Es muß Anfang 1986 gewesen sein, als mich meine Freundin bat, sie zu einer Karnevalsveranstaltung auf der anderen Rheinseite zu begleiten. Eine Bekannte von ihr hatte Karten, sie wollte nicht allein mit ihr dorthin. Am späten Abend kamen wir mit einem Paar ins Gespräch, beide wesentlich älter als wir. Er war jünger als sie, vielleicht Mitte 30, sie war aber die attraktivere, durch ihre warmherzige Art versprühte sie mehr Erotik als der ganze Kerl, der noch an diesem Schnauzbart dranhing. Dummerweise hatte der Typ nichts besseres zu tun, als im Beisein seiner Freundin uns junges Gemüse von Anfang 20 ziemlich plump anzumachen. Meine Freundin und ich bemühten uns, seine Peinlichkeiten zu ignorieren und unterhielten uns lieber mit dieser Frau. Sie war wirklich nett. Die Bekannte hingegen entpuppte sich als das gackernde Huhn, für das ich sie insgeheim schon immer gehalten hatte, sie stieg auf seine Sprüche ein. Daß wir beiden anderen seine Flirtversuche so gut es ging ignorierten, faßte er wohl als Herausforderung auf, jedenfalls wurden seine Anzüglichkeiten immer schlimmer, bis ich ihm eine ziemlich eisige Abfuhr erteilte. Meiner Freundin war auch der Geduldsfaden gerissen, wir sahen zu, daß wir uns freundlich von der Frau verabschiedeten und Land gewannen. Kaum waren wir ein paar Schritte außer Hörweite, plusterte sich die Bekannte auf und verkündete: ³Hach, war das aufregend!ã Der Depp sei doch wohl nur daneben gewesen, meinte ich mißgelaunt. Da entrüstete sie sich und sagte: ³Ja, hast Du die denn nicht erkannt? Das war doch Joy Fleming!ã
Trösten Sie sich, Joy Fleming: Als kurze Zeit später bei einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag Johannes Rau auf mich zukam, mir seine Hand hinstreckte und mit mir plaudern wollte, habe ich ihn auch nicht erkannt.
(Beitrag wurde von naja am 16.09.2001 um 22:03 Uhr bearbeitet.)
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