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Thema: Jagger, Mick (An Mick Jagger fliegt ein Selbstmörder vorbei)

  1. #37

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    caradiert wegen Missverständlichkeit (das Wort Substanz liebe drea bezog sich auf die zunehmende Pünktelisierung des Stranges)
    Ich werde an dieser Stelle meine unhöfliche Sturzgeschichte einfügen (wenn überhaupt gehört sie hierher):
    Am 16. Oktober 1994 stahl ich dem Kabarettisten Matthias Deutschmann die Show, als ich vom Geländer einer Empore im Freiburger Theaterfoyer rücklings auf den Steinboden fiel.
    Es war dies, man möge sich erinnern, der Abend jener Bundestagswahl, aus der Helmut Kohl zum letzten Male als grinsender Gewinner hervorging.
    Ich befand mich damals in einer Phase meines Lebens, da man innere Turbulenzen noch zu gerne in die Öffentlichkeit zu tragen geneigt ist, und meine seelische Disposition war just an diesem Abend eine desaströse. Eben erst war ich mit dem Abendzug von einem halbjährigen Auslandsaufenthalt (inklusive Liebesverlust) nach Freiburg zurückgekehrt, hatte meine Tasche zu Hause abgestellt und ging, mir fiel in dieser Situation nichts besseres ein, ins nahegelegene Stadttheater, in dem eine Wahlparty mit kulturellem Begleitprogramm gegeben wurde.
    Mein Leben lag in Trümmern. Ich hatte nichts zu verlieren, vielleicht würde ich den einen oder anderen Bekannten treffen, so dachte ich mir und stürzte mich ins Treiben. Diese mentale Grundhaltung behielt ich wohl den ganzen Abend bei ja sie steigerte sich mit dem Konsum berauschender Getränke und ausgelassener Musik eher noch.
    Inmitten des wahnwitzigen Getümmels und der durch die ersten Wahlanalysen grundlos erheiterten Menschenmenge stand, umringt von mehreren Freunden, Matthias Deutschmann mit seinem Cello und bereitete sich innerlich wie äußerlich auf seinen Auftritt vor, der für 23 Uhr angekündigt war.
    Da ich niemanden traf den ich kannte, drängelte ich mich in die Nähe des, wie ich zu fühlen vermeinte, nervös fröhlichen Grüppchens um IHN zu beobachten. Ziemlich lässig setzte ich mich unweit von ihnen auf das oben erwähnte Geländer. Drei Meter unter mir, im Pulk, bemerkte ich einen mir vertrauten Philosophiedozenten, dem ich - mir war inzwischen alles lustig und alles egal - enthusiastisch zuwinkte, immer einen Blick auf Matthias Deutschmann und sein Cello werfend. Es war kurz vor elf und bald würde sein großer Auftritt sein. Doch es wurde meiner.
    Ich verlor das Gleichgewicht und fiel - wie Ohrenzeugen mir hinterher berichteten - mit einem entsetzlichen Krachen auf den Boden. Blut floss, ein Notarztwagen kam, die Stimmung war dahin.
    Viel mehr ist nicht zu sagen.
    Ich verbrachte die folgenden zehn Tage im Krankenhaus. Matthias Deutschmann trat, nachdem die schockierten Organisatoren sich beraten hatten, wie angekündigt auf und überspielte mit seinem Cello souverän die peinlich Situation.
    Sollte Matthias Deutschmann diese Erzählung irgendwie zu Gesicht bekommen, so möchte ich mich auf diesem Wege bei ihm nachträglich entschuldigen.
    P.S. WÄHREND des Sturzes selbst war mein Beobachtungsvermögen erheblich getrübt, so dass ich wenig Auskunft darüber geben kann wie Matthias Deutschmann guckte. Überhaupt ist die Beschreibung des Prominenten in meiner Schilderung vielleicht etwas zu kurz gekommen, das liegt aber daran, dass ich an jenem Abend meine Brille nicht aufgesetzt hatte und einfach nicht mehr SAH.








    (Beitrag wurde von Lilaxista am 08.11.2001 um 10:28 Uhr bearbeitet.)

  2. #38
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    @Lilaxista Liebe, da haben Sie eine nette kleine Geschichte geschrieben, doch, doch. Aber sagen Sie, waere es Ihnen moeglich, kuenftig in etwas niedrigeren Frequenzen um Aufmerksamkeit zu buhlen? Faende es sehr schade, wenn sich aus meinem steigendem Unbehagen gegenueber selbstgefaellig- kreischenden Aussagen wie
    '...diesem Strang denn doch noch etwas mehr Substanz zu verleihen',
    oder Ihren stranguebergreifend zu findenden, meist ein wenig schrill-anbiedernd oder wahlweise niggelig-neidisch klingenden Kommentaren/Nachfragen eine handfeste Allergie entwickeln wuerde. Wuerde mich wirklich freuen, Sie kuenftig ein wenig entspannter und leiser anzutreffen!

    @Tristram: Wuerde ich staerker zu Minderwertigkeitsgefuehlen neigen, haette ich jetzt einen handfesten Shandy-Komplex. Schon sehr beeindruckend, wie Sie leichterhand immer wieder 1A-Geschichten ueber 1AbisB-Prominente aus dem Gedaechtnis zaubern...
    (Beitrag wurde von DREA am 07.11.2001 um 07:37 Uhr bearbeitet.)

