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Thema: Schmidt, Christian Y., Sabine Boss und der Wolkenhund

  1. #1
    Zürich im Spätsommer: Wir hatten zwei Packungen Pilze in Werner`s Head Shop in der Langstraße gekauft, nicht die Mexikanischen, sondern die Hawaianischen, die fünf Mal stärker sein sollen. Deshalb war statt fünf Gramm auch nur ein Gramm in der Packung für 50 Franken, was den Vorteil hat, dass man nicht so viele der getrockneten Sporenträger auf einmal schlucken muss. ³Ungenießbarã steht auf der Packung und da ist auch was dran.
    Nach dem Früstück drängt Schmidt uns, doch jetzt mal endlich mit den Pilzen anzufangen, sonst wird aus dem ganzen Tag nichts mehr. Außerdem kommt um zwöf die Putzfrau. Wir schütten die Pilze auf eine Bildzeitung und teilen sie gerecht in vier Teile, Sabine bekommt etwas weniger, die vierte Portion wandert wieder in die Tüte und da hören wir auch schon die Putzfrau im Treppenhaus. Hastig die Pilze runtergewürgt und die Klamotten zusammengesucht, der Putzfrau tschüss gesagt und raus auf die Strasse. Wir laufen den Zürichberg runter zum Kunsthaus, wo gerade eine große Giacometti-Retrospektive läuft.
    Vorm Kunsthaus verspürt Schmidt einen leichten Linksdrall und Schweißausbrüche, Sabine ist ein wenig weich in den Knöcheln, ich merke nichts. Nur das alles unheimlich anstrengend ist mit Eintrittskarten kaufen, Garderobe und die vielen Leute. Die Ausstellung selbst erscheint uns fast ein wenig unspektakulär ö Giacometti, wie man ihn kennt: lange dünne Figuren, teilweise groß, teilweise nur wenige Zentimeter groß. Interessanter finde ich die Zeichnungen, bei denen man die verschiedenen Körperschichten der Person bis zum Skelett zu erkennen meint. Ich sehe, wie die Striche nacheinander aufs Papir prasseln, angefangen mit den Körperachsen, bis zu einer Andeutung von Profil.
    Dann wird es uns zu bunt und wir gehen schnell wieder raus. Weiter die Strasse runter zum Zürichsee. Hier laufen die Vorbereitungen für das hiesigen Loveparade Plagiat und es wumpert Techno aus einem Zelt. Es gibt ein von Max Frisch designtes Schwimmbad namens Utokai, das aber Eintritt kosten würde. Mein Vorschlag, das Schwimmbad zu kaufen, und dann ohne Eintritt reinzugehen, wird von den anderen ignoriert. Außerdem gibt es dort die ³Mother of all benchesã ö die Mutter aller Banken. Dazu muss man wissen, das Zürich derzeit im Zuge einer bekloppten Marketinginnitiative des Einzelhandels mit mehr oder weniger kunstvoll designten Bänken überzogen wird. Die ³mother of all benchesã ist eine etwa fünfmeterhohe gelbe Bank in Kuhform, auf die wir uns mit letzter kraft emporwuchten, was nicht ganz einfach ist. Sabine und ich merken nichts und legen sicherheitshalber noch mal ein paar Pilze nach, während Schmidt, gut bedient, telepatisch Kinder anlockt, die dann vor unserer Bank stehen bleiben, und wir müssen sie dann wieder wegscheuchen.

