Ich befand mich auf einer eher drögen Premiere in einer drögen Hansestadt, wo ich mich noch nicht allzusehr heimisch und deswegen auch nicht vertraut mit der örtlichen Prominenz fühlte. Auf jeden Fall gab es im Anschluss Freisekt, wir standen im Foyer und betrachteten die vorbeidefilierende Wichtigkeit. Unter anderen wandte sich ein altes Hutzelweibchen, gestützt von einem muskulösen jungen Mann, gen Ausgang. 'Hast Du sie gesehen? Hast Du sie gesehen?' fragte mein Begleiter hektisch: 'Heidi Kabel!'
Ich kannte Heidi Kabel nicht, um ehrlich zu sein, wusste ich nicht einmal, dass es sie wirklich gab. Ich dachte immer, sie sei so eine Art Metapher, in etwa wie Gott die Personifizierung der Hoffnung ist, so wäre Heidi Kabel die Personifizierung des Volkstheaters.
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