liebe gemeinde,
lassen sie mich Ihnen eine geschichte erzählen, die mir geschehen ist.
vor einigen jahren, die DDR bestand noch und war stolz auf sich (*sing* 'da sind wir aber immernoch, und der staat ist noch da, den arbeiter erbaun...') begab es sich, daß die halbwüchsige camilla irgendwie ihr taschengeld aufbessern mußte. und so führten mich meine schritte in das hiesige schloß- und puppenmuseum der kleinen thüringischen kreisstadt A. in dortigem museum verbrachte ich nun meine wochenenden als aufsicht und als museumsführerin. als aufsicht hatte man meist mit wichtigem gesicht herumzugehen und die leute zu erschrecken, wenn sie an der mit glasperlen und allerlei anderem straß bestickten stofftapete (frühes 18. jhd) die perlen abknaubeln wollten oder sich gar in die hysterische - verzeihung: historische - wohnlandschaft setzten wollten. gelegentlich schritt man auch mit gelangweiltem gesichte umher (man kannte ja schließlich schon alles und auch die touristen gaben sich alle gleich) und amüsierte sich über die eintragungen im gästebuch. ich schweife ab. dies ist aber für unsere kleine geschichte nicht weiter interessant.
nun geschah es aber, daß unangemeldet hoher besuch kam: Karl-Eduard von Schnitzler! vielen auch bekannt als Sudel-Ede. Er erschien mit seinem XII. eheweibe (einer alternden rumänischen hupfdohle). das gab ein großes hallo: ungläubiges staunen, kopfschütteln, angewidertes abwenden. genosse museumsdirektor kam auch gleich nach kurzem telefonat ('schnitzler ist da!' - '?' - 'na DER schnitzler!!' - '!') wieselflink mit dem güldenen buche angerannt, um dem hohen gaste gebührende ehre zu erweisen. klein-camilla, ganz tapfer!, holte flugs eine ansichtskarte, tat es dem genossen museumsdirektor gleich und lies den baron unterschreiben: 'Der Besuch war ein Erlebnis! Karl-Eduard von Schnitzler'. aber dem nicht genug: zum abschied bekam ich von ihm höchstselbst seine hand dargeboten und ich berührte mit meiner rechten seine rechte! zuhause wurde allergrößtes unverständnis geäußert, wie man sich von 'so einem' ein autogramm geben lassen und als krönung auch noch die hand reichen kann.
die karte verwahre ich heute noch. und gelgentlich (republikgeburtstag, erster mai...) hebe ich meine rechte wie zum schwure und rufe: 'seht her, diese hand berührte karl-eduard von schnitzler!'
sollten wir nicht alle ein wenig über diese kleine geschichte nachdenken? ich wünche Ihnen einen schönen sonntag.
camilla
wegen einiger rechtschreibfehler:
(Beitrag wurde von camilla am 06.09.2001 um 08:56 Uhr bearbeitet.)
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