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Thema: Cleese, John (am Ende der Welt)

  1. #1
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    Buchstäblich am anderen Ende der Welt befand ich mich; zumindest aus der europäische Perspektive. Ich war in Neuseeland. Zusammen mit einem Amerikanischen Freund Steve und haben wir dort Urlaub gemacht, aber insbesondere sollten wir für einen Reiseführer das Land beschreiben und viele Fotos machen.
    Heute stand Whalewatching auf dem Programm. Es war geplant auf ein Touriboot für ca. 30 Personen zu gehen, um vom Boot aus die Walflossen möglichst gekonnt zu fotografieren. Eventuell sei erwähnt das ich all das weder bis dahin, noch seitdem wieder professionell betrieben habe. Für mich war es in erster Linie Urlaub.
    Jedenfalls waren wir kurz davor an Bord dieses Bootes zu gehen, als mir die Idee kam, daß es doch wesentlich schlauer wäre, wenn man sich in das Schlauchboot setzt, das dort gerade von einem anderen Kamerateam zu Wasser gelassen wurde, um dann eventuell näher an die Wale zu kommen.
    Ein paar Meter von uns entfernt war der Kleinbus dieser Mannschaft. Auf den starrten sowieso schon alle gebannt, was mir später allerdings wesentlich bewußter werden sollte. Ich ging jedenfalls kurz entschlossen (viel Zeit hatte ich ja nicht mehr) auf den Bus zu. An der offenen Tür des Busses stand ein sehr langer Mann an den Bus gelehnt. Für mich war klar, so steht nur der Busfahrer und schaut sich das Geschehen irgendwie unbeteiligt an. Ich ging also zu ihm hin und fragte ' Excuse me, can you tell me who is the one in charge of this?' Er schaute mich von dort oben irgendwie länger an als ich es vermutete und nachdem er mich gemustert hatte, drehte er seinen Kopf zu einem Kollegen im Bus, sagte aber gar nichts. Sein Kollege, der meine Frage auch gehört hatte, lächelte merkwürdig, zuckte mit den Schultern und nickte ihm dann zu. Der 'Busfahrer' wandte sich mir wieder zu und sagte 'I am'. Ich dachte die verarschen mich, und mußte nun meinerseits den Mann erst mal von oben bis mustern. Das Gesicht kam mir dann vor wie schon mal gesehen, aber am anderen Ende der Welt, wie gesagt, vermutet man niemanden. Ich erläuterte ihm dann also unsere Situation, und daß auch wir Bilder machen wollten. Ich zeigte im sogar ein Empfehlungsschreiben der örtlichen Touristenbehörde. Im nachhinein alles ziemlich lächerlich. Er muß sich köstlich amüsiert haben, in anbetracht der anderen Touristen, die uns beobachteten und wahrscheinlich vermuteten, daß ich ein Autogramm haben wollte. Gleichzeitig sein Kollege im Bus, der noch immer ein unergründlich breites Grinsen drauf hatte. Am Ende machte er mir verständlich, daß sein kleines Schlauchboot (in der Tat) nicht mehr Menschen an Bord fassen könne; er sprach dann auch von der Verantwortung und daß auch sie nicht viel näher an die Wale fahren würden usw., alles sehr freundlich. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, als hätte er seinen Spaß dabei, mir das alles zu erläutern. Jetzt war ich eigentlich noch überzeugter, daß dies nur der Busfahrer sein konnte, der mit freundlicher Genehmigung von dem Kollegen aus dem Bus mal den Chef spielen durfte. Ich hatte es dann also eher eilig, bedankte mich artig und stellte mich wieder brav zu den anderen Touris.
    Steve erzählte ich etwas genervt von dem Busfahrer und daß wir uns wohl mit diesem Boot begnügen müßten. Der war total entsetzt, ob ich denn nicht gemerkt hätte wer das war?. Nein. Das war niemand anders als John Cleese von Monty Python, den kenne doch jedes Kind auf der Welt.
    Jetzt fiel es mir dann auch auf.

  2. #2
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    Tja, mit Naivität kommt man auch weiter. Cleese hielt Dich wahrscheinlich für besonders clever! A propos Reiseführer: Ich traf mal einen Engländer, der Reiseführer über Deutschland schrieb und auch John Cleese persönlich kannte. Der meinte, Engländer würden immer möglichst deutsche Reiseführer kaufen, so penibel und hartnäckig wäre kein Engländer im Aufspüren von Geheimtipps. Wahrscheinlich hast Du Cleeses Bild des Deutschen voll bestätigt, das hat ihn garantiert amüsiert.

  3. #3
    Moderator Avatar von honz
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    Mein schottischer Cousin hat mit John Cleese zusammen Jura in St. Andrews studiert.

  4. #4
    Comandantina
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    Ich war im Winter in Lviv etwas recherchieren. Die Stadt hiess früher Lemberg und war Teil der K. u. k. Monarchier. Ich hatte einen Baedeker von 1899 (!) mit mir. Der war akkurater als die Reiseführer (eigentlich Reisefibeln) von heute. Das Hotel George, in dem ich mich aufhielt, beschrieb er in einer Genauigkeit, die mich verblüfft hat. Sogar das Klopfen in den Heizungsrohren beschrieb der Baedeker.

  5. #5
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    honz, das erklärt natürlich alles!

  6. #6
    Avatar von Hilde
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    find ich auch,
    wo ich den honz doch gar nicht kenn

  7. #7
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    Weshalb klopften denn die Heizungsrohre im Hotel George und wie hörte sich das an? Stört es den Schlaf oder beruhigt es mehr? Sind diese vielleicht mit dem örtlichen Gefängnis verbunden?

  8. #8
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    Nachtrag:
    Das Ganze hat sich übrigens 1997 abgespielt. Jura hat er zu der Zeit glaub' ich nicht mehr studiert und es war auch keiner mit Schottenrock dabei...
    Aber wie der Zufall (tatsächlich) es will war mein Beitrag vielleicht eine kleine Geburtstagsgeschichte; John Cleese ist gestern 62 geworden.

  9. #9
    Comandantina
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    In den Rohren ist 105 Grad heisses Wasser. Immer wieder zerknallen Teile davon zu riesigen Dampfblasen. Das Knallen hört sich wie sporadisches Klopfen an. Häftlinge würden vermutlich cyrilllisch morsen.

  10. #10
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    Die Geschichte über die Engländer die deutsche Reiseführer kaufen kannte ich noch nicht, passt aber.
    Umso besser passt tatsächlich, daß ich wohl das Klischee voll erfüllt habe; nicht nur die ganze Situation, sondern außerdem bin ich blond und habe blaue Augen (der deutsche Akzent im englischen ist allerdings nicht so extrem); eigentlich Realsatire, aber wahrscheinlich wäre es zu platt für eine Inszenierung.

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