Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 12 von 15

Thema: Betäubte Höflichkeit

  1. #1
    Member
    Registriert seit
    10. 2001
    Ort
    beidemvor
    Beiträge
    2
    Abends im diesigen Norden ziehe ich mein flugreisenhandgepäckkompatibles sogenanntes Boardcase und trinke einen Plastikbecherkaffee. Ich will Hamburg und seinen hanseatischen Urschlamm aus Automaten fliegend verlassen. Das elektronischkartengestütztevielflieger Einchecken und das sichere Abchecken lasse ich hinter mir und reihe mich ein an Schalter B14 des finales Abflugs und der Hoffnung der Warteliste. Ich lächle höflich den müdehöflich lächelnden Mann neben mir an, der etwas von überbucht und ziemlich voll murmelt. Verständliches Unverständnis ernte ich für meine Bemerkung über den Rubikon in Form des letzten Abcheckens des Eincheckens und meine doch nur den sicheren Warteraum, den ich erreichen will, damit ich endlich nach Hause darf. Auch meine erläuternden Ausführungen über verwirrenden Automatenkaffee bleiben nebulös. Aber wir lächeln uns an. Nun darf mein Handgepäck eben dies nicht sein, zu meiner eigenen Bequemlichkeit und der meiner Mitreisenden lasse ich es einchecken und los. Und ich darf passieren, eintreten in die Gewissheit des Wegfliegens . Ich lasse die hoffungslos Wartenden zurück und widme mich den schlammigen Resten im liebgeschwitzten Plastikbecher. Ein vage bekanntes Gesicht taucht auf zusammen mit Erinnerungen an fiebrige Erkältung, Kopfschmerzen, Dauerfernsehen, in allen Kanälen schwimmend, die Stätten meiner norddeutschen Kindheit televisionierend, an den freundlichen Doktor an der Schlei, eine Nebenfigur mit markant gesunden roten Bäckchen. Die gesunden Pausbacken ziehen einen grauen Hartschalenkoffer vorbei an den vergeblich Wartenden der Liste. Der blonde Seitenscheitel mit scharfem Profil verlangt mit norddeutsch forscher Fröhlichkeit nach Beförderung seiner seriellen Prominenz mitsamt seines Hartschalenkoffers. Ich dürfte an Bord, aber ich leere meinen Kaffee und will wissen, ob der Koffer mitdarf. Sein Herr weist auf die Wichtigkeit seiner
    Person und seines Anliegens hin, beflirtet das Bodenpersonal der Weiblichkeit und obsiegt. Ich werfe den Kaffeebecher weg und steige ein. Nach dem Start gibt es immer Kaffee. Und ich freu mich drauf und auf meine Zeitung. Allein, der Kaffee kommt nicht. Aufgehalten durch die ferngesehene Berühmtheit, weil doch sein Koffer im Weg ist, und überhaupt dieser dringend in der Pantry bleiben muss, weil der Herr doch Termine hat und ausserdem einen G & T möchte. Geistreiche Scherze und weltmännische Gewandheit zerstreuen die Zweifel der flugbegleitenden Dame ob des Koffers und des Kürzels. Sein Charme wirkt, wie auch mein Sitznachbar
    (der müde Höfliche) etwas entnervt von professionellatemgestützter Schauspielerstimme bemerkt. Vielleicht sinkt auch nur unser Koffeinspiegel. Irgend wann wird dem abgeholfen, und der Kaffee ist gut. Eingebettet in den kollektiv steigenden Unmut meiner Mitreisenden ob weiterer Intermezzi mit G & T blende ich aus und lande dösend in Frankfurt. Der eilige Seriendarsteller becharmt weiterhin die Stewardess, und man drückt sich vorbei am Stilleben mit grauem Koffer. Froh und koffeinbeseelt laufe ich durch die erstaunlich langen Gänge und vergesse Schleswig-Holstein und seine Serien. Mein Nichtboardcase wartet, und ich freu mich auf zuhause. Am nächsten Automaten ziehe ich mir wiederum unbelehrbar einen weiteren Automatenkaffeeursuppenschlamm schwarz, und setze mich auf ein stillgelegtes Gepäckband. Müde Reisenden sammeln ihr Gepäck ein; ich warte und trinke zuviel schlechten Kaffee. Als ich einsehe, dass ich an diesem Abend meinen Koffer nicht wiedersehen werde, kommt der graue Hartschalenkoffer in mein resigniert gesenktes Blickfeld. Fröhlich scherzend und mit fliegender Serienbegleitung zieht sein Besitzer Richtung Ausgang. Ich bin schlicht neidisch, wende mich höflich lächelnd an eine ebenso höflich lächelnde Dame, die meinen Koffer als vermisst aufnimmt. Ich nehme einen Schluck Kaffee und unterschreibe das Formular. Wir wünschen uns einen schönen Abend, und ich fühle mich dumm. Automatenkaffee macht höflich, und in Frankfurt regnet es.
    -----
    Diese Geschichte ist nicht neu und nicht höflich. Ausserdem will mir der Name des werten Herren nicht einfallen. Aber niemand muss sich jetzt deswegen die Serie ansehen. Und falls doch, schliesse ich jedwede Haftung hiermit aus.

