Ich gönne mir den Luxus eines sehr schicken Fitness-Studios in der Hamburger Innenstadt. Ist halt gleich nebenan und die Zeiten, in denen man sich derlei Vergnügungen aus Prestigegründen (zu affig) lieber versagte, sind eben endgültig vorbei. Schon einige Male traf ich dort Promis und Semipromis. Entweder wohnen sie in Hamburg oder waren im Hotel nebenan zu Gast. Hab mit Hannelore Hoger meine Bahnen im Pool gezogen, mit Martina Gedeck auf dem Laufband geschwitzt und mit Thomas Herrmanns die Überdosis Eukalyptus in der Sauna beklagt. All diese Menschen gehen ihren Fitness-Bestrebungen unbehelligt nach und behelligen auch die anderen Besucher nicht. Ausgerechnet Carsten Speck (vielleicht schreibt er sich auch mit ³Kã ö keine Ahnung) konnte nicht an sich halten. Der ehemalige Moderator des DDR-Straßenfegers ³Ein Kessel Buntesã fühlte sich dazu genötigt, mich in der Bio-Sauna mit seinem Original-Ost-Frohsinns-Tonfall anzusprechen, als ich ein wenig hüstelte. Carsten Speck. In der Sauna. Nackt. Es war entwürdigend. Zwar hat er einen vorzeigbaren Körper, dem man ansieht, wie viel Aufmerksamkeit er ihm widmet, aber das macht den alten Schmierlappen auch nicht sympathischer. Ich hüstelte und Carsten lächelte mich an. In der Hitze gefror mein Blut. Schnell huschte ich aus dem hölzernen Kämmerlein. Kurz darauf verließ auch Carsten die Sauna. Ich hielt meine Füße gerade in einen Holzbottich mit kaltem Wasser, als er mich erneut ansprach. Ob ich erkältet sei, weil ich in der Sauna gehüstelt habe? Ganz billiger Opener! Dann schlüge er nämlich vor, lieber ins Dampfbad zu gehen. Ich saß da. Starrte ihn an. Unfähig, zu antworten. Ich nickte nur dumpf. Da sah auch Carsten endlich ein, dass ein Gespräch mit mir wenig bringen würde und ließ es gut sein. Schnell packte ich mein Handtuch und suchte das Weite. Ob Carsten mit seiner kumpeligen Art der Anmache an dem Abend noch Erfolg hatte, weiß ich nicht.
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