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Thema: Haußmann, Leander, Andree Eisermann, Barbara Rudnik und Freunde im Salee et Tabacchi

  1. #1
    Avatar von lacoste
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    Leander Haußmann, Andree Eisermann, Barbara Rudnik und Freunde im Salee et Tabacchi

    Heute wartete ich zusammen mit Wolfgang im "Salee et Tabacchi" auf Michael und Dieter. Das Salee ist ein nobles italienisches Restaurant in der Kochstraße, das sich nur mittags zwischen 12 und 15 Uhr in einen Schweinetrog für Taz-Mitarbeiter verwandelt, weil es das einzige Restaurant ist, in dem man die Taz-Essensmarken einlösen kann. Spätestens nach dem 5. Mal mögen normale Leute dort nicht mehr essen, weil es auf die Essensmarken fast immer nur Nudeln gibt, aber die Essensmarken müssen ja weg. Also holt man sich davon Zigaretten, oder man geht dort nach der Arbeit Biertrinken. Heute war Biertrinken geplant und während wir noch auf die anderen beiden warteten, kamen plötzlich zunächst zwei Männer und eine Dame herein. Sehr fein angezogen, die Männer in Smoking, sie fielen mir sofort auf, Sonnenbrillen trugen sie, die blonde Dame in einem roten engen Kleid, sie wirkten in unserer Umgebung etwas overdressed und ich flüsterte Wolfgang zu: "Was sind das denn für welche?" Wolfgang konnte nicht genau kucken, weil er mit dem Rücken zu ihnen saß. Die Leute setzten sich an einen Tisch, der schräg gegenüber von unserem war, und ich achtete nach einer Weile nicht mehr auf sie, denn Dieter und Michael kamen und wir starteten in den Abend.

    Dann kamen sie: einer und eine nach dem anderen, alles pikfeine Leute, jedenfalls piekfein angezogen, eine Dame trug ein türkises Abendkleid mit Korsage und Sissi-Rock, eine trug eine blaue Glitzerhose und ein Oberteil durch das man alles sehen konnte, bis auf die Stellen über den Brüsten, denn dort waren gelbe Wattestreifen, eine trug ein schlichtes Kostüm, die Männer alle Smoking oder feinen Anzug. Es waren zwölf oder dreizehn, vielleicht auch ein paar mehr, drei der kleinen Salee-Tische schoben sie zusammen, aber alle hatten doch nicht Platz. Die die nicht sitzen konnten lagerten sich stehend an der kleinen Bar im Vorderraum. Ich fragte: "Was sind das denn für Leute? Eine Hochzeitsgesellschafft?" Michael drehte sich kurz um und sagte: "Der eine ist doch Leander Haußmann!" Ich kuckte genauer hin, denn ich hatte sie in Blickrichtung, und der eine war wirklich Leander Haußmann. Ich hatte ihn nicht erkannt als er reinkam, weil er da eine Sonnenbrille trug, die er jetzt aber nicht mehr aufhatte, und er sah ein bisschen anders aus, als auf den Fotos, die ich von ihm kenne. Etwas älter, etwas erwachsener, etwas fülliger. Er trug jetzt eine Seh-Brille, eine mintgrüne Fliege, sein Haar - das konnte ich sehen - wird hinten etwas licht und er hatte ein winzig kleines bisschen Ähnlichkeit im Gesicht mit Prinz Ernst August. Das sagte ich auch und dann erinnerten wir uns gemeinsam daran, dass Leander Haußmann vor nicht allzulanger Zeit sich ja mal geprügelt hatte, weil jemand an seinem Pudel etwas auszusetzen hatte, und vor Jahren, als er noch Intendant vom Schauspielhaus Bochum war, geriet er in die Schlagzeilen von "Theater Heute", weil er abends in der Kantine einen Bühnenbildner oder Dramaturgen verprügelt hatte oder umgekehrt.

    So angefixt, betrachteten wir die Gesellschafft genauer, wobei Dieter und ich eindeutig im Vorteil waren, weil wir sie in Blickrichtung hatten, Michael und Wolfgang hatten sie im Rücken. Dieter bemerkte mit einem coolen Satz: "Oh, die blonde mit dem roten Kleid ist Barabra Rudnik." Im gleichen Augenblick flüsterte ich: "Ey, der da, ist das nicht Andree Eisermann???"

