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Thema: Papst Johannes Paul II (Der Papst und ich. Oder: Ich und der Papst)

  1. #1
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    Dienstreisen können ja ganz nett sein. Das gilt mehr für mich als den Heiligen Vater. ER selbst hat es ja ein bißchen bequemer, und ich schleppe meine Tasche dann vom Flughafen in irgendein Hotel. So war das dann auch vor 7 Jahren. ER war in Zagreb, und ich auch. Das ist die Erinnerung an eine Begegnung und die Hoffnung, keinen, sagen wir, Körperkontakt zu kriegen.
    Eine kleine Gruppe von Leuten wurde ausgewählt, um den Hochheiligen am Flughafen zu empfangen. Das sei eine große Ehre gewesen. Nach Listeneinträgen in einem Pressezentrum wurde insgesamt fünf Korrespondenten zum Flughafen kutschiert.
    Eine blonde Frau von CNN saß schon auf dem Dach eines grauen Lieferwagens. Die Kamera war mit einem Saugnapf befestigt. Kauernd ergriff sie dann und wann das kommentierende Wort, um den Kopf nach rechts aus dem Fernsehbild zu nehmen und freien Blick zu gewähren auf den Himmel, das Flugzeug und die still wartenden Menschen auf dem kleinen Platz vor dem übersichtlichen Abfertigungsgebäude in Zageb.
    Ich war dabei! Nahe dran! An einem Samstag nachmittag, 17 Uhr. Frauen in Volkstracht, mit bunten Bändern, warteten auf dem Flughafen. Kindern wurde mit einem Kamm über den Kopf gefahren. Mit etwas Spucke auf den Taschentüchern wischen besporgte Mütter letzte Unreinheiten aus den Gesichtern der Sprösslinge, so weit das ging bei dem allerschönsten Licht des späten Nachmittags, der sich dem Ende zuneigen wollte.
    Ist Sehnsucht das richtige Wort? Sie hatten alle Sehnsucht. Bevor CNN nach Amerika übertragen konnte, war bedauerlicherweise das Flugzeug da.
    Viel zu früh. Die Maschine stand eine ganze Weile auf dem Rollfeld. Es lohnte sich einfach nicht für DEN Insassen, vorzeitig für die 50 Auserwählten aufzuerstehen aus dem Sitz der Alitalia-Maschine. So hat also der Heilige Vater gewartet. Auf das Fernsehen womöglich. Der weiß, was sich gehört. Nun also, da rollte die Maschine an. Die Türen gingen auf. Vorne lag schnell der Rote Teppich, hinten wuselten schwarzgekleidete Vikare mit Koffern nach rechts aus dem Bild des Großen Fernsehens.
    Da im Türrahmen stand er. Rechte Hand in die Luft. Drei Kreuze malend. Dann langsam Schritt für Schitt die Treppe abwärts gehend.
    JP II. bekam eine Schale entgegengehalten - mit bester kroatischer Erde, die er mit einer begrenzten Verbeugung küßte. So sollte das aussehen. Lippen und Nase waren sauber.
    Hat er sie wirklich geküßt?
    Es folgten die Begrüßungen der örtlichen Staatsmänner. Alle in schwarzen Anzügen, ohne Orden (zu weltlich), einige gingen in die Knie, andere machten den Diener! Nichts zu hören, aber schön zu sehen.
    Da aber nun kam er auf uns zu. Vielleicht 1,70 Meter groß, etwas müde vom langen Flug, mit braunen, nicht mehr ganz taufrischen Schuhen einer 2000 Jahre alten Kirche, einem weißen Talar, der auf der Hinterseite einen deutlichen, großen schwarzen Fleck gewahrte. Himmel!
    Inzwischen hatte die bedeutene Kapelle noch einmal begonnen, die päpstliche Hymne zu spielen. Und dieses Abendlicht: da fehlte nur noch der Marlboro-Reiter, der sich eine Zigarette anzündet.
    Neben mir die 'Volkstanzgruppe', eben die mit den bunten Bändern. Noch zwei Meter Abstand zum Hochheilige. Die Tränen des Glücks flossen schon bei den Hiesigen. ER strich liebevoll über das Haar eines Jungen, der seitdem sicher nie mehr das Haupthaar mit einem handelsüblichen Shampoo in Berührung brachte. Aber was sollte ich tun? Er kam auf mich zu. Heiliger Bimbam.
    Einen Knicks etwa? Den Kopf hinhalten und mich berühren lassen, auf daß ich die Engel im Himmel höre? In die Hocke gehen und devot mindestens in Kniehöhe heilig gesprochen werden? Nun tat sich soetwas wie Verzweiflung auf: wie kann eine wie ich dem Papst entgehen? Überdies rötete sich der Himmel über Zagreb, die etwas rundlichen Damen mit den netten Kostümen (bunte Bänder!) heulten nun laut vor Glück und Seligkeit. Lächelnd also schwebte der Hochheilige auf mich zu. Lächelnd! Was macht die Frau von Welt? Sie lächelt zurück! Das schien zu reichen. Die Kollegin aus der Schweiz, neben mir, war die nächste, die des persönlichen Kontaktes gewahr wurde - und ich konnte verschont bleiben von der weltweiten Fernsehübertragung und einem Foto ('Ich und der Papst!'), das fortan auf meinem Sideboard stehen würde.
    Was aber hätte das andernfalls bedeutet? Wäre nicht auch noch andere Fotos fällig gewesen: Ich .. und die Englische Königin ... und der Französische Staatspräsient. Wo hätte ich die herbekommen sollen. Mir ist vieles erspart geblieben für mein Leben. Zu allem Elend stünde nun daheim: Ich ... und Vicky Leandros!
    - Der Hochweilige stieg schließlich am Ende der Traube in sein halbgläsernes Auto. Das fuhr über einen Lieferanteneingang gen Stadt davon. Draußen sollen tatsächlich eine Million Menschen auf den Herrn gewartet haben. Und eine wie ich macht sich ernsthaft Sorgen, wie sie ihm entgehen kann! Das aber hat anschließend auch geheißen: zwei Stunden warten!
    Es mußte Platz her für unseren Bus, für uns, das Empfangskomitee. Warten! In der Pizzeria neben dem Studentenwohnheim, in dem unsereins untergebracht wurde von einem staatlichen Organisationskomitee liefen am Abend dann die Fernseher. Der Chef des Hauses hatte kaum Worte für die große Ehre, die vom Himmel auf sein Land hinabgekommen war in Gestalt des Hochheiligen. Und da ergriff mich dieses besondere Flair endlich auch. Der Papst in der Stadt! Die haben den bloß im Fernsehen! Ätsch!
    Zu spät allerdings, was man keiner Frauengruppe sagen kann, die gleich über mich herfallen würde, weil es doch in solchen Momenten Gelegenheiten geben düfte zu bilateralen Gesprächen über die Pille, die weibfreien Priester oder gar die Abtreibung!
    Hätte ich nicht am Rad der Geschichte drehen können? Für Millionen hätte das Glück bedeutet, nicht nur für die heulende Volkstanzgruppe mit den kugelrunden, fortan ungewaschenen Kindern (warum sind die alle nur so dick? Hier fehlt eindeutig ein Wunder!).
    Die Geschichte stimmt übrigens, und: so ausführlich habe ich sie bisher nicht erzählt. Meine Freunde wissen aber: der Papst hatte einen schwarzen, dicken Fleck auf seinem Habit. Ich aber bin IHM entgangen, trotz allergrößer Hoffnung: so einfach wird man einst vielleicht doch nicht aus dem Himmelreich verstoßen. Wer wird sich da schon an mich erinnern? Etwa ER, der gepetzt hat? Grundgütiger.

