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Thema: Goldt, Max (Ganz frisch - Die 100.000. Max Goldt-Sichtung)

  1. #1
    Nomember Avatar von maki
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    Ganz frisch - Die 100.000.Max Goldt-Sichtung

    Wien heute. Die Stadt platzt vor Hitze und mehreren unverständlich trommelnden und blökenden Demonstrationen. Heute abend liest Max Goldt in Wien, und bevor ich mich in die Hitze warf, dachte ich nebenbei - vielleicht sichte ich ihn ja. Ich schätzte ihn jedoch eher als einen die Hitze Verschmähenden ein und vermutete ihn eher im kühlen Museum. Dann vergaß ich Max Goldt, kaufte ein Buch über die Geschichte der mitteleuropäischen Landschaft, einen Wanderführer, ein "Gwand", wie man hier jede Art von Kleidung nennt, ein Eis, und ein Mobiltelefon. Dieses wollte ich dann im Park zusammenbauen.
    Auf dem Weg zum Park, an einer sehr heißen, steinigen, lauten Strassenkreuzung, stand dann neben mir tatsächlich Max Goldt. Er hatte einen Begleiter mit einem Stadtplan, und offensichtlich Probleme, sich zu orientieren.
    Sein Gesicht war gerötet, er wirkte sehr genervt, er trug zwei schicke kastenförmige Papiertüten, eine rot, eine weiß, was sehr gut mit seinem rotweiß karierten Hemd und seiner Gesichtsfarbe harmonierte. Der Begleiter trug nur den Stadtplan.

    Immer noch entnervt sagte Max Goldt diesen wunderschönen Satz zu seinem Begleiter: "Also, diesen Ring habe ich noch nie kapiert!"

    Mit diesem Satz im Ohr überquerte ich meine Ampel, die beiden entschlossen sich schließlich für eine andere Richtung, und ich wunderte mich, was man an der Wiener Ringstraße nicht verstehen kann. In Form und Funktion entspricht sie weitgehend ihrem Namen, sie trennt fein säuberlich das innere hübsche vom äußeren hübschen Wien - was ist daran schwer zu kapieren?

    Ich überquerte den Ring, setzte mich in den Park, baute mein Telefon zusammen, und bestellte meine Karten für heute abend.

  2. #2
    Avatar von Aporie
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    Beim Lesen dieser wunderschönen Geschichte kam mir das Wort Schrulle in den Sinn. Aber wahrscheinlich ist nur der Erzähler ein bisschen schrullig. Die Schrulle selbst ist mit sparsamen Mitteln elegant erzählt.

  3. #3
    Member Avatar von Granuaile
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    Die Geschichte ist sicher nett und schrullig, aber ich konnte mich gar nicht richtig drauf konzentrieren, da ich immerzu am Anfang hängen blieb, in dem die Worte "heute" und "Hitze" vorkamen... das liest sich sehr schwer, wenn man den ganzen Nachmittag bei 5-7 Grad Temperatur im Regen verbracht hat und lenkt dann doch sehr ab.
    Trotzdem danke für die Geschichte, maki.

    Hitze. heute. Ich kann es einfach nicht fassen.
    Eine neue Liga ist wie ein neues Le-he-ben, nana-nana-nanaaa

  4. #4
    Avatar von Christopher Wurmdobler
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    tatsächächlich war es am 4. mai 2002 in wien derart heiß, dass es nur allzu verständlich ist, dass der begleiter bis auf einen stadtplan nichts trug.
    very sexy (beschreib doch mal bitte den begleiter)

  5. #5
    Weber Member Avatar von Herr Weber
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    Ich finde vor allem die Vorstellung lustig, ein Mobiltelefon "zusammenzubauen".
    Als ich meines kaufte, war es zum Glück schon zusammengebaut. Ich wüsste nämlich gar nicht, wie so etwas geht.

    Am Wiener Ring gefällt mir am besten, dass die Stimme in der Straßenbahn immer ausdrücklich den "Dr.-Karl-Renner-Ring" ankündigt. Da weiß man Titel noch zu schätzen!

  6. #6
    Nomember Avatar von maki
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    Herr Wurmdobler:
    Der Begleiter trug ausser dem Stadtplan noch ein dunkelblaues Leiberl, auf dem vermutlich irgendein Nineties-Clubwear-Logo prangte, ich sah jedoch die Vorderseite nicht. Er war etwas größer als M.G., schlank, kurzhaarig, trug eine Hornbrille, und im allerersten Moment dachte ich kurz, es wäre Walter Schmidtchen nach unerwartetem Frieseurbesuch, aber dann dachte ich, geht ja nicht, die beiden sind ja leider zerstritten, und beim näheren Hinsehen sah er auch ganz anders aus. Vielleicht war es ja der andere vom Comicduo Katz&Goldt.

    Sexy genug?

    Herr Weber:
    Zusammenzubauen waren lediglich 4 Bausteine: Vorderteil, Hinterteil, SIM-Karte und Akku. Trotzdem brauchte ich eine halbe Stunde dazu, weil sich Vor- und Hinterteil beim ersten Kontakt verkeilten. Ausserdem ist Wien selbst bei Hitze so penetrant windig, daß ich Mühe hatte, die zahllosen Gebrauchsanweisungen, Anmeldeformulare und Infoheftchen zusammenzuhalten.

    Die Lesung war gewohnt souverän und akkurat. L_tu meinte, er habe beim Dankesagen säuerlich und mißmutig ins Publikum geschaut. Ich meinte das nicht.

  7. #7
    Member Avatar von noddyholder
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    Den Kalauer, der mir jetzt einfällt, wenn ich in einem Max-Goldt-Strang lese, dass sich das Vorderteil mit dem Hinterteil verkeilt, schreibe ich auf gar keinen Fall auf.

  8. #8
    Nomember Avatar von maki
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    Ich könnte ja jetzt diesen Klaus-Wowereit-Satz hinschreiben, tu ich aber auf keinen Fall.

  9. #9

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    Maki, aber dein Telefon hat keinen kleinen, unterhaltsamen Defekt mehr?

  10. #10
    Avatar von Christopher Wurmdobler
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    zumindest nicht, solange sie nicht das vorderteil der begleitung beschreiben können...

  11. #11
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    Der Begleiter war Stephan Katz, ohne den der dicke Dichter scheinbar überhaupt nichts mehr macht. Für Außenstehende sieht es ein bisschen aus wie Herr und Knecht, oder ein schrulliges Paar. Sie sprechen auch gleich, wedeln tuntig mit ihren Händen und sind immer zur gleichen Zeit müde.
    Der Schriftsteller schafft es noch nicht mal seine alte Freundin Usho anzurufen, wenn er in Wien ist, um sich mit ihr zu treffen, das muss Katz machen.
    Wenn die beiden im Wirtshaus sitzen, kommt zum Schluss von Goldt: "Katz, hast du schon zahlen gerufen?".
    Praktisch eigentlich, jemanden zu haben für all das Lästige, Nervende, nahezu Überflüssige.
    Mein schönstes Bild von diesen beiden Herren ist aber, welches ich mal in Berlin in der Nacht sah, wir kamen aus einer Wirtschaft, beide hatten DJ Taschen, der rechtsgehende trug sie auf der rechten Seite, der linksgehende auf der linken Seite. Praktisch, damit die DJ Taschen nicht kollidieren. Ich trottete hinterher. An einer Fußgängerampel blieben beide stehen, weil rot war. Es war aber weit und breit kein Auto zu sehen. Ein normaler, vernünftiger Mensch geht in so einer Situation einfach rüber. Nicht so Pat und Patachon, beide blieben stehen, der linke schaute nach links, der rechte nach rechts, sie dachten wohl nach, oder ordneten ihre Gedanken, in diesen kostbaren Sekunden, die ihnen von einem winzigkleinen roten Mann geschenkt wurde.
    Ich ging über die Straße, und wartete auf der anderen Seite, und hatte dort genug Zeit schmunzelnd ebenfalls meine Gedanken zu sortieren.

  12. #12
    Moderater Avatar von Murmel
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    Mann, Schmidtchen, das war ein Zeitsnack.

    Übrigens ist es lustig, dass gerade Walter Schmidtchen sich über eine gewisse Schrulligkeit eines anderen amüsiert.
    Geändert von Murmel (06.05.2002 um 13:11 Uhr)

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