Wir wollten draußen sitzen. Und deshalb sind wir gestern dahin gegangen, wo man sonst nicht hingeht. Auf Kölns Prolo-Meile, wo Kampfhunde mit ihren Herrchen flanieren, wo an den Sicherungskästen türkische Partynächte annonciert werden, wo die Autos mit offenem Verdeck langsam an den Cafes vorbeicruisen und wo Musik von 'Scooter' erklingt. Sehen und gesehen werden. Für den passionierten Paparazzo kein gutes Pflaster, da man eher lokale Kiezgrößen sieht, deren Prominenzfaktor mit der Anzahl der Pferdchen, die sie am Laufen haben, steigt.
Und doch: Ich hatte Glück. Schon von weitem fiel er auf. Mit leicht unkoordinierten Bewegungen stolperte er heran, suchend, als ob er jemanden treffen wollte. Dafür war sein Blick aber viel zu sehr Hochparterre. Dicke Brille, Eastpak-Rucksack über der Schulter. Er blickt in die Welt mit dem Gesicht des Fragenden, dem sich die Welt aus Mangel an eigener Reflexionsfähigkeit nicht erschließt. Kurz: Er sah aus wie ein Depp. Und da erkannte ich ihn: Den Mann, der von der BILD-Zeitung mal tatsächlich als 'geiler Depp' bezeichnet wurde, weil er ein dreißig Jahre älteres Lebemädchen namens Angela Stölzel heiratete, die sich nur wenig später Geld und Titel schnappte, seitdem als Angela von Hohenzollern in Marbella ihr Unwesen treibt und dort in Sekt aufgelöste Perlen schlürft. Ihr Ex-Mann hingegen stolpert in Köln über den Friesenplatz und sucht was. Was, das habe ich leider nicht erfahren können, denn Carl Alexander Franz Joseph Wilhelm Ernst Meinrad von Hohenzollern verschwand in der Menge wie jemand, der mit seinen Fragen an die Welt allein bleiben wollte.
(Beitrag wurde von Tristram Shandy am 05.07.2001 um 13:49 Uhr bearbeitet.)
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