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Thema: Schmidt, Harald und die "Hörzu"-Schergen

  1. #1
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    Schmidt, Harald und die "Hörzu"-Schergen

    Ich weiß, was Sie jetzt sagen werden. Diese Geschichte gehört nicht ins Forum der höflichen Paparazzi. Denn sie ist ja mutwillig herbeigeführt worden. Das stimmt aber nicht. Zumindest nicht ganz. Es war, sagen wir mal, eine Mischung aus Zufall und Absicht. Aber es fing zufällig an. Und zwar vorgestern, Dienstagabend.

    Meine Freundin Sabine und ich fuhren mit dem Fahrrad durchs nächtliche Berlin. Am deutschen Theater war alles hell erleuchtet, ein roter Teppich lag vor dem Eingang, aber keine Menschen waren zu sehen. Da fiel uns ein: Die Verleihung der „Goldenen Kamera“ hatte an diesem Abend hier stattgefunden. Es war etwa halb 12. Wir stellten die Räder ab und gingen einfach rein. Die Aufzeichnung war schon zuende und die Party hatte begonnen. Die Promiparty in den Gängen, die diesen Raum umgeben, in dem die Verleihung stattgefunden hatte. Da wurden dann einfach die Türen zugemacht und während innen abgebaut wurde und tausende von Kabeln lagen, wurde rechts und links und vorne gefeiert. Am Eingang standen so strenge Aufpasser, aber an dem ersten sind wir mit dem permanent gemurmelten „Da vorne ist die Produktionsleitung Produktionsleitung, Produktionsleitung -ah, da vorne“ vorbeimarschiert, und das ging recht gut.

    Wir sahen ziemlich zerfleddert aus, Sabine und ich, Jeans, Armeehose, T-Shirt mit Löchern, leicht angeschickert, wie man halt aussieht, wenn man schon ein bisschen unterwegs war. Ich musste halt auch die ganze Zeit ein Grinsen unterdrücken. Dann standen wir irgendwann in diesem Raum, wo die Verleihung war und wo abgebaut wurde. Manchmal ging die Tür auf und man sah jemanden. Ich sah einmal Hans Meiser und dann Enie van de Meiklokkjes. Beide an den Haaren erkannt, Hans an den silbernen und Enie an den roten.

    Dann schafften wir es an der nächsten Kontrolle vorbei, da sagten wir zur Abwechslung gar nichts und das klappte auch ganz gut. Da war es schon recht mondän. Am Bierstand sagte man „ein Bier bitte“ und man bekam eines, ohne zu bezahlen. Aber es war ein Bierstand, an dem man normalerweise bezahlen würde, deshalb war das alles so komisch. Und da merkte ich allmählich, dass ich völlig underdressed war. Alle hatten Ballkleider an und die Männer Smoking. Wir schlenderten so weiter vor uns hin. Sabine stellte ich in einem Raum mit Musik ab, gemeinsam mit dem Rucksack und den Jacken. Und das war auch das letzte Mal, dass ich sie sah, weil sie wurde nämlich ziemlich schnell von einem „Hörzu“-Schergen entfernt, was ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste.

    Ich ging ein bisschen schauen. Und das waren sehr anstrengende Minuten; wie ein Videoclip, der sehr schnell geschnitten ist, nur dass es halt Promigesichter waren, die um einen herumzuckten. Es war WIRKLICH ganz einfach furchtbar anstrengend. Der erste, den ich sah, war Harald Schmidt, der sich mit einem älteren Pärchen unterhielt, das etwa halb so groß war wie er. Sah sehr gut aus, sehr guter Anzug, und war im Solarium gewesen. A propos Solarium: Es hatte eine Horde von viel zu braungebrannten Solariumtussen, bei denen man nicht so recht wusste, wo sie dazugehören. Groupies? „Hörzu“-Sekretärinnen? Ich weiss es nicht.

