Das Ganze ist eben erst passiert. Man muss mir die fehlende Distanz zum Geschehen nachsehen. Ich stehe noch direkt unter dem Eindruck des Ereignisses.
Vor knapp drei Stunden betrat ich den Umkleidebereich des von mir präferierten Körperertüchtigungsinstituts. Mein Gemüt: verpickt und stinkig wie zwei Tage alte Katzenkotze. Dann trat plötzlich er aus der Duschkabine, nackend, umhüllt nur von einem frühlingsfrischen Voile seines Duschgels: Matthias Euler-Rolle. (Für unsere bundesdeutschen Leserinnen und Leser: ME-R präsentiert mit großem Charme eine bundesweit ausgestrahlte Fernsehhitparadensendung; man kann ihn also als einen restkakanischen Kai Böcking beschreiben.) Euler-Rolle ist ja - auch ungeduscht, vermute ich - die Ausstrahlung eines frischabgeschleckten jungen Fohlens zu eigen, oder auch die eines dauerglanzäugigen Eichhörnchens in einer japanischen Billigzeichentrickfilmserie.
Ich nestle also, noch benommen von der Wucht der Ereignisse, in meiner Tasche herum, und jetzt habe ich keine Lust mehr so gespreizt weiterzuerzählen.
Also: Ich hatte dann bemerkt, dass ich meine Turnhose vergessen habe; Matthias Euler-Rolle hat gesagt, ich kann seine haben, soll sie halt beim Empfang für ihn zurücklegen lassen. Die Hose war wirklich schön, eine blaue, knielange Adidas mit hellblauen Streifen.
Ich konnte an diesem Tag neun von zehn meiner persönlichen Bestleistungen verbessern. So war das.
Zitieren
Lesezeichen