  2. #2

    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    wien
    Beiträge
    643
    Der Autor versteht es, das quallig-lähmende Nichts der eigenen, mutmaßlich unbedeutenden Existenz in eine packende Schilderung des bundesdeutschen Koffeinhaushaltes mitsamt all seiner schicksalsträchtigen Implikationen zu komprimieren. Dabei bleiben tödlich-nervenzerfetzende Begegnungen mit vagen Prominenzen nicht ausgespart, einer endgültigen Auf- bzw. Erlösung der unwiderstehbaren Verstrickungen harrt der Leser aber vergeblich.

  3. #3
    Moderator
    Registriert seit
    01. 2001
    Ort
    Karlsruhe
    Beiträge
    6.104
    Hier gehts um Kaffe, hab ich das richtig eraten? Und dazu um kalten. Dallmayr Prodomo, vermute ich.
    Ich fühle mich auch dumm nach diesem Epos.

  4. #4
    Member
    Registriert seit
    10. 2001
    Ort
    Leverkusen
    Beiträge
    33
    Es gibt erstaunlich guten Automatenkaffee. Aber nur an einer Hand voll Automaten. Genau in jedem Dorf einer.(Dorf ab 150.000 Einwohner)

  5. #5
    Avatar von Bartholmy
    Registriert seit
    05. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    2.552
    Lange Geschichten ohne Geschichte, dafür mit vielen orginalitätswütigen Wortballungen und Ironismen - ...
    Nee, so geht das nicht, so find ich das Scheiße. Nur.

  6. #6
    Metamember Avatar von Cat woman
    Registriert seit
    07. 2001
    Ort
    Bamberg
    Beiträge
    1.531
    Eine Geschicht mit einer besonders hohen Wortdichte...
    Das erlaubt natürlich auch keine Absätze.
    Belastend, sowas.

  7. #7
    Member
    Registriert seit
    08. 2001
    Ort
    Koeln
    Beiträge
    114
    Unlesbarer Schrott. Herr Wellenbrinck?W, sie dürfen wieder auschecken hier. Nehmen Sie den unsäglichen Trottel von 03:15 gleich mit.

  8. #8
    Moderater Avatar von Murmel
    Registriert seit
    04. 2001
    Ort
    Im Afrika
    Beiträge
    11.810
    Mich nervt das Wegschicken von Neulingen. Sehr unelegant. Da die Geschichte lutscht, kann sie doch einfach in der Flut der neuen Erlebnisse untergehen.

  9. #9
    Moderator Avatar von honz
    Registriert seit
    04. 2001
    Beiträge
    4.245
    Ruhig Brauner, gemach gemach, ihr stolzen Recken, so gehts ja nun wohl auch nicht!
    Herrn Wellenbrinck ist zunächst nichts vorzuwerfen, außer daß er möglicherweise in eine Dixielandjazzband spielt, das würde auch die vergurkte Episode mit dem Kaffee hinreichend erklären, ABER, Pamela, auschecken deswegen is nich. Der Auftritt in unseren geweihten Hallen ist so wie wir dies ertragen müssen.
    Nun zur Geschichte selbst: Nun wirklich nicht ganz der hier geschätzte Stil, er hat etwas von Literatur Literatur, wie der Film Film bei Sat.1, und wenn dieser Sender powered by emotion ist, so ist dieser Text vielleicht powered by ambition, sie hat leider einen merkwürdigen Bruch ungefähr bei der Stelle 'ich dürfte an Bord, aber ich leere meinen Kaffee und will wissen, ob der Koffer mitdarf.', bis dahin fand ich sie atmosphärisch sehr gut, zwar anstrengend, aber man muss sich halt mal auch etwas anstrengen, ja dann wirds leider langweilig und faserig, man kennt das ja saelbsat beim sachreiben, man hat einen guten Lauf und merkt , sacheiße jetzt geht mir die Puste aus, und schreibt dennoch weiter.
    Also insgesamt ein Einstieg ohne Makel, der Mann geht hin und schreibt eine Geschichte nach den hier geforderten Statuten, ohne erst in andern Strängen dumm rum zu schleimen (ist ja so sachön bei euch, ich trau mich ja gar nicht eine Geschichte zu schreiben, so und jetzt zerfleiacht mich') und das ist gut so.
    Weitermachen!

  10. #10
    Member
    Registriert seit
    08. 2001
    Ort
    Köln
    Beiträge
    34
    Wellenbrinck soll noch eine Chance bekommen. Wenn er Absätze einfügen lernt wird noch ein prächtiger Autor aus ihm. Weitermachen.

  11. #11
    Moderator Avatar von honz
    Registriert seit
    04. 2001
    Beiträge
    4.245
    P.S.
    Der Herr Strauss schreibt bitte erst mal selbst eine Geschichte bis dahin hat er gefälligst sein vorlautes kleines Mundwerk zu halten.
    Und ich habe mir doch so fest vorgenommen Geschichten von Kretins nicht mehr zu lesen
    (Beitrag wurde von honz am 13.10.2001 um 11:38 Uhr bearbeitet.)

  12. #12
    Moderator Avatar von honz
    Registriert seit
    04. 2001
    Beiträge
    4.245
    Hier waren wir auch stehen geblieben, viellicht könnte Murmelino ja was 'lustiges' dazu beitragen.

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •