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Thema: Walser, Martin (und die Fellmütze)

  1. #1
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    gewidmet Frau H aus B, die heute Geburtstag hat

    Mitte der achtziger Jahre kam der Schriftsteller Martin Walser vom Bodensee nach Wien. Er folgte einer Einladung zu einer Veranstaltung namens 'Literatur im März'.
    Ein im Kulturbetrieb tätiger Freund hatte mich schon vorher mit dem extrem wortkargen und schüchterenen Schriftsteller bekannt gemacht. Ich war dann überrascht von seiner lebhaften Bühnenpräsenz. Anschliessend ging der Kulturtross in ein wiener Beisl namens 'Smutny'. Ich fühlte mich nicht wohl in dieser Runde und deutete meinem Kulturkumpel an, dass ich müde sei und doch lieber gehen würde, es war aber eher meine Schüchternheit. Der Kulturkumpel presste mir noch 10 Minuten Bleibezeit ab, ich setzte mich an einen grossen leeren Tisch, prompt setzte sich Martin Walser neben mich.
    Höchst unangenehm, was sollte ich mit ihm reden, eines seiner Bücher kannte ich gerade mal aus dem Schaufenster, und das nur wegen dem Cover - ein fliehendes Pferd, expressiv gemalt- wie es damals auch mein Stil war, ich studierte damals Malerei. Das habe ich ihm dann auch erzählt, und er hat noch grössere Ohren (er hat wirklich grosse) bekommen, und Salzburger Nockerln für uns beide bestellt, weil ich ihm auch meinen Geburtsort genannt hatte.
    Da wurde es dann recht gemütlich bei Speis und Trank, und er dachte an eine seiner Töchter, Alissa, die im brodelnden New York saß und dort dem Studium der Malerei nachging. Dem Vater Walser war das nicht recht, weil er Angst hatte um dieses junge Pflänzchen. Er fasste einen Plan, ich nehme an, ausgelöst durch meine Tischnachbarschaft, und er nahm sich vor, sie rauszulocken aus dem Moloch -durch ein Foto einer meiner Arbeiten, das ich zufällig in der Tasche hatte. Das wollte er nach NYC schicken, um ihr zu zeigen, dass man auch in Wien studieren könne.
    Es vergingen einige Monate, und plötzlich meldete sich eine engelhafte Stimme am Telefon: Des Schriftstellers Tochter!
    Und es vergingen einige Wochen, da stand sie mit ihrer Mappe in meiner Wohnung. ich erinnere mich hauptsächlich an ein realistisch gemaltes (Wasserfarben?) Bild eines Luftpostbriefes. Der Adressat hiess Reinhard Palm, und der Ort war Timelkam. Ich vermutete, dass da was sei zwischen ihr und diesem Mann.
    Wieder gingen Wochen ins Land, Alissa nahm eine Wohnung bei mir um die Ecke, und wir fanden Gefallen aneinander. Sie aß gerne rohes Zeug (Karotten) und ich gekochtes.
    Eines Tages kam Reinhard Palm, der eigentlich in Frankreich lebte, wie ich mittlerweile erfahren hatte, nach Wien, und wir kochten alle gemeinsam. Reinhard ist dann mit seiner französischen Freundin nach Wien gezogen, und wir blieben in Kontakt.
    Während Alissa wieder nach New York siedelte, kam Reinhards Bruder Kurt von Berlin/ Ost nach Wien. Hier inszenierte er das Stück 'Zipf' seines Bruders, und dieser hatte sich gewünscht, dass ich die Bühne dafür gestalte: der Beginn einer langen Arbeitsgemeinschaft, die später unter dem Namen 'Sparverein die Unzertrennlichen' in Wien bekannt wurde.
    Ich wohnte mit einem jungen Mann unter einem undichten Dach. Der Kurt war oft zu Besuch, und die Männer unterhielten sich am Gang über das Leben in der DDR.
    Wie dann plötzlich eine riesige Fellmütze aus Moskau, ein Hochzeitsgeschenk von Palms Exgattin, einer Exlindenstrassenschauspielerin, den Besitzer wechselte, weiss ich beim besten Willen nicht, aber ich glaube, Martin Walser ist der Vater vom GANZEN

  2. #2
    Moderatorin Avatar von Frau H aus B
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    Danke für die Fellmütze, Usho-San. Welche Ehre.
    Seltsam: Gestern hörte ich im Radio Martin Walser aus seinem neuen Roman vorlesen. Er las im Burgtheater-Mimen-Stil, mit vielen gerrrolllten Rrrrrs. Ich habe dann doch recht schnell umgeschaltet.

