Länger schon ists her, da wohnten in Bonn noch die Regierung und auch ich. Mein bescheidenes Domizil befand sich recht genau gegenüber eines Gebäudes, in dem sich ein altbekanntes spanisches und ein schickeres italienes Restaurant befanden. Ersteres ward gerne besucht von dicken Kanzlern, damals noch nicht minder beleibten Chefs einer vormaligen Oppositionspartei, von Law & Order Gesellschaften träumenden Parteiwechslern etc. Letzteres besaß einen Keller in dem sich zwei Mal im Monat die sogenannte Pizza Connection, ein konspiratives Zusammentreffen junger Bundestagsabgeordneter der Grünen und der CDU, traf. Das jedoch nur am Rande.
Besonders abends herrschte vor den Speisehäusern immer eine große Parkplatznot. Nur ich war in der glücklichen Lage, fast immer einen freien Platz zu finden, da sich in meinem Haus eine (unbenutzte) Einfahrt befand, deren Parkverbotschild immer noch die nötige Autorität auszustrahlen schien. Jedoch nicht dann, wenn oben genannte Politprominenz Hof hielt, denn dann suchten sich die dunklen, schweren Limusinen immer meine Einfahrt aus, um wichtig zu parken. Genau genommen waren es natürlich deren Fahrer, die wichtige Knöpfe der Kommunikationstechnik in ihren Ohren trugen, finster schauten und taten und derweil gelangweilt mit bedrohlichem Waffenzeugs spielten
Genau an solch einen Abend, an dem die Politik sich vor meinem Haus wieder mit dem Volke mischen wollte, hatte ich geplant, größere Umzugstätigkeiten zu bewerkstelligen, natürlich mit meinem Parkplatz rechnend. Pustekuchen, denn die hässlichsten Modelle einer süddeutschen Autoschmiede versperrten meine Einfahrt. Meinen ganzen Mut aufbringend, klopfte ich an die Autoschiebe und zeigte auf mein mir lieb gewordenes 'Einfahrt freihalten' Schild. Ich meinte, mein wichtigstes und forderndstes Gesicht aufgesetzt zu haben und mir meines Rechtes sicher zu sein. Mit einer wahrlich noch viel wichtigeren Mine und auf ein qua Gesellschaftsposition übergeordnetes Recht - Lex Rei - pochend, zeigte der Fahrer mit einer lässigen Handbewegung in ein erleuchtetes Fenster des Restaurants wo ich diesen unseren Kanzlers der Einheit sichtig wurde.
Ich jedoch gab nicht klein bei, sagte zu mir selbst, dass da ja jeder dahergelaufene Kanzler kommen und sich meine Einfahrt schnappen könne, hielt dies aber nicht für eine diplomatische Verhandlungsführung. Nach kurzem, freundlicher werdenden verbalen hin und her, überzeugte ich dann allerdings einen der Begleiter, mir in diesem Falle wenigstens beim Tragen eines schweren Tisches zu meinem nun weiter weg geparkten Auto zu helfen.
Insofern, wars nicht der Kanzler, doch aber sein Bodyguard, der mir beim Umzug zur Seite stand. Vom ollen Kohl hätte ich mir ja eh nicht helfen lassen wollen!
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