Vergangenen Monat war ich eine Woche in Mallorca (nicht in Arenal sondern im vornehmeren Playa de Muro). Ich hatte ein Zimmer mit Aussicht auf Strassenbauarbeiten und erwachte deshalb reichlich früh. Entschlossen schlüpfte ich in meine Kleider und stapfte durch knöcheltiefen Sand ans Meer. Dort setzte ich mich auf den Boden, weil sonst nichts da war, worauf man sich hätte setzen können und starrte ins Meer. Nach einigen Minuten spürte ich, wie mein Arsch feucht wurde vom Sand. Ich stand auf und spazierte dem Strand entlang. Um diese Zeit waren nur wenige Touristen hier. Im Gegensatz zu mir trugen sie allerdings alle Badebekleidung. Die meisten lagen auf Frotteetüchern, die Frauen meist ohne ein Oberteil. Die Art und Weise wie sie mich angafften, gefiel mir nicht besonders. Menschen in Kleidern waren hier unerwünscht. Ich stapfte wieder landeinwärts. Der Strand ist zwar nur leicht abschüssig, aber die Fortbewegung auf Sand in umgekehrter Richtung gestaltet sich mühevoll. Ich blieb also kurz stehen, um zu verschnaufen . Es war nicht meine Schuld, dass das ausgerechnet in unmittelbarer Nähe eines üppigen bloßen Busens geschah. Ich merkte es sogar erst, als die Frau, zu der er gehörte, sich mit einem vorwurfsvollen Blick auf den Bauch drehte. Warum liegt diese blöde Tussi hier und nicht näher am Meer? Weil sie nicht angegafft werden möchte, lautete meine Antwort. Ich tat so, als sei ich bloß stehengeblieben, um mir eine Zigarette anzünden. Aber auch das war natürlich falsch, und außerdem hatte es hat zu viel Wind, und es gelang mir nicht. Ich machte mich aus dem Staub, ohne die Tussi eines weiteren Blickes zu würdigen. Meine Assoziationskette war folgende: Sie ist Supermarktkassiererin in Mannheim...warum liegt sie allein auf ihrem Aldi-Frottee?..sie will angebaggert werden...allerdings nicht von mir...ich bin ihr zu wenig schön, zu alt usw....wie würde mein Leben verlaufen, wenn ich schön wäre? (bei Männern hält sich das länger)...jedenfalls würde ich sie nicht anbaggern, trotz der großen Brüste...
Ich beendete diesen nachdenklichen Spaziergang in einer Strandbar und hockte mich neben einen Kerl, der die Hälfte des zwei Meter langen Tresens mit einer Batterie Fotoapparate belegt hatte, teilweise mit langen Rohren. Nanu, sagte ich zu mir, ein Paparazzo. Während ich meinen Café con leche trank, betrachtete er auf dem Bildschirm einer winzigen Digitalkamera die gespeicherten Aufnahmen. Ich reckte den Hals, um mitsehen zu können. Und was sah ich? Die Schlampe aus Mannheim. Eine Nahaufnahme, schräg aus der Hüfte geschossen. Der Paparazzo grinste. Sabrina aus der dritten Big Brother - Staffel, sagte er, hier habe ich noch mehr davon (er streichelte dazu liebevoll die Nikon mit dem größten Rohr).
Natürlich weiss ich nicht, ob Sabrina wirklich eine Prominente ist, aber wer von euch hat schon einen Paparazzo gesehen?
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