Wenn es Sommer wird in der Kölner Südstadt, ist das Leben herrlich. Aus dem nahen Römerpark dringt Kinderlachen und der Wind trägt die Musik der Ausflugsdampfer auf dem Rhein herüber. Der portugiesischen Kioskbesitzerin macht die Hitze nichts aus; sie sammelt die Kronkorken der verkauften Bierflaschen und drückt sie in den heißen Asphalt zu einem schönen Muster. Die Ahnung eines Duftes von Holzkohle verrät mir, ich bin auf dem richtigen Weg: Ein Handtuch über der Schulter, einige in Knoblauchöl marinierte Stücke Lammkotelett in einer Tupperdose, die Freunde wenige hundert Meter entfernt beim Grillen. Das ist Urlaub, liebe Papparazzi! Und an der Ecke erblicke ich den großen Sohn meiner Heimatstadt. Er lehnt wartend an der glühend heißen Motorhaube eines schwarzen Lincoln Continental, gekleidet in eine dunkle Lederjacke, lange Jeans, Sonnenbrille. Ich denke an seine große Zeit, lange her, in denen er wunderbare Lieder schrieb, Liebeslieder an seine Carmen, an eine Insel im griechischen Meer, über das Faulenzen am Strand, über die Zauberkraft der Liebe im allgemeinen und der Frauen im besonderen. Die große Zeit der Jugend. Die große, wahre, einzige und ewig währende Liebe. Ich weiß, dass Carmen an ebendieser Ecke in einer kleinen Wohnung lebt und schon längst seine Ex-Frau ist. Manchmal sehe ich sie abends nach hause kommen (ich wohne gegenüber), meist alleine, eine Frau von über 40, die einmal der Gegenstand großer Liebeslyrik war. Sie steht oft vor dem Spiegel, kämmt sich gerne die Haare, arbeitet zuhause und scheint eher einsam zu sein. Der gemeinsame Sohn (ca. 15) lebt bei ihr. Ebendieser Sohn kommt just in dem Moment aus der Haustür gesprungen, als ich vorbeiging, ein T-Shirt des 1.FC Köln an, rennt seinem Vater entgegen. Kein gemeinsames Sorgerecht offensichtlich; Besuchszeit des Vaters beim Scheidungskind. Aber dass der Vater unten vor der Tür wartet, nicht einmal hochgeht, um seinen Sohn abzuholen, Carmen kurz ³halloã sagt, ³wie gehtâsã oder so ähnlich, das lässt den schönsten Sommertag gefrieren. Warum endet immer alles so? Sagt doch mal, Ihr seid doch fast alle älter hier. Kann ich nicht ein paar Fehler vermeiden? Ich bin mal wieder ganz verzweifelt.
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