    Schlafes Bruder Andree Eisermann kenn ich nur aus dem einen Kinofilm und aus Schilderungen eines Bühnentechnikers, der ihn nicht mochte, aber ich hatte ihn sofort erkannt. Sie saßen nah genug bei uns, um zu bemerken, dass wir sie paparazzten. Aber es machte ihnen nichts aus.

    Michael sagte: "Der mit den schwarzen Haaren, dort an der Ecke, das ist ein ganz bekannter Schweizer Schauspieler, aber mir fällt gerade der Name nicht ein! Er wurde berühmt durch diese Serie mit Mario Adorf, von diesem berühmten Regisseur, wie heißt der noch, die Serie hieß Der große Bellheim, oder so." - "Dieter Wedel?" fragte Wolfgang. Ja, Dieter Wedel war der Regisseur der Serie, aber der Name des Schauspielers fiel uns nicht ein. Zwei weitere Männer kamen mir auch bekannt vor und eine Frau, die hübsch aber nicht aufgebrezelt angezogen war und von der ich dachte: "Anja Jaennicke?"

    Leander Haußmann trank Cola, Barbara Rudnik trank Sekt, Andree Eisermann trank Kaffee oder Cappuccino, der Rest der Gesellschafft trank bunt gemischt dasselbe, ein paar tranken auch Bier und ich fragte mich, wo die wohl gerade herkamen. Sie hatten Premierenstimmung, soviel war klar, aber es war mittlerweile erst 20 nach 6 und um 20 nach 6 ist noch keine Premiere zuende und vor einer Premiere wird niemals gefeiert, soviel weiß ich aus Erfahrung!

    Schön anzusehen war es, wie Leander Haußmann souverän den Organisator und Anführer gab, ganz ohne Allüren oder Alphamännchen-Getu - Er war es, der die Tische zusammenrücken ließ, darauf achtete, dass jeder daran dachte, was er bestellt hatte und das die Getränke an die richtigen Adressen gingen (es war ein wirkliches HALLO, was das bunte Volk in unser hassgeliebtes Spießer-Salee brachte), nebenher warf er auch mal das ein oder andere Auge auf uns, weil es jetzt doch zu klar war, dass wir sie beobachteten und über sie tuschelten, er schenkte seine Aufmerksamkeit auch denen, die nur am Tresen stehen konnten, freundliche Worte hatte er auch für die bekanntermaßen unhöflichsten und arrogantesten Kellner Berlins (die vom Salee halt) - kurzum: Er hatte die Situation voll im Griff!!!

    Es war ein Gekose und eine Aufregung in dieser Gesellschaft, Küsschen auf die Wange hier, tiefe Blicke und Hüftumarmung dort, ich war froh, in Blickrichtung zu sitzen, weil ich es wirklich schön fand und ich fragte mich und meine Leute, die sich mittlerweile bereits über ganz andere Dinge unterhielten, WO KOMMEN DIE DENN WOHL GERADE HER?????? Dann wurde hin und her überlegt, wo die wohl gerade herkamen, bis einem plötzlich einfiel (Ich weiß echt nicht mehr, wer es war, ich war es aber nicht): "Ist heute nicht die Filmpreisverleihung?" Ja, riefen die anderen, die Filmpreisverleihung, die gehen gleich alle zur Filmpreisverleihung!!!

    Das war es also: Deutsche Filmpreisverleihung, und ausgerechnet hier mussten sie sich einstimmen!!!

    Nun war es schon viertel nach sieben und Leander Haußmann gab in der Runde bekannt, nun würden Taxis gerufen und er sprach mit einem Kellner. Ein paar Minuten später standen die Taxis in zwei Reihen in der Kochstraße und blockierten den Verkehr. Eineige Gesellschaftsmitglieder gingen sofort hinaus, andere wollten noch austrinken, aber Leander Haußmann drängte zum Aufbruch. Er blieb freundlicherweise solange, bis auch der Letzte seiner Klicke das Lokal verlassen hatte, an der Lokaltür stehen und ich versuchte, seine Zigarettenmarke zu entziffern, aber ich habe sehr schlechte Augen, ich weiß nur, dass die Packung mintgrün war, wie seine Fliege. Er merkte das und drehte sie mir noch zu, die Schachtel, aber völlig unaufdringlich, zu unaufdringlich, ich konnts nicht lesen!