    Angeblich hat Schmidt mal auf LSD an einem See in einem Park in Frankfurt eine Flugente aus über hundertfünfzig Meter Entfernung angelockt. Als ihm Kinder zu langweilig werden, beginnt er, Schiffe anzulocken, die dann diekt auf uns zu halten und erst in letzter Sekunde abdrehen. Die Menschen sehen alle ziemlich deformiert aus und wie in Giacometti-Zeichnungen erkennt man ihre Skelette durch die kleidung. Viele haben viel zu kurze Beine. Als das auch langweilig ist, verlassen wir die Kuh und laufen weiter am Seeufer entlang. Es folgen verscheidene unterschiedlich designte Uferabschnitte, ein kubistischer, mit roboterartigen Gebäuden, ein asiatischer mit einem Steingarten und einem echten chinesischen Tempel, ein botanischer mit unheimlich vielen interessanten Bäumen. Sabine streichelt einen Baum, den sie besonders ³puscheligã findet, behauptet aber immer noch, nichts von den Pilzen zu merken. Der Baum ist aber auch wirklich ziemlich puschelig. Mir sind die Bäume insgesamt zu vorlaut, besonders die, die einem so intrigant hinterher zischeln und züngeln. Dann bricht die Sonne durch die Wolkendecke und wir können nicht anders, als uns wie gebannt auf einen Streifen unheimlich grünes Gras direkt am Wasser.
    Schmidt labert in einer Tour uninteressanten Schwachsinn, und ich will ihm die ganze Zeit sagen, dass er doch bitteschön einmal wenigstens für fünf Minuten die klappe halten soll, verzettele mich dabei aber und lasse es bleiben. Am Himmel erkenne ich nun einen sehr freundlichen Hund ö eigentlich ist es der Kojote aus Homer Simpsons Peyote-Chili-Trip ö am Himmel, der mit seinem Hinterteil bis in die Mittelschweiz reicht. Seine Aufmerksamkeit gilt aber ganz uns, beziehungsweise mir. Er beschnüffelt mich interessiert, aber irgendetwas fehlt ihm. Sein einer Fuß ist auf einmal auch bedenklich angeschwollen, und es sieht aus, als würde es ihm in Zeitlupe die Schädeldecke wereißen. Ich frage die anderen, ob sie wüssten, was mit dem Hund ist, aber sie labern wirklich die ganze Zeit uninteressantes Zeug über, wie sie ein Pärchen beim Arschficken im Gegenlicht einer Laterne gesehen hätten oder so ähnlich. Gern würde ich dem Hund helfen, bloß wie?
    Wir gehen weiter durch ein Vogelgehege, was mir gar nicht recht ist, weil man auf eingelassenen Steinpollern direkt durch einen Schwanenteich gehen muss. Und die Schwäne sehen sehr unheimlich aus. Auf einem Poller sitzt eine Ente, an der man ganz dicht vorbei muss, was mir auch riskant erscheint. Aber Schmidt ist vorgegangen und versichert, er habe bereits mit der Ente Kontakt aufgenommen, die sei ok. Als ich die Ente passiere, ist sie wirklich ok, und läßt mich in Ruhe. Nur ein Schwan will mir meine Milz rauspicken und schafft es auch fast.
    Hinter dem Vogelgehege kommt eine uninteressante Rattanfestung, in der Senegalesische Filme gezeigt werden und wir alle haben das gefühl, das unsere kleine Reise hier ihren Endpunkt gefunden hat. Aber was ist das? Auf einem Steinsockel schwimmt eine riesige Kugel auf dem von unten mächtig nachdrückenden Wasser. Die Kugel wiegt schätzungsweise eine Tonne, und man kann sie anschieben, dann dreht sie sich in eine Richtung weiter. Als ich sie anfasse, wird mir klar, dass es die Nase des Hundes ist, die dieser verloren hat. Sie ist feucht und kalt, und daran erkennt man bekanntlich, dass ein Hund gesund ist, wenn seine Nase feucht und kalt ist. Ich erkläre einer Gruppe Inder, die mich irgendetwas in einer Sprache fragen, die ich nicht verstehe, dass das die Nase von einem ziemlich großen Hund sei, der sie verloren hat. Sie schauen mich freundlich nickend an, aber ich habe nicht den Eindruck, dass sie mich verstanden haben. Sicherheitshalber versuche ich es noch mal in Englisch. Als ich dem Hund sagen wollte, das ich seine Nase gefunden habe, und er sich nicht weiter grämen müsse, war er plötzlich weg. Ich bin noch mal in den See gesprungen und getaucht, aber ausser einem sehr schönen Blau dort unten, war nichts auszumachen. Alles sieht auf einmal ziemlich langweilig aus, und wir sind nach Hause gegangen und haben Nudeln gekocht.
    (Beitrag wurde von Dirk von Foerster am 31.08.2001 um 16:59 Uhr bearbeitet.)

