Im Vorfeld möchte ich mich für eventuelle Rechtschreib, Komma und Grammatikfehler entschuldigen.
Lang ist es her, dass ich diese Geschichte erlebte und wenn ich an die Ereignisse an meinem dreizehnten Geburtstag zurück denke, so kommt es mir vor, als sei das geschehene gar nicht so besonders gewesen. War es auch nicht. Ganz genau weiß ich natürlich nicht mehr, was sich an diesem Tag alles zugetragen hat, ich kann auch nichts wesentliches über die anwesenden Polit- Prominenten, ihr Verhalten, ihre Kleidung, ihre Drinks berichten. Nur eine winzig kleine Begebenheit ist mir richtig in Erinnerung geblieben und von dieser möchte ich berichten.
Wir schreiben das Jahr 1989, ich werde am 09.03. dreizehn und der Finanzminister von Nordrhein-Westfalen, Dr. Dieter Posser am gleichen Tag ein Jahr älter, 65 glaub ich. Mein Vater ist zu dieser Zeit sein persönlicher Referent und die beiden verstehen sich recht gut. Ich kannte den Minister als einen netten älteren Herren der das große Büro gegenüber dem meines Vaters bewohnt. Es hat einen eigenen Kühlschrank und als meine Mutter krank ist und ich ein paar mal die Nachmittage im Büro meines Vaters verbringe, gibt mir der nette Minister-Opa Cassis-Saft aus dem selbigen. Außerdem hat er, im Gegensatz zu meinem Vater, Spielzeug im Büro und er erzählt gerne von seinen Enkeln. Irgendwann stellen der Minister und ich fest, dass wir am gleichen Tag Geburtstag haben, als er mich dann auch noch zusammen mit meinem Vater (obwohl der sowieso eingeladen wäre) zu einer offiziellen Geburtstagsveranstaltung einlädt, platze ich fast vor stolz.
Der große Tag kommt und ich habe schulfrei, bei wem hätte sich die Lehrerin auch beschweren sollen? Beim Kultusminister? Ha. In meinem besten Anzug stehe ich mit ungefähr 100 Politgrößen und Konzernprominenz sowie Semiprominenz in einem festlich hergerichtetem Saal. Mein Vater kümmert sich um verschiedene Menschen, seine Sekräterinnen um mich und ich darf Cola trinken. An einem Flügel werden Lobreden auf das Geburtstagskind gehalten und ich komme mir ein bisschen verlassen, weil relativ unbeachtet vