Zum Abschied: Adieu, altes Forum!
Wenn richtig Prominente in Hotels einchecken, bekommen sie Pseudonyme. Und die Angestellten die Anweisung, ein Telefonat nur dann durchzustellen, wenn der Anrufer das Pseudonym kennt.
Die Stones waren da - damals vor vielen Jahren in dem Hotel, in dem ich mir als Nachtportier mein Studium finanzierte. Die Stones sind richtig prominent, was man daran sehen kann, dass Mick Jagger als 'Mr. Wendell' eincheckte und Keith Richards als 'Mr. Benson'.
'Mr. Benson' hatte im übrigen am nächsten Morgen tatsächlich eine immens hohe Wodka-Rechnung - aber wir sind ja noch am Abend, also der Reihe nach:
Zuerst rief Jerry Hall an. Sie meldete sich als solche und wollte ihren Mann sprechen, der ja damals noch ihr Mann war, bevor sich "Mike" mit Luciana Morad einließ und ihr einen Braten in die Röhre schob.
Ich war mir auch sicher, dass Jerry Hall am Telefon tatsächlich Jerry Hall war; ich sah sie förmlich vor mir, blond, lange Haare, das alternde Model, das seinen Mann anruft.
Sie fragte nach Mr. Jagger. Ich meinerseits fragte nach dem Namen ihres Mannes. Sie konnte mir allerdings nur Mick Jagger sagen, so heißt er ja wohl auch. Allerdings hatte ich ja nun die Anweisung, nur Anrufe für 'Mr. Wendell' entgegenzunehmen und fragte noch einmal, ob sie mir einen Namen nennen könne. Jesus, ist die explodiert.
Aber das Täubchen habe ich schön abblitzen lassen, 'Mr. Wendell' wird schon wissen, wem er seine Pseudonyme mitteilt und wem nicht. Nun könnte man ja meinen, ich sei jetzt schuld an der Trennung der beiden - wer weiß, was sie ihrem Mann zu sagen hatte. Das stimmt aber nicht, denn fünf Minuten später klingelte das Telefon und Ms Hall war wieder dran und verlangte kühl und spitz nach 'Mr. Wendell'. Wahrscheinlich hat sie das Zettelchen mit den Pseudonymen wiedergefunden.
Ich bin ja nicht so - anstandslos stellte ich durch und die beiden konnten besprechen, was zu besprechen war.
Bis hierhin hätte ich die Geschichte überhaupt nicht erwähnt, wenn nicht eine Stunde später noch folgendes passierte: Wieder klingelte das Telefon. Diesmal war 'Mr. Wendell' dran. Er behauptete, an seinem Zimmer wäre ein Mann vorbeigeflogen, ob man mal nachgucken könne. Diese Promis! Verrückte Leute!
Ich ging runter in den Garten. Dort lag tatsächlich ein schwer verletzter Mann; ein Selbstmörder, wie sich später anhand vom Abschiedsbrief auf dem Zimmer feststellen ließ. Der Mann war bei Bewusstsein und stöhnte. Ich rief den Notarztwagen und versuchte, den Mann zu versorgen, bis er abtransportiert wurde.
Sehr verspätet ließ ich noch eine Flasche Wodka und ein Club-Sandwich auf 'Mr. Bensons' Zimmer bringen, der den Zimmerkellner ordentlich zusammenfaltete, weil es so lang gedauert hatte.
'Mr. Wendell' checkte am nächsten Morgen früh aus und fragte, was denn losgewesen sei. Ich sagte es ihm und entschuldigte mich für die Unannehmlichkeiten. Er zuckte mit den Schultern, sagte nur "holy shit" und verschwand.
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