    (Beitrag wurde von FrauSausB am 09.10.2001 um 08:07 Uhr bearbeitet.)

  2. #2
    Moderatorin Avatar von Frau H aus B
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    Das darf ja wohl nicht wahr sein. (Und ich meine nicht die Geschichte, die zu lesen ich mich weigere.)

  3. #3
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    ich hab sie auch noch nicht gelesen, bei langen Geschichten les ich immer erst die Kommentare

  4. #4
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    Auweia, Frau Korrespondentin. Wissen Sie was sie getan haben? Wissen Sie das? Ich rate, rasch ein ganz ganz neues Pseudonym anzunehmen und die Geschichte in ein paar Wochen, etwas modifiziert zu posten.

  5. #5
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Frau Dingens, you are entering the house of pain. Oder so. Erst lesen, dann pseudonymen!

  6. #6
    Moderater Avatar von Murmel
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    Ich lese immer nur die letzten drei Kommentare, Geschichten nie.

  7. #7
    Avatar von marie battisti
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    zwar habe ich die geschichte nicht als erste gelesen, aber ich habe als erste auszüge gepostet und damit anderen einige mühe erspart
    'Die Maschine stand da auf dem Rollfeld. Lohnt sich einfach nicht, für die 50 Auserwählten aufzuerstehen aus dem Sitz der Alitalia-Maschine.'
    die auserwählten erstehen auf. das hl buch hast du gut verinnerlicht, aber eine frage hätte ich noch, du schreibst: 'JP II. bekam
    eine Schale entgegengehalten - mit bester kroatischer Erde, die
    er küßte, aber mangels altersbedingter Beweglichkeit nur mit
    einer kleinen Verbeugung zu berühren imstande war.'
    küssen? berühren? verbeugen? geht das nicht umgekehrt normalerweise?
    (Beitrag wurde von marie battisti am 09.10.2001 um 00:52 Uhr bearbeitet.)

  8. #8
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    nein, noch kein Kommentar konnte mich bisher zum Lesen überrumpeln

  9. #9
    Avatar von lacoste
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    Ich las die Geschichte schon, direkt als sie hier rein kam.

  10. #10
    Avatar von klesk
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    frau snjezana aus bjelovar?

  11. #11
    Avatar von marie battisti
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    achso, ich erledige das gleich

  12. #12
    Member Avatar von Pretextat Tach
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    Herr Klesk, Frau Snjezana aus Bjelovar kann es nicht sein, sonst hätte sie mit den buntbebänderten Frauen unmöglich bilaterale Gespräche über die Pille führen können.
    Herr Hausmeister, kann man die Geschichte nicht so bearbeiten, dass die zwei eisernen Gesetze, die gebrochen wurden verschwinden?
    Ganz tief in mir drinnen schmerzt es, wenn eine Geschichte, die mich so absolut entzückt, von keinem sonst gelesen wird. Irgendwie habe ich wohl einen Narren am Papst gefressen, obwohl ich eigentlich gar nicht gläubig bin, aber immer wenn von ihm erzählt wird, höre ich von wundersamen Menschen, die zu weinen beginnen und sich in den Dreck werfen, alleine durch die Tatsache, ihm Angesicht in Angesicht gegenüber zu stehen.
    Ich wüßte wirklich nur zu gerne, was das für ein Mann ist.
    Was gäbe ich doch für eine Stunde, nein fünf Minuten Gespräch mit diesem Mann, Auge in Auge? Viel, sehr viel...

    (Beitrag wurde von Pretextat Tach am 09.10.2001 um 01:19 Uhr bearbeitet.)

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