Das erste Mal traf ich ihn bei strömendem Regen an der Bushaltestelle des 119er Busses am KuDamm, genau gegenüber des KaDeWes. Ich kam gerade vom Schnorren oder sah jedenfalls so aus, Wolfgang Völz dagegen kam bestimmt aus dem KaDeWe (dachte ich anfangs noch), denn er war komplett in grüne Loden gewandet: ein grünes Jägerhütchen, dazu einen grünen Mantel mit so einer Art Frisierumhang um die Schultern. Wenn mich nicht alles täuscht, nennt man das 'Pellerine'. Dazu einen zünftigen Wanderstock und darüber seine Boxerlobbe. Todschick. Er stieg dann aber leider nicht mit mir in den 119er ein, sondern vermutlich in den Bus danach, der in den Grunewald fährt, wo er bestimmt eine kleine, aber luxuriös eingerichtete Jägerhütte besitzt. Irgendwie machte mich das stutzig: Muss so ein Mann bei strömendem Regen Bus fahren wie jede hergelaufene andere Person?
All das fiel mir wieder ein, als ich Wolfgang letzte Woche bei einer Kaufhausparty traf, bei der es umsonst sündige Häppchen gab und der Champagner in Strömen floß. Wolfgang schwankte an mir vorbei, und ich hörte ihn zu einer zweilichtigen Begleitperson sagen: 'Kannste mal rauskriegen, ob et hier ooch Bier jibt?'. Ich fand das bezeichnend. Merkwürdigerweise einen Tag später zappte ich durch meine drei Programme, und wer sang mit gequältem Gesichtsausdruck bei Carolin Reibers Grand Prix der Volksmusik so etwas wie 'Hohoho, wir Zigeuner wir sind froh'? Wolfgang Völz.
Ich mache mir ernsthaft Sorgen.
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