Ich weiß nicht, ob Herr Dr. Ostbahn (Ostbahn-Kurti) auch den deutschen Freunden ein Begriff ist, den Österreichern allemal.
In irgendeinem Kaff im tiefen Mühlviertel war ich damals zu Besuch, und da kündigte sich ein Jahrhundertereignis an: ein Star sollte kommen und in einem Bierzelt auftreten, ein Hauch von Großstadt umwehte die Nasen der Einheimischen, sie waren sich dessen bewusst, dass sie im Begriff waren, etwas großes zu erleben, etwas, von dem sie noch ihren Kindeskindern erzählen würden.
Als Großstädter musste ich mich natürlich unbeeindruckt geben und folgte der Meute mit bewusst gelangweilter Mine.
Dr. Ostbahn, tat das, wofür er bezahlt wurde, er sang und machte seine Späßchen. Ich wiederum war verwundert über meine eigene Reaktion, denn es hat mir ganz gut gefallen, was ich eigenlich nicht erwartet hätte. Dies wäre selbstverständlich noch keine Paparazzi-Geschichte wert, Geduld!
Meine Freunde und ich besuchten anschließend ein Lokal in besagtem Dorf (es gab nur eines) und wer spazierte nach etwa einer
Stunde herein? Richtig geraten, Herr Ostbahn mit seiner Meute. Sie waren an die 10 Leute und ich war abermals überrascht über meine Reaktion: ich beobachtete sie, ich wollte wissen, was Prominente so machen, wenn sie privat sind. Betrinken sie sich wie ich Normalsterblicher oder würden sie sich langweilen und sich über uns gemeines Volk amüsieren, ob so vieler absolut Unprominenter?
Ersteres trat ein: Herr Ostbahn trank ein paar Whisky-Cola, seine Crew trank bedeutend mehr. Einer von ihnen, ein grosser Dunkler mit schwarzem Schuh war nach einer halben Stunde knallvoll und nahm sich der drallen Blondine, die vorher erfolglos versucht hatte, an Dr. Ostbahn heranzukommen, an. Dr. Ostbahn kam mir merkwürdig unbeteiligt vor im bunten Treiben, er schien zwischen den wenigen Worten, die er sprach, entweder nachzudenken oder zu beobachten. Ich konnte leider nicht verstehen was er sagte.
Ich wollte unbedingt mit ihm sprechen, leider fiel mir nichts besseres ein, als dass ich mit einem Freund zu Doktors Tisch ging und eine Herausforderung im Tischfußball aussprach. Der Handschuh war geworfen und er zeigte sich als Ehrenmann. Da wir noch Schüler waren, sollte das ganze natürlich auch noch einem viel profaneren Ziel dienen, nämlich, unsere Alkoholkasse aufzubessern, denn wir waren uns ganz sicher, dass Herr Ostbahn stinkereich war, so viele Platten wie der gekauft hat...
Die Herren waren überraschend gut, das Spiel war spannend, denn unsere Gegner waren ausgesprochen motiviert, das wäre ja noch schöner gewesen, gegen ein paar Provinzknaben zu verlieren! Nun ja, wir gewannen 6:4. Die Flasche Bacardi und das Cola, wurden alsbald gebracht und der Kellner, ein junger Bauersmann, stellte die Frage in den Raum, wer denn dies bezahlen würde. Auf einen Fingerzeig in Richtung Dr. Ostbahn reagierte der junge Mann mit einem ratlosen Blick, Dr. Ostbahn gar nicht, wir wiederum mit einem noch ratloseren Blick, was den Kellner zu einem wortlosen Abgang veranlasste, nein, ich weiß nicht einmal, ob die Getränke jemals bezahlt wurden.
So habe ich einen Prominenten nicht nur höflich paparazzt, nein, er hat mir sogar einen ordentlichen Rausch verpasst, und er ist verantwortlich dafür, dass ich vom Rest des Abends nicht mehr viel weiß, vielleicht war es aber auch so unwichtig, dass ich es automatisch verschwinden habe lassen, so wie alle anderen Dinge, denen ich keine Bedeutung zumesse.
Ich habe mir trotz allem noch keine einzige seiner Platten gekauft, so unbeeindruckt hinterließ er mich.
(Beitrag wurde von Pretextat Tach am 30.09.2001 um 06:15 Uhr bearbeitet.)
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