Vorbemerkung: ich weiß, daß Pippilotta mit zwei p abzukürzen wäre, aber das Forum erlaubt mir nicht mehr Buchstaben im Titel. Lieber 'Pipi' als 'Tor', dachte ich. Richtig gedacht?
Nachdem Michael Palin seinen Vortrag über seine Reise an die Orte, an denen auch Hemingway schon mal war, beendet hatte, erhoben sich der Reihe nach zahlreiche Mitglieder des Publikums und stellten vorgeblich lustig formulierte Fragen zu Monty Python. Palin, der vermutlich einer der höflichsten Menschen ist, die ich je auf einem Podium stehen sah, hätte zwar lieber über Hemingway und das Reisen gesprochen, sprach nun aber eben über den fish-slapping-dance und verwandtes. Er war charmant, warmherzig und ein blendender Erzähler.
Nachdem alle Fragen gefragt und alle Wichtigtuer wichtiggetan waren, stellten sich die Autogrammtouristen entlang der Saalwand wie zu einer langen Schlange auf, ein halbes Mal rund um den Saal. Es war klar, daß unter einer Stunde Signieren das frischaufgestellte Tier nicht abgehen würde.
Nun war natürlich auch ich nicht etwa wegen Hemingway, kaum wegen des Reisens, sonden ausschließlich zur Palinbewunderung aufmarschiert und hörte in mir den Paparazzen mit der Höflichkeit ringen. Autogramme sind eh doof, sagte die eine. Aber eins von Michael Palin, rief der andere. Guck mal wie lange die Schlange ist - aber wann kann man schon mal usw usf.
Am Ende siegte natürlich der Paparazz. Ein Palin-reist-Hemingway-hinterher-Buch wollte ich nicht haben, also nahm ich eins zur Hand, das ich zufällig an diesem Tag gekauft und dabei hatte, und schlangte mich hinten an.
Während nun langsam die Menschen am müden Signierer vorbeitropften, der mit jedem ein bißchen tratschte, wuchs mir das schlechte Gewissen. Nicht nur wollte ich seine Unterschrift, ich wollte sie auch in ein Buch, das nicht von ihm war und samt eines Satzes aus Monty Pythons fliegendem Zirkus, einer der beiden für den WDR produzierten deutschen Shows (auf Initiative von Alfred Biolek übrigens, der aber sonst in dieser Geschichte nichts verloren hat). Nennt man sowas Prominentengenerve? Die Schlange schlurfte voran, und ich überlegte mir einen Ausweg.
Der Ausweg, wie damals überlegt: statt nur auf Palins Kosten mein Schatzkistlein um eine Kuriosität zu bereichern, tu ich das meine und bereichere das seine.
Endlich ging die Schlange zu Ende. Der leersignierte Palin bekam von einer Aufsichtsperson mein Buch vorgelegt (Es war 'Good days and MAD', eine Rückblick auf gute Zeiten, von einem Redakteur der Zeitschrift. Die Aufsichtsperson guckte strafend). Mit müder Hand übertrug er den Text von meinem Zettel: 'Kai kann mit einem Eeierlöffel Fledermäuse töten' und unterschrieb die freche Behauptung, während ich ihm meine vorbereitete Geschichte erzählte: daß in 'Pippi in Taka-Tuka-Land' nämlich einer der Seeräuber von Thor Heyerdahl gespielt wird. Womöglich dem weitgereisten Thor Heyerdahl von der Kon-Tiki. 'That's some obscure information', sagte Palin sehr höflich. Ich ging von der Bühne und schämte mich der Beute in meiner Hand.
Nachbemerkung: Michael Palin schrieb Eeierlöffel; vermutlich nicht, weil er irgendeinen Beitragstitel mit einer bestimmten Buchstabenzahl füllen musste, sondern weil er sehr müde war. Manchmal gefällt mir das am Besten an der Widmung, manchmal gar nicht.
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