Es war im Herbst 1999. Ich war mit einer Freundin im Maxim Gorki Theater verabredet. Die Distanz von meiner Wohnung zum Maxim Gorki Theater beträgt etwa 8 Fahrradminuten. Ich war spät dran, wie meistens. Um halb war ich verabredet, und es war halb. Es galt also die Strecke in 0 Minuten zu fahren, was sehr schnell ist. Ich ging also runter auf den Hof, holte mein Fahrrad und fuhr los. Sehr schnell. Doch schon an der ersten Straßenecke scheiterte ich. Die Kurve schaffte ich zwar, doch ein heranfahrendes Polizeiauto musste wegen mir eine Vollbremsung vornehmen. Was den darin sitzenden Polizisten überhaupt nicht behagte. Sie hupten, und zwangen mich meine Fahrt zu unterbrechen. 3 Polizisten sprangen schreiend aus dem Wagen, ganz so als gäbe es ein ganzes Rudel gemeingefährlicher Verkehrssünder zu verhaften. Da stand ich nun, in Eile, im kurzen Röckchen, gut gekämmt und mit einer Tonne Glitter überschüttet, in Mitten einer Horde mir feindlich gesinnter Männer. Während der größte, schnurrbartloseste und schwarzhaarigste nur die sofortige Herausgabe meines Personalausweises verlangte, verlangte der bärtigste unter ihnen mein sofortiges Schuldbekenntnis, nebst Entschuldiung. Meinen Ausweis gab ich, doch die Entschuldigug hielt ich nicht für nötig. Die werten Herren waren erstens zu schnell gefahren, denn sonst hätten sie nicht derart in die Eisen treten müssen, und zweitens waren sie extrem unhöflich. Schließlich war ich als Dame verkleidet. Und Damen schreit man nicht an. Meine störrisches Verhalten entzürnte den dunkelhaarigen Mann, er rief erbost: Wenn sie nicht Einsichtig sind, bekommen Sie eben eine Strafe. Und kritzelte eilig in ein Heftlein. Nun war auch ich wütend: Ich schrie etwas von Eile, Freundin im Theaterfoyer, Unverschämtheit, beim Vorgesetzten beschweren, und zack zack Ausweis zurückgeben. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, das meine Freundin wahrscheinlich schon im Theater sass. Ich winkte also das nächstbeste Taxi heran, und stieg ein. Mein Fahrrad blieb angekettet und unter Polizeischutz zurück. Bei einem Blick aus dem Rückfenster sah ich noch, wie einer der Polizisten mein Fahrrad auf Vehrssicherheit untersuchte. Doch dann fuhr ich mit Hilfe des Taxis problemlos um die nächste Strassenecke. Ein paar Minuten war ich am Theater. Meine Freundin stand im Foyer, und das Stück hatte bereits angefangen. Doch das war egal. Denn die Freundin war nicht sauer, und das Stück so schlecht, dass ich den Inhalt komplett verdrängt habe. Ein paar Monate sah ich dann einen der Polizisten wieder. Im Fernsehen, man hatte ihn tatsächlich zum Mister Germany gewählt. Noch ein paar Wochen später kam dann auch der Strafzettel. Darin verlangte Mister Germany 134 Mark.
Für alle die noch mehr über Mister Germany wissen wollen:
http://www.erba.de/Kan/ge-Barkowski.htm
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