zwischen halle 3 und 4 auf der buchmesse gibt es eine espressobar, die eine pasabel schmeckende latte macciato serviert, wenn man den messe-gastronomen verzeiht, das das glas nur halb gefüllt ist. was aber wirklich zählt ist die der bar gegenüberliegende podesterie. wenn man sich geschickt rechtsaußen und möglichst weit oben plaziert, kann man stundenlang die geschäftigen buchmenschen von halle 3 nach halle 4 und umgekehrt ihrer wege eilen sehen. alle haben wichtige termine wie es scheint. die dunkelblau berockte dorfbuchhändlerin genauso wie die studentinnen der germanistik im 3. semester. gerade rennt herr grass mit zwei verlags-mamsellen vorbei, hinter ihm ein kammerastemmender und eine aufgelöste redakteurin, drumherum wuseln dezent einige fans in der hoffnung auf ein signet und ich freue mich, das ich wenigstens einen der vielen weltberühmten autoren, die heute hier sein müssten, identifiezieren konnte. der autor, das unbekannte wesen.
auch schön ist der freie blick, den man auf die 'terasse' des restaurants 'switzerland' geniest. ich vermute, man hat diesem etablisement den dynamischen namen gegeben, um die preise zu rechtfertigen, nicht um auf die qualität der speißen hinzuweisen, denn wie mein kochbuch 'kulinarische streifzüge durch die schweiz' weiß, gibt es nur eine sehr rudimentäre schweizer küche und im grunde ist alles käse. im 'switzerland' lunchen an diesem tage aber sowieso nur spensenkonten, vorzugsweise die der verleger, die einmal im jahr ihre autoren satt machen müssen, damit sie nicht das murren anfangen.
gleich neben der freitreppe zur terasse sitzt in feinster pose eckhart nickel nebst eines sicherlich nicht minder berühmten jung autoren - ich tippe auf moritz von uslar, ist aber eher intuitiv - und einem tweetjacketenen bilderbuchverleger. der mann mit dem spesenkonto speißt nicht - wahrscheinlich würde er 12 kilo zunehmen, wenn er mit all seinen autoren tatsächlich essen müsste - und hat darum lässig beide arme nach hinten gewinkelt, einen über die stuhllehne, einen übers terassengeländer. die herren der jüngeren generation löffeln süppchen und naschen salate und ein leichter weißwein perlt im glase, während sie gebannt dem großen manne der deutschen literatur lauschen (verleger sind doch immer groß, oder?).
natürlich kann ich nichts verstehen von dem was da gesprochen wird, aber wegschauen kann ich auch nicht und so sehe ich plötzlich - drei 1/2 macciatos > kafferausch ? - sprechblasen über ihren köpfen aufblubbern. ..
nickel: an der weggabelung begänne der ausweg aus der spirale.
uslar (?): am ende ist alles pop, sogar bin laden.
tweedsacko: meine herren, das wird eine schöne auflage.
ich denke, es ist nun an der zeit, die messe zu verlassen.
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