Man kann ihn manchmal im Kaffeehaus sitzen sehen, so wie jetzt im Konzertsaal in der hinteren Reihe fußfrei. Unverrückbar im Sessel wie ein Schneemann im kalten Januar.
Vorne nimmt das Ensemble Platz und der Dirigent federt an die Rampe und die Leute applaudieren. Franz Schuh bewegt sich nicht. Dirigent und Ensemble spielen meisterhaft, Applaus am Ende, großer Applaus, reglos der Schuh. Das Ensemble geht ab, die Bühne wird umgebaut, das Ensemble kommt wieder, und wieder der Dirigent und wieder Applaus und nicht vom Schuh.
Die Sopranistin tritt auf, summt und prustet die Konsonanten, baut emphatisch die Vokale für diesen schönen Text. In den grenzenlosen Klängen der Trompete vom Komponisten, die in den Saalhimmel steigen, wo Jeanne Moreau alsbald erscheint, schlendernd in den Straßen von Paris. Bis der Applaus anhebt, bis er komisch rytmisch wird und die Lady der Gesellschaft, in der Pause bereits herangeduckt gekommen und Franz Schuh ins Ohr geschlichen, nun die Kamera zückt und Fotos schießt, schamlos verschämt und unaufhörlich den Dichter im Sucher. Und eine andere sich aufrichtet, alle Gelenke für den Applaus bewegt, den Rücken schon nach den Musikern dreht und Franz Schuh zulacht.
Schuh bemerkt es, er hat es wer weiß kommen sehen in den Applausminuten des Abends und sagt jetzt:
'Nicht. Nein. Bitte. Net.'
Die Vertonung der Franz-Schuh-Gedichte ist zu Ende.
Da applaudiert Franz Schuh.
Lesezeichen