  3. #3
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    Leiwand, die Gschicht. Und nun meine Frage an einen Wien- Sachverständigen: Warum nennen die Ösis den Blumenkohl Karfiol?

  4. #4
    Avatar von marie battisti
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    versteh zwar überhaupt nicht, was es mit der fellmütze auf sich hat und martin walser verdanke ich das schlimmste buch, das ich je gelesen habe, aber diese geschichte ist wunderschön, eine lebensgeschichte, frau h., ich beneide sie und wünsche alles gute

  5. #5
    Member Avatar von rapsak
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    Schoene Geschichte das, liebes usho. Dir zu diesen Anlass einen lieben Gruss aus Ostberlin, ich denke, Du weisst, wer ich bin.
    Meine Signatur hat ja auch mit einem Palm-Stueck zu tun, welches Du ausgestattet hast.
    @holgersson
    Die Österreicher nennen ihren Blumenkohl Karfiol als Kurzform des italienischen Wortes 'cavolfiore' (wörtlich übersetzt: kohlblume). Und das wohl, seit sie versuchten, die Norditaliener im Kaiserreich zu domestizieren, die sich dann aber wieder unabhängig machten, was sie heute, so scheint's, mehrheitlich wieder bereuen.
    ------------------
    Im Grunde bin ich ja Chinese. (F.Kafka)

  6. #6
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    Wozu braucht Walser Fellmützen? Vielleicht gegen die soziale Kälte? Das läßt jedenfalls eine Interview-Aussage vermuten. Fragt der Berliner 'Tagesspiegel': 'Herr Walser, kommt es denn manchmal vor, wenn Ihre Frau Ihre Manuskripte liest, dass sie sagt: 'Martin, das solltest Du anders formulieren....'' Antwortet der Literat: 'Entschuldigen Sie bitte, aber einen solchen Umgangston pflegen wir nicht.'
    Aber hoppala. Das haut einen natürlich erstmal vom Sockel. Der Interviewer wird geschluckt und schnell an seinem Redaktions-Kaffee genippt haben. Wie denn, 'einen solchen Umgangston pflegen wir nicht' in der Ehe? Man stelle sich vor, bei Walsers am Frühstückstisch: 'Martin, kannst Du mir mal bitte die Butter reichen?' Walser: 'Also entschuldige mal bitte, so kannst Du, Weib!, mit mir nicht reden.'
    Umgangston. So was.

  7. #7

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    Ich weiß nicht, woran es liegt, aber in Ushos Geschichten kann man sich immer wochenlang wälzen.
    I am an Usho Fan!
    -----------------
    Usho Musho Super Busho

  8. #8
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    Felix, soll ich Dir die Monsterfellmütze schenken?
    Trägst Du sie dann auch?
    sie haart

  9. #9
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    und, Felx, weisst Du, worin man sich noch wälzen kann?: der neuen NEW ORDER Cd, vor allem imLied Nr 2 und nr 3
    Wer da sich wegschmeisst vor Glück muss ins Krankenhaus

  10. #10

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    'Hören bis der Arzt kommt', nicht Tex?
    Apropos, der Doktor, nämlich ich, kommt in Wien spielen undzwar live undzwar am 25.11. und wo ja wo wie heißt noch dieser..ich glaube Chelsea weil ich komm mit Stereo Total- Nagut ist noch Zeit aber halt Dich schonmal schadlos

    BIS DANN!
    Und Super Usho Busho: Was ich an Dir so toll finde ist daß Du niemals oder kaum auf diese ganze Kommentiererei eingehst, Du bringst nur tolle Geschichten, das ist COOL, ich mach das jetzt auch, ich mach Dich nach.
    --------------
    usho: vom Feinsten

  11. #11
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    Usho redet seit 9 Monaten, dass sie sich das mal anschaut, aber die muss man geradezu zum Gerät prügeln. sie benutzt ihren Schneckencomputer NUR zum Patience spielen

  12. #12
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    Lieber Felix, Du Superhelix : Du weißt, daß Frauen lieber schweigen als quasseln & das wars dann auch schon wieder.

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