    Als der Letzte raus war drehte ich mich in Raketengeschwindigkeit zum Fenster, um den Rest zu verfolgen!!! Leander Haußmann hielt einer Dame und zwei Männern eine Taxitür auf, die setzten sich nach hinten, er sich nach vorn und _ Hopp_ die Sonnenbrille wieder auf die Nase!!!
    Aber dann: Es gab Stress!!! Vier Taxis zuviel waren bestellt, und die Taxifahrer, die übrigblieben waren, waren voll sauer! Leander Haußmann stieg wieder aus und wollte sie besänftigen. Und das war der Punkt, an dem er echt an der falschen Adresse war: denen war es egal, den Taxifahrern, ob das nun Künstler waren oder nicht, es waren 8 Taxis bestellt und nur vier waren besetzt! die Diskussion kam nicht vom Fleck und irgendwann stieg er einfach wieder ein und die vier Taxis fuhren weg.

    Ungefähr 5 Minuten standen die anderen Taxifahrer noch auf der Straße und redeten miteinander, der Oberkellner vom Salee ging auch mal raus und redete mit, dann fuhren die leeren Taxis auch weg.

  2. #2
    Moderator Avatar von Ruebenkraut
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    Herrlich, erstklassiger Bericht.
    Mir kommen vor Heimweh die Tränen.


    Auch der kleine Tippfehler mit dem eineigen, kam zur rechten Zeit. Minutenlang habe ich überlegt, ob man jetzt Leute, die unbedingt irgendwo pünktlich kommen wollen, eineiig nennt, bis mir auffiel, dass hier schlicht ein "e" zuviel steht, nicht ein "i" zuwenig.

  3. #3
    Moderatorin
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    Feine Gesellschaft, feine Beschreibung.

  4. #4
    Avatar von Aporie
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    Diese herrlich erzählte Geschichte lässt ja nun wirklich nichts aus, wonach ein Pappenherz giert.
    Hinzufügen könnte man höchstens noch den Namen des Schweizer Schauspielers. Er heisst Stefan Kurt.

  5. #5
    MaybachMember
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    Köstlich, delikat. Ganz wunderbar!
    Ich hab noch am Raumschiff zu tun

  6. #6
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    Der reinste Erlebnisschrott. Abmahnen!

  7. #7
    Avatar von Benzini
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    Vielleicht.
    Ein sehr schönes Erlebnisschrott-Element ist der "Schweinetrog für TAZ-Mitarbeiter". Der führte mich eine Geschichte lang durch ein bild von Grosz.

  8. #8
    [Member] Avatar von Herr Cohn
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    Wie kommt es bloß zu diesem Restaurantnamen, Lacoste?

  9. #9

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    Lacoste hat den Restaurantnamen geschickt verfremdet, damit jetzt nicht alle Welt dort einkehren will und den taz-Mitarbeitern womöglich den Nudeltrog leerfrisst. In Wirklichkeit heißt der Laden "Sale e Tabacchi", also etwa "Zimmer mit Tabak" oder "Salz und Tabak" oder aber "schmutzig und voller Tabakkrümel", also was man dort halt so bekommt wahrscheinlich.

  10. #10
    Avatar von Klaus Caesar
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    Herrlich. LaCoste hat sich ja sehr rar gemacht in letzter Zeit, aber das jetzt, ja, doch. Ziemlich. Wie geil ist denn das jetzt?

  11. #11
    Embedded Senator Avatar von DerCaptain
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    Sorry, aus Versehen als KC gepostet.

    Digital Immigrant

  12. #12
    Kann mich meinem alten Freund Poser Rosenberg nur anschließen. Ich finde lacoste wird zunehmend infantil und marastisch. Sperrung sofort!
    Nur mal so.

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