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Thema: Beck, Volker (als Diebels-Mann)

  1. #1
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    Es ist Samstag, der 5. Mai als ich im Bahnhof Bielefeld die Stufen zu den Gleisen 3 und 4 hochhaste, doch vergeblich: Mein sog. Regionalexpress ist wenige Sekunden vorher abgefahren, und ich sehe ihn nun langsam verschwinden. 45 Warte-Minuten stehen mir bevor, ich setzt mich auf eine freie Bank und ärgert mich ein bißchen. Die wenigen Reisenden, die mir dabei Gesellschaft leisten, warten auf den ICE Adolph Kolping Richtung Ruhrgebiet, Rheinland und schließlich München, für den eine Lautsprecherdurchsage fünf Minuten Verspätung angekündigt hat.
    Da fällt mir ein schlanker Mann Mitte 40 auf. Er ist dezent elegant gekleidet, sein silbrig-grauer Anzug schimmert leicht seidig. Seine mittelgroße schwarze Tasche hat er auf eine Bank gestellt. Vor der Bank stehend, hält er die taz in der Linken, und mit der Rechten blättert er sie recht zügig durch. Offenbar sucht er nach einem bestimmten Artikel. Dann nimmt er sein Handy zur Hand und beginnt ausgiebig zu telefonieren. Dabei läuft, nein schreitet er langsam, aber stetig von der Bank zur Bahnsteigkante und zurück und hin und her. Sein Telefonat dauert diverse Minuten, und ich kann meinen Blick nicht mehr von dem Mann lassen, weil ich ihn zu erkennen glaube. Der Diebels-Mann, denke ich nach kurzem oberflächlichem Grübeln. Ja, das ist doch der Diebels-Mann, der in voller Anzugmontur in einer Kneipe sitzt, von einer Frau einen Bierdeckel hingelegt bekommt und sich darüber derart freut, daß er sich zu Hause erstmal eine Flasche Diebels aufmachen muß, während die Diebels-Hymne von Klaus Doldinger erschallt.
    Doch während ich ihn nun interessiert beobachte, fällt es mir schlagartig ein: Na klar! Das ist Volker Beck, der als rechtspolitischer Sprecher der Grünen schon von Sabine Christiansen Redeerlaubnis in ihrer gleichnamigen Unterhaltungssendung bekommen hat.
    Ein echter Talkshow-Gast in Bielefeld? Ich hege Zweifel, ob der Diebels-Mann wirklich Volker Beck ist und mache mich betont gleichgültig auf einen schlendernden Gang - geradeso wie ihn Wartende praktiziern - in seine Richtung. Besser kann ich meine unfreiwillige Wartezeit nicht totschlagen. Sein Telefonat nimmt ihn ganz in Anspruch, ich kann mich also sicher fühlen, daß ihn mein spannerhaftes Verhalten nicht stört, und gleiche meine Talkshow-Beck-Erinnerung mit dem weiterhin unstet hin und her schreitenden Mann ab. Als ich meine zweite Bahnsteig-Runde antrete, weiß ich, daß er nicht der Diebels-Mann ist, sondern tatsächlich Volker Beck, denn mir ist der Grund eingefallen, wieso ein grüner Promifunktionärs an einem Samstag nachmittag in Bielefeld anzutreffen ist: Die Grünen halten an diesem Wochenende ihren Landesparteitag in der Stadthalle Bielefeld ab.
    Inzwischen ist sein langwieriges Telefonat beendet, er hat sich wieder die taz genommen und liest nun ganz konzentriert und weiterhin im Stehen die Wahrheit-Seite. Als ich ihn dabei wieder passiere, blickt er auf und fixiert mich kurz. Ist das nur ein spontaner Aufblicker oder fühlt er sich beobachtet? Erwartet er von mir, daß ich ihn um ein Autogramm bitte, oder nervt ihn der Gedanke an einen ungebetenen Anquatscher? Ich ziehe mich natürlich sofort und möglichst gleichgültig zurück und überlasse ihn seiner weiterhin konzentriert gelesenen Wahrheit-Seite. Selbst als der Zug einfährt, läßt er nicht von ihr ab. Erst als der Zug steht und sich die Türen öffnen, faltete er die taz zusammen und besteigt Waggon Nr. 12, erste Klasse.
    Später habe ich mir dann seine Homepage angeschaut und mußte feststellen, daß das mit dem Diebels-Mann gar nicht so weit hergeholt war. Auf der Startseite hat er drei Links mit Symbolen angebracht: Der deutsche Adler zu seinem Arbeitsplatz, dem Bundestag, das Grünen-Logo zu seiner Partei und eine Bierflasche zur Website der Firma Beck's. Ich hatte mich also nur mit der Marke vertan, aber Bier war schon richtig.

  2. #2
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    Seit ein paar Wochen verfolge ich sporadisch, aber wild-interessiert, die Beiträge in diesen 'Strängen' (ein Begriff, den ich erst hier definieren konnte) - und bin immer wieder erstaunt, wer als prominent eingestuft und dann sogar noch erkannt wird. Da tauchen Namen auf, die ich wirklich noch niiiiieeeee gehört habe.
    So auch dieser aus obigem Bericht.
    Trotzdem gefallen mir die Geschichten - s.o. - ausgesprochen gut.
    Und hiermit möchte ich mich ganz ganz herzlich bei diversen Autoren bedanken, habe oft gestaunt oder tränenreich-luftschnappend gelacht! DANKE
    (grübel gerade, hatte auch schon mal `n Erlebnis das hierher passen könnte....)