    In der Nähe von Harald Schmidt stand Veronika Verres, sehr hübsch und auch größer als ihr Gesprächspartner, der ihr Mann war. Unter Herrn Schmidt saß Maximilian Schell, auch sehr hübsch. Von einem Tisch starrte mich ein Mann mit kleinen Äuglein an, das war Heino Ferch. Und er starrte, weil ich so merkwürdig unpassend angezogen war. Das war so lustig, ich starrte, weil sie prominent waren, sie starrten, weil ich nicht hinpasste. Dann fand ich Franklin in einer Runde, neben Patrick Lindner, auch Solarium. Dabei stand auch der Lindenstrassenschwule. Ich ging wieder raus, in das Foyer, da war Helmut Thoma mit dem Doppelkinn. Vor mir wurde plötzlich Enie fotografiert, es könnte auf dem einen oder anderen Bild auch ein Jeanszipfel von mir drauf sein. Enie hatte einen schwarzen Schleier vor dem Gesicht. Mutter Beimer stand in einem abscheulichen Abendkleid da. An einer Seite von einem Gang stand Armin Müller-Stahl, der hübscheste und auch der sympathischste Prominente. Unaufdringlich und sehr hübsch. Der armseligste war Wigald Boning, der saß nämlich in einem furchtbar albernen gelb karierten Anzug da und schaute albern vor sich hin. Ester Schweins war auch da, sehr arg geschminkt und kleiner als ich. Und nur noch ein Mensch war scheddriger angezogen als ich, das war Robert Stadelober aus Crazy, dieser junge Punk. Fred Kogel stand da mit seiner Frau, die nach Plastikpuppe aussieht, Jasmin Filati.

    Das Ende ist auch schnell erzählt: Ein Herr sprach mich freundlich an, ob er meine Karte sehen könnte. Ich sagte, ich hätte keine. Er lachte und sagte, wenigstens sei ich ehrlich und ob er mich rausbegleiten dürfte. Ich sagte, herzlich gerne, ich wollte eh gerade gehen.

    Und so musste ich halt wieder raus, nach einer halben Stunde oder so.Aber ich war eh überfordert, das reichte völlig. Ich hätte nur gerne noch Armin Müller-Stahl gesagt, dass er sehr hübsch aussah. Und ich hatte bedauert, dass Jopie Heesters schon heim war.Ach ja, Klaus Bresser schwirrte auch noch irgendwo rum. Ich kriege sie nicht mal alle zusammen. Es war wirklich ein Overkill. Wirklich.

  2. #2
    Moderater Avatar von Murmel
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    LÜGE!

  3. #3
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    Ach, SIE waren das Frau Dill! Ich dachte die ganze Zeit, woher kenne ich denn dieses junge unverbrauchte Ding? Aber es wollte mir ums Verrecken nicht einfallen. Jetzt ist ist der Groschen, wie man so sagt, "gefallen". Haha, das ist ja ein netter Zufall!

    geht ein Konzeptalbum konzipieren.

  4. #4
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    gut gemacht, conchitta! frechheit siegt! ich hoffe, sie haben später dann - nach ihrem rausschmiss - ihre freundin sabine und die jacken wiedergefunden. ich würde sagen: sie haben soviele prominente auf einmal gesehen, das reicht für ein dill-leben.

  5. #5

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    Immer irrt sich jemand in der Tür, bei den Geschichten von "der Dill". Erst Mr. Dylan, und jetzt sie selber.
    Aber diese Geschichte ist wahr, weil in ihr nichts Aufregendes passiert...

  6. #6
    Avatar von Goodwill
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    Ich bin wirklich bereit, diese Geschichte zu glauben. Vorausgesetzt, Frau Dill reicht hier ein Foto ein, auf dem das handgetöpferte Schild mit der Aufschrift »Goldene Kamera« abgebildet ist, das bekanntlich über der Eingangsklingel zur Party hängt.
    Wenn alles so bleibt, wie es ist, wird nichts werden, wie es war.

  7. #7
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    Murmel Clausen hält sich halt ans Motto "Wer einmal lügt dem galubt man nicht, und wenn sie auch die Wahrheit spricht"

  8. #8
    Member Avatar von roger
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    hab enie auf keinem bild gefunden. eine dill-zipfel auch nicht. schade.

  9. #9
    Avatar von Lenin
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    Es gibt ein wenig zu denken, dass die Verleihung der Hörzu-Trophäe im Konzerthaus am Gendarmenmarkt stattfand, Frau Dill jedoch im Deutschen Theater gewesen sein will.



    ___________________
    Das gibt zu denken, ein wenig zumindest.

  10. #10
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    Ich bin nicht aus Berlin und kann diese Häuser nicht auseinanderhalten. Es war auf jeden Fall in einer Parallelstraße der Friedrichstraße.
    Und Murmel ist wahrscheinlich nur neidisch, weil er nicht eingeladen war, der alte Nörgler.

  11. #11
    Member Avatar von Mr. Knister
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    Genau. In Berlin sieht eh ein Haus aus wie's andere. Ich finde diese Geschichte sehr schön, danke dafür.

    Ich glaube auch alles. Tristram Shandy hat Recht: Sie ist wahr, weil nichts Aufregendes passiert. Nur das Wahre fließt so unaufgeregt-ruhig daher. Mehr davon, bitte.

  12. #12
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    also ich glaube dir sofort!!

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