, ob man den nicht mal eine Ausnahme machen könne, zuckte der Croupier mit den Achseln, klatschte zweimal in die Hände und lautlos erschien ein Saaldiener, dem er etwas zuflüsterte.
    Wenig später erschien der Saalchef persönlich, der sonst nur bei Streitigkeiten seinen großen Auftritt hat.
    Sich kurz informierend fragte er dann in die Runde, ob die anderen Spielteilnehmer etwas dagegen hätten, wenn man eine Ausnahme machen würde und der gnädigen Frau Elke ein Gläschen Sekt, genossen direkt am Spieltisch, gestatten würde.
    Natürlich hatte ich und wollte gerade einwenden, dass doch vielleicht der ein oder andere auch..., da bemerkte Frau Elke, ob denn nicht jeder am Tisch, der denn wolle, natürlich als einmalige Ausnahme, etwas zu trinken bestellen dürfe.
    Der Saalchef, sonst ganz der unnahbare Hausherr, deutete eine Verbeugung an und erklärte mit jovialem Grinsen: "Für Sie auch das, gnädige Frau".
    Nach ca. drei Stunden und vier Pernöle/Cola zog ich und zwar gen Heimat, denn die 300 DM befanden sich bereits in der Wechselkasse und die dafür erhaltenen Jetons lagen, fein säuberlich aufgestapelt, auf der anderen Seite des Tisches, beim Croupier.
    Wieder einmal war´s nichts mit dem großen Gewinn, aber zumindest hatte ich diesmal einen schönen und interessanten Nachmittag, dank der Gnädigsten, dank Elke.

    Geändert von Loddarnewyork (09.01.2002 um 03:01 Uhr)

  2. #2
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    L0ddarnewy0rk+steht+unter+meinem+persöhnLichen+schutz,+
    wenn+er+sich+dazu+b#ereit+erkLärt,+die+Verse+am+schLuss+
    zu+Löschen,+denn+die+schaden+seiner+geschichte!!!
    Niemand+s0LL+ihn+hier+#bitte+ab#sn0b#b#en,+nur,+weiL
    ER*NEU+ist!

    M0ment!

  3. #3
    Moderator Avatar von rron
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    Hier wird niemand abgesnobbt, nur weil er neu ist. Hier wird man abgesnobbt, weil man die GUTGEMEINTEN LINKS, die zum raschen Erwerb einer funktionstüchtigen Tastatur für weniger als 2 Euro führen, IN DEN GEFICKTEN WIND SCHLÄGT.

  4. #4
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    einen+echten+spieLer+hatten+wir+hier+n0ch+nicht,+und+wir+hatten+hier+sch0n+vieL!+Aber+einen+mit+einem+s0+astreinen+CasinoerLebnis+hatten+wir+s0wieso+n0ch+nicht+und+mich+erfreut+dieser+Bericht,+wie+in+diesem+schönen+F0rum+sch0n+seit+Zeiten+nichts+mehr,+und+ich+denke+auch,+dass+der+'Bericht+wahr+ist,+0der+könnte+es+mir+zumindest+v0rstelLEN!+und+er+ist+wunderschön+erzähLt,+auch+wenn+ich+nur+7/11+kenne,+aber+bLack-jack+ist+natürlich+edler,+nur+n0ch+übertr0ffen+v0n+baccara!!!

  5. #5
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    HimmeL+Rrr0ncaLLi,+Du+hast+d0ch+Fantasie!!!
    SteLL+Dir+haLt+statt+Kreuzchen+Leerzeichen+v0r!

  6. #6
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    Loddarnewyork, du hast eine fabelhafte Geschichte hier eingespielt und was die, äh, der stotternde und hinkende, also mehrfach behinderte Rupertjahn mit seinem Gestammel ausdrücken wollte war dies: Du, Loddarnewyork, habest eine hochfeine Geschichte geschrieben, des Endreimens jedoch hätte es nicht bedurft. Womit er recht hat, der Rupertjahn.
    Des weiteren drohte er einem jeglichen, dem es einfallen sollte, dich zu schmähen oder abzusnobben, Prügel mit seinem Krückstock an.
    Dies war freilich ohne Not hervorgedroht, da, wie schon von Amigo rron ausführlich erklärt, hier noch ein jeder auf Rosen gebettet sich fand, der eine gute Erzählung als Einstand mitbrachte.
    Du bist ein Spieler, Loddarnewyork, das mag ich, ich weiß selbst nicht, warum.

    __________________________________________________

    rron und Murmel sollen wieder zu ihren alten Avataren zurückfinden.
    we are in the army now.The Army of Sankt Immen.

  7. #7
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    Etwas gelernt, Reim entfernt

    Nun, aller Anfang ist schwer und mit sachlicher Kritik kann ich gut umgehen, zumal man etwas dabei lernt.

    Vergleicht man einen Spieler mit einem Alkoholiker und ich denke, das kann man tun, so bin ich seit 12 Jahren trocken.
    Vor allem wenn man Abstand gwonnen hat und raus ist, aus der Zockerszene, sieht man vieles mit anderen Augen.

    Der Name des Ex-Kassenleiters, den ich persönlich kannte, wurde natürlich verändert.

    Im Nachherein gesehen, ist mein Beitrag wohl etwas lang geraten. Weniger ist wohl doch manchmal mehr.
    Ich habe übrigens die charmante Frau Sommer dort insgesamt 3x angetroffen.

  8. #8
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    lieber Loddarnewyork, dein Beitrag ist ansonsten kein Wort zu lang. Aber es funkelt noch immer die Liebe zum Spielerischen daraus hervor, auf eine Weise, die mir den Atem stocken läßt.
    Glaube nun aber nicht, daß dein Anfang hier ein schwerer gewesen sei.
    Vielmehr kann er aber leicht zu einem tadellosen Ersatz der vertrockneten Sucht sich erweisen.
    Dies sei dir Warnung und Anreiz zugleich.
    Wie, Loddarnewyork, hast du hierher gefunden?
    we are in the army now.The Army of Sankt Immen.

  9. #9
    Avatar von Lenin
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    Gewiss haben diejenigen unbedingt Recht, die mir gelegentlich vorwerfen, dass ich das Material manchmal überzuinterpretieren pflege oder auch den Mund zuweilen reichlich voll nehme. Aber habe ich mich in diesem Text denn wirklich als einziger wiedererkannt? In diesem Süchtigen, der seine liebgewonnenen Rituale zelebrierend, teils mit schwer zu zügelnder, teils ruhiger Lust auf das Ziel seiner Begierde zusteuert? Der sich unterwegs noch anderen Süchten und Sünden und anderen Menschlichkeiten hingibt, nämlich der Eitelkeit, dem Alkohol, dem Wunsch Schönes zu besitzen, der Verachtung für das Geld und sich selbst und vielem mehr. - All das ist doch ein Bild für uns, die wir hier schreiben. Ich lese mir gleich nochmal Dostojewskijs "Spieler" durch. Oder besser morgen. Oder am Wochenende in Karlsbad.

    Ein sehr schöner Einstand, Loddarnewyork! Man spürt diese herrlichen Jetons in ihren Händen, hört ihr leises Aneinanderklacken und sieht das Umhertaumeln der Kugel im Roulettekessel. Machen Sie Ihr Spiel gerne hier. Aber auch hier lauern Suchtgefahren, so wurde mir berichtet.
    Geändert von Lenin (09.01.2002 um 04:02 Uhr)

  10. #10
    Avatar von Benzini
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    Ganz exquisit. Habe mich außerordentlich amusiert. Auch trotzdem, oder gerade weil ich einen winzigen Moment dachte, es handele sich hier um einen bezahlten Benzini-Erschießungs-Fake (mit Doppelboden), nichtzuletzt wegen des in diesem Falle wirklich grauenhaften Reimes am Ende, und einiger anderer seltsamen Umstände. Vermutlich alles schon Verfolgungsfieber.
    Hahaha. Nein! Schön.

    Dennoch eine Kleinigkeit, die ich an dieser Geschichte auszusetzen habe: ein guter Spieler muss nämlich unbedingt auf die Hamburger Skyline schauen (selbst wenn es sich nur um die von Bad Oyenhausen handelte), bevor er das Casino betritt. Er schaut auch darauf , ob die Schwalben vorwärts oder rückwärts fliegen, die Männer Hüte tragen und wieviele. Ein guter Spieler hofft sogar darauf, im letztmöglichen Moment eine vielversprechende Bekanntschaft zu machen, die, wenn schon nicht an der Bar oder im Bett, so doch zumindest in einer Ehe münde, mit möglichst vielen schreienden, hoffnungsfrohen Mündern. Alles, hofft er, möge passieren um diesen verfluchten Ort zu meiden, es sei denn, er besitzt sein Geld zum Zeitvertreib.
    Aber vor allem aber würde er sich NACH Betreten des Casinos NIEMALS von einer Frau, und sei sie noch so samten, von seinem Spiel ablenken lassen und leichte Getränke zu sich nehmen.

    In diesem Sinne finde ich fällt ihr Verlust von 300,-DM unter die Rubrik Höflichkeit.

  11. #11
    Mumbah Avatar von bastifantasti
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    Die Geschichte ist schön. Grosse weite Welt. Benzini ist ein Hohlbohrer.

  12. #12
    Moderator Avatar von honz
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    schliesse mich basti in allen Aussagen an.

    Übrigends habe ich jeztz 1002 und bin noch nicht geplatzt , das finde ich sehr erstaunlich.

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