  2. #2
    Avatar von lacoste
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    Oh, ein Aufsatz! Ein Erlebnisbericht in eigener Sache! Was hast Du denn gestern gemacht, Holm? Erzähl doch mal...
    ------------------
    Herr Weber auch!

  3. #3
    Abebe Lowumbo Avatar von joq
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    Man könnte bei der Geschichte schmunzeln.
    Wenn Sie doch bloß mal lernen würden, mit Absätzen zu schreiben. Und jetzt bitte keine Schuhwitze. Danke.

  4. #4
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Da ich hörte, dass Mittelinitial Schmidt in Zürich in meinem Bett nächtigte, nehme ich an, dass das SEINE Pfefferminzbonbons sind, die da in der kleinen Blechdose in meinem Zimmer vergessen wurden. Allerdings frage ich mich nun auch, ob das wirklich Pfefferminzbonbons sind.
    Die Geschichte gehört hier irgendwie nicht hin.

  5. #5
    @Tobler: Ja, sorry. Ich wollte sie dir eigentlich auch mailen, aber ich habe deine Adresse nicht.

  6. #6
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Lötzinn. Die hat jeder, der einen Computer bedienen kann.

  7. #7
    Avatar von Christopher Wurmdobler
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    also da hat tobler schon recht, das gehört irgendwie wirklich nicht hierher!

  8. #8
    Member Avatar von mart
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    Also da haben der Herr Tobler und der Herr Wurmdobler schon recht, das gehört irgendwie wirklich nicht hierher.
    Besser aber ein dezentes und höchst amüsantes Fehlamplatze-Dasein als Fake-Schwachkram oder langweilige Nietenschauspieler-Beschreibungen.
    Vermittels teleologischer Reduktion könnte vielleicht der Wolkenhund als Prominenz herhalten (ich habe ihn auch schon gesehen).
    Also, Herr von Foerster, war er klein wie alle Prominenten?

  9. #9
    Ich sehe es ein. Wie mache ich es wieder weg? In der Tat ging es mir hauptsächlih um den Wolkenhund, der - wie beschrieben - keineswegs klein war, sondern im Gegenteil riesig.
    @Tobler: Ach, und wie, bitteschön geht deine tolle email-Adresse: Fehlgeschlagene Versuche:
    webmaster@heimatroman.de
    koal@web.de
    robert.koal@web.de

  10. #10
    Avatar von Herr Genista
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    7.068
    Die Wolkenhundgeschichte steht hier als Joghurtbechertelefonersatz? Na wenigstens trägt Herr Förster sein von mit Würde.
    Frau H, kannst Du mal rüberkommen? Wir müssen noch das Abendessen planen.
    Aber nichts für ungut, man riecht ja Zürich sehr schön. Den Puschelbaum kenne ich auch. Und Koall schreibt sich doch...äh...genau.
    (Beitrag wurde von Herr Genista am 31.08.2001 um 17:30 Uhr bearbeitet.)

  11. #11

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    1.727
    Kann der Herr Hausmeister nicht die Möbelpacker bestellen und das zu den 'Großen Geschichten' runtertragen lassen? Die 'vorlauten Bäume' jedenfalls haben mir besonders gefallen.

  12. #12
    Member
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    Nee, das gehoert hier aber nicht her.
    Trotzdem eine Frage: Die Pilze, haben die eigentlich gewirkt?

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