  3. #3
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    Bitte, liebe Katinka, schenken Sie uns Ihr Erlebnis, das hierher passen könnte.

  4. #4
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    Lieber Jackson,
    eine wirklich schöne Geschichte, vor allem auch wg. des Bielefelder Bahnhofs Bierdunstes, der sie irgendwie umschwebt.
    Schade nur, dass am Schluss das mit Beck's schon als Pointe kam. Sonst hätte ich es jetzt hier als Fortsetzung erfinden können - und es hätte dann tatsächlich gestimmt!
    Ich habe mir gleich Beck's http://www.volkerbeck.de Homepage angekuckt - tatsächlich, eine Flasche!
    Ansonsten: An den Diebels-Mann erinnert er mich nicht so. Der wirkt doch eher recht hetero, oder?
    Und: Volker Beck bin ich auch einmal begegnet. Es war in einem Fahrstuhl. - Tja, sonst gibt es dazu leider nichts zu sagen. Außer, dass es ein sehr schöner, sehr schneller, sehr geräumiger Fahrstuhl war.

  5. #5
    Moderator Avatar von Ruebenkraut
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    Auch über die Homepage von Volker Beck nicht rauszukriegen: Gibt es außer der Namensgleichheit noch einen speziellen Grund, warum Volker Beck die Becks Brauerei linkt? (Ist er vielleicht der Urenkel des Firmengründers oder so?) Weiß es jemand?

  6. #6
    Avatar von Hilde
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    Herr Mueller, wow, wie kann man sich so ein Gesicht merken?
    Da ist ja der Name noch prägnanter oder der erhobene Daumen.
    Oder hatte er seine Denkerhaltung eingenommen wie auf dem mittleren Foto?
    Ich klicke dauernd zurück auf die Herzlich-Willkommen-Seite von Volker Beck, aber ich kann mir beim besten Willen die Fresse nicht merken. Kaum bin ich zurückgekehrt auf die Bonanza Seite, hab ich den Herrn ..... Hä? schon wieder vergessen. Was? Wer? Prost!

  7. #7
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    Ich weiß es nicht, glaube aber nicht an die Erbentheorie. - Würde einfach mal auf Jux und Dollerei tippen (wahrscheinlich ein liebgewonnener, bildgewordener Flachs im Kreise der Kollegen).

  8. #8
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    Natürlich wirkt der Diebels-Mann hetero, aber dieser Einwurf, lieber Albrecht, sowie die Frage, wie man sich so ein Gesicht merken könne, liebe Frau Hilde, hat mich noch einmal kurz revue passieren lassen, warum ich Volker Beck nur über den Diebels-Umweg erkennen konnte.
    Der trotz reichlich freier Sitzplätze in steter Bewegung befindliche Mann im unaufdringlich eleganten Anzug und in der passenden Altersklasse - dies Bild rief bei mir die Erinnerung an des Diebels-Mannes glücklichen Gang zum Kühlschrank wach. Auch er setzt sich nicht hin, trinkt sein Bier im Stehen bzw. in Bewegung und ist so wie Volker Beck auf dem Bielefelder Bahnhof nur mit dem beschäftigt, was in ihm selbst vorgeht.
    Was ich mit Schreiten beschrieb, hatte für Momente auch etwas Tänzerisches, ohne peinlich oder albern zu wirken. Er bot dabei keine Gelegenheit, bekannte Vorurteile über Schwule zu reproduzieren. Der eindeutig auf Hetero getrimmte Diebels-Mann konnte also weiterhin meine Erinnerungsbrücke zu Volker Beck bleiben.
    Hätte ich nicht soviel Zeit gehabt und wäre ich deshalb nicht dem vermeintlichen Vergnügen, einer Werbefigur begegnet zu sein, gefolgt, hätte ich sein Gesicht nie und nimmer wiedererkannt. Es dauerte zwei spannerhaften Umkreisungen meiner Entdeckung, bis mir klar wurde, daß ich auch eine Gesichtserinnerung zu klären hatte und daß sich diese auf den Mann bezog, der mir bei Sabine Christiansen als Kontrahent eines gegen die Homoehe anredenden Popen präsentiert worden war. Ich hätte wohl auch das Popengesicht wiedererkannt, wüßte aber überhaupt nicht, welche Erinnerungsbrücke mir dabei behilflich sein könnte.
    Mit der von Herrn Ruebenkraut aufgeworfenen Frage sollten wir uns an Volker Beck persönlich wenden: Herr Beck, bitte melden! Trifft die Erbentheorie zu? Oder liegt hier ein schwerer Fall von Jux und Dollerei aus dem Kollegenkreis vor? Ich nehme auch meine - wie ich jetzt gelesen habe - falsche Alterseinschätzung zurück: Natürlich sehen Sie nicht wie Mitte 40 aus. Also bitte melden!

  9. #9
    Moderator Avatar von Ruebenkraut
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    Wie kann man so blöd sein, sich als Bundestagsabgeordneter mit Crystal Meth erwischen zu lassen?

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