  3. #39

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    @DREA: Bitte keinen Shandy-Komplex entwickeln. Bei mir liegt das daran, dass ich in den letzten Jahren einfach so viel celebrity spotting begangen habe (ich musste beruflich ein Jahr lang Woche für Woche je acht neue Promis ertragen), dass ich mir das einfach nicht alles merken kann.
    Und ich muss gestehen, dass ich bei diesem Ereignis Mick Jagger nur als Randfigur wahrgenommen habe - als Paparazzi-Geschichte ist sie mir erst durch das Forum bewusst geworden.
    @kusie: Das Kempinski in Frankfurt hat einen Anbau, ich würde ihn einen dreistöckigen Pavillon nennen, wenn sich die Dreistöckigkeit mit dem Begriff Pavillon nicht ausschließen würde (Wrobel? Hanswasheiri? Stimmt das?). Dort liegen auch ein paar Suiten, die nahezu baugleich sind. Und offensichtlich hat es Mr. Wendell dorthin verschlagen. Ich habe die Zimmerverteilung nicht gemacht...

  4. #40
    Member Avatar von gwen
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    Beachtlich, wie unberührt Mr. Jagger diesen Vorbeiflug eines Menschen nahm. Schien ihm bereits öfter geschehen zu sein. Und typisch Star rennt er nicht selbst hinunter um dem Selbstmordenden zu helfen sondern ruft den Zimmerservice. Bzw. den Selbstmörderaufsammelservice der Rezeption. Bestünden Zweifel- daran erkennt man die Wahrhaftigkeit.

  5. #41
    Large Member Avatar von vir
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    Q: What's the difference between the Rolling Stones and the Scottish?
    A: The Stones sang 'Hey, you, get off of my cloud'. The Scot says 'Hey, McCloud, get off my ewe!'
    Tschuldigung.
    Wo wohnten eigentlich die anderen drei/zwei? Im drei-Stern um die Ecke?

    ------------------
    Als hätte ich nichts besseres zu tun


  6. #42

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    Je nun, die waren schon auch da. Aber sie kommen in der Geschichte nicht vor.

  7. #43
    Avatar von Herr Genista
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    Eine sehr feine Geschichte, und auch eine schöne Fallstudie von Lilaxista. In dem Studentendorf in dem ich jahrelang hauste, war es Sitte, daß einmal im halben Jahr ein junger, vom Leben enttäuschter Mensch von den ungesicherten Balkonen hüpfte. Die Legende wollte es, daß Selbstmörder aus dem Umland zu uns reisten, weil man nirgendwo sonst in ein Hochhaus hineinspazieren kann, in den obersten Stock fahren und runterhüpfen.
    Die Hausmeister waren davon eher genervt als schockiert, einer, der sich in seiner Freizeit die Leber zertrank, erzählte einmal Bewohnern von einem Fall, wo jemand mit den Beinen zuerst aufgeschlagen war. Die Oberschenkelknochen hätten sich durch die Schultern gebohrt, sagte er.
    Man fand ihn später im Zuckerkollaps in seiner Hausmeisterwohnung.
    Einmal hörte ich morgens Sirenen und Aufregung durchs Fenster, drehte mich um und dachte noch nichtmal 'Holy Shit'. Später besah ich recht gleichmütig die flachen Dellen im Boden. Als ich allerdings hörte, daß der Selbstmörder statt zum obersten nur zum zehnten Stock gefahren war und noch eine Stunde gelebt hatte, wurde es trist in mir.

  8. #44
    Moderater Avatar von Murmel
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    Komisch, dass beim Lesen des Strangs ein Lied im Hintergrund auf einem Musiksender lief, das den Refrain 'I am flying' hatte.

  9. #45
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    wenn der Lebensüberdrüssige während des Fliegens Jagger erkannt hätte und ein Autogramm erbeten hätte.
    wenn Jagger runtergeeilt wäre, und der Zermatschte nach einem Autogramm geröchelt hätte

  10. #46
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    Ihr Tristis!

  11. #47
    Moderater Avatar von Murmel
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    Mir erzählte einst ein Bekannter, den ich jahrelang nicht gesehen hatte und zufällig auf der Straße einer Stadt traf, in der ich nicht lebe, dass er auf dem Weg zu einem Interview sei, da sich ein Deutscher Schlagerstar (Rex Guildo?) an seinem Badezimmerfenster vorbei in den Tod gestürzt hatte, was er nun finanziell auskosten wolle. Ich glaube, da er nicht wirklich viel über den stürzenden Star erzählte, dass er diesen in der Millisekunde, die sich die beiden gegenüber waren, gar nicht erkannt hatte, sondern viel mehr sein Haus auf der Titelseite der Bildzeitung am nächsten Morgen.
    (Beitrag wurde von Murmel Clausen am 07.11.2001 um 22:00 Uhr bearbeitet.)

  12. #48
    Avatar von Larry Erbs
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    Oder wenn er sich aus dem Fenster gestürzt hätte weil Jagger ihm am Abend vorher die Autogrammbitte brüsk ausgeschlagen hat.

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