eine hab ich noch:
ich war auf wohnungssuche. in frankfurt. es war erniedrigend: ich leierte mein programm vor diversen wg-insassen und vermietern herunter. immer wieder.
eines tages verschlug es mich dabei in einen etwas außerhalb liegenden stadtteil von frankfurt: fechenheim.
erschöpft von meiner redegewandtheit und darstellungskunst saß ich anschließend wieder in der straßenbahn, gegenüber von mir saß eine wunderschöne frau, leicht faltig, mit schmollmund und allem drum und dran, die vierzig schon etwas überschritten. sie war mir furchtbar sympathisch. ich mag es gern, wenn frauen ab einem gewissen alter nicht zu diesen geschlechtslosen dauergewellten hausfrauen mutieren, sondern irgendwie sexy und attraktiv bleiben, ohne sich zu sehr aufzudonnern. ich sprach sie einfach an. wir kamen ins plaudern. sie erzählte mir, daß sie gerade hier in diesem grauen stadtteil beim zahnarzt war, sie käme nämlich eigentlich aus hamburg und hier sei einfach der beste zahnarzt der welt. vom singen habe sie immer schlechte zähne, sie sei nämlich bluessängerin und würde inga rumpf heißen und überhaupt könne ich sie mal in hamburg besuchen, so nett sei sie ja noch nie angesprochen worden und was ich denn machen würde, sie stünde kurz vor ihrem großen comeback. als beweis überreichte sie mir einen stapel kopierter zeitungsartikel, vom spiegel bis zu irgendwelchen provinzblättern aus tupfenhausen war alles dabei und mir dämmerte: ja, inga rumpf den namen hast du auch schon mal gehört. die rockröhre aus hamburg, irgendwie schon länger präsent und aktiv. ich nahm die pressemappe an mich und durchblätterte sie neugierig. diese frau gefiel mir immer besser: nicht klein beigeben, trotz karriereknick, einfach weitermachen, spaß am singen und musizieren haben und nicht bloß rumheulen, weil man nicht bei mtv läuft.
ich mußte dann irgendwann aussteigen, gab ihr zum abschied die hand und wünschte ihr eine gute heimfahrt.
Lesezeichen