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Thema: Roos, Mary (Putzfrau Maria)

  1. #1
    Member Avatar von julia mantel
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    es begab sich zu einer zeit da ich noch ein behütetes bürgertochterleben in einem vorort von frankfurt fristete und meiner ersten modern-dance-performance im zarten grundschulalter von etwa 8 jahren entgegenfieberte.
    es sollte meine zweite begegnung mit einer prominenten sein, nachdem mir jutta dithfurt mal während des wahlkampfes der grünen im frankfurter römer die wunden lippen (nicht das, was ihr meint) mit penatencreme eingecremt hatte.
    wir also, eine truppe von gickelnden und gackernden vorpupertierenden taunus-mädchen, befanden uns in der stadthalle zu hofheim, wo wir uns in der gaderobe die chiffon-ballett-anzüge für unsere durchaus avantgardistische generalprobe überzogen.
    das war schier unmöglich, weil uns eine schwarzgekleidete person, die schlafend und schnarchend mit verwuschelten ,gebleichten haaren auf einer der bänke lag, die eigentlich für unsere straßenkleider vorgesehen waren, sozusagen den weg versperrte.
    mein fernsehgeschulter blick schaute sich besagte person genauer an und auf einmal wurde mir klar, das da war keine pennerin oder putzfrau oder durchzechte hausmeisterin, hierbei handelte es sich um keine geringere als die bundesweit bekannte schlagersängerin: mary roos.
    aufgeregt und mit hochrotem kopf rief ich meine antroposophische tanzlehrerin zu uns und erklärte ihr: 'das hier ist mary roos, die frau von dem der 'polognese, blankenese' gesungen hat.'
    frau augustin jedoch hatte für meinen halbglämourösen starstruck nicht viel übrig. 'die muß hier weg', entschloß sie heftig, 'mir ist scheißegeal, wer da liegt, sie stört unsere probe.'
    neben der stadthalle war ein festzelt aufgebaut zum biertrinken und grölen, es war wahrscheinlich cdu-wahlkampf oder so und zu vollplayback sollten da eben stars und sternchen wie unsere schlager-mary auftreten.
    ich war gerührt.
    barsch wurde die fernsehberühmtheit von der antroposophin geweckt.
    ich gab schnell noch zu verstehen, daß ich sie erkannt hatte und sie überreichte mir geschmeichelt und etwas müdefeierlich insgesamt über fünfzig unterschriebene autogrammkarten 'für die anderen mädels'.
    danach zog sie ab ins bierzelt.
    ------------------
    jmantel

  2. #2
    Moderator Avatar von DonDahlmann
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    Hah...die darf doch nicht untergehen, eine so schöne Geschichte. Da ist doch alles drin: Eine abgehalfterte Politikerin, die offenbar kleinen Mädchen an den Lippen rumfummelt, eine scheinbar besoffene, aber mindestens ebenso abgehalfterte Schlagertante und eine antroposophische Lehrerin...
    Meine liebe Julia, das muß eine schwere Kindheit gewesen sein...
    Aber Glückwunsch für diese hübsche Geschichte..

  3. #3
    Member Avatar von julia mantel
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    hallo don,
    also besoffen war mary roos meiner meinung nicht, sie war nur total ermüdet und erschöpft von ihrer reise in die provinz, außerdem war sie, glaube ich, gerade im begriff sich von gottlieb wendehals zu trennen. das schlaucht!
    ja, meine kindheit war sehr antroposophisch, verlesen, altklug und pazifistisch. aber jetzt lebe ich von der stütze, immerhin.

  4. #4
    Moderator Avatar von DonDahlmann
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    Und bist jetzt radikal, versoffen und desinteressiert?
    Gottlieb Wendehals traf ich auch mal einst, aber es war ein berufliches Zusammentreffen, und das darf man hier nicht weitergeben. Außerdem würde es glaube ich ein schlechtes Licht auf mich werfen, aber ich war jung und brauchte das Geld.

  5. #5
    Member Avatar von julia mantel
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    versoffen bin ich nicht, desineressiert bin ich auch nicht. radikal kommt schon eher hin. letztes wochenende war ich auf einer demo concerning genua: 'kein mensch ist illegal.'
    aber wenn die eltern friedenslieder singend auf hollandrädern in indischen gewändern spazieren fahren, muß man sich den (disco)-glamour schon hart erarbeiten.
    ich bin mit emma aufgewachsen, nicht mit der vogue.
    daher auch meine kindliche aufregung um mary roos, hannes wader kannte ich zu diesem zeitpunkt schon persönlich (weniger aufregend).
    übrigens: willkommen im club. 'putzfrau maria ' war mein debut.

  6. #6

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    @Don: Ich habe mal einen Wendehals-Strang aufgemacht ('Ich bin der Werner'). Da kannst Du guten Gewissens Deine Geschichte reinschreiben, als Kommentar zu meiner höflichen Paparazzierung. Beruflich ist nur verboten als Geschichte, nicht als Kommentar, oder?
    Ich will Deine Story nämlich un-be-dingt hören.

  7. #7
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    warum müssen eigentlich die Lieder der 'Guten' immer so grässlich sein?
    Stichwort Manu Chao, wenn ich King of Bongo höre, muss ich schreiend weglaufen

  8. #8

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    Schönen Dank auch, Tex.
    Jetzt habe ich einen Ohrwurm.
    Auch ganz schlimm von den 'Guten': Manic Street Preachers

  9. #9
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
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    So, kurzfristig zusammengeklebt, die beiden Marias! Frau Mantel, bitte beim nächsten Mal einen weniger nervösen Finger beim Abschicken!

  10. #10
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    Leider bleiben die nicht zusammengeklebt, deshalb hab ich einen, den dünneren abgeschlossen, der wird jetzt wie eine Schneeflocke gen Boden segeln.

  11. #11
    Moderator Avatar von DonDahlmann
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    Mein Debut schwappt irgendwo am Gurkenglasboden.
    Ich persönlich finde es ja auch gut, wenn junge Menschen mit 'emma' statt 'Vogue' aufwachsen. Schlimmer ist ja nur 'Amica' und 'shape', jene Produkte der faschitoiden Körperkultur. Ich gönnne Dir aber den Glamour.
    Ich hatte den dank einer (ehemaligen) Frankfurter Firma auch. Da habe ich schon die ein oder andere Geschichte erlebt. Zum Bespiel warum Mariah Carey eine Zimtzicke ist und was Thomas Gottschalk über sie sagt...aber später mehr. Ich werde das sukessive in den Schneefall posten.

  12. #12
    der hausm Avatar von anko
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    liebe frau mantel,
    herzlichen dank fuer ihre geschichte. geht es in dieser tonlage weiter, mache ich mir keine sorgen um die pappen und ihre erzaehlungen.
    das beste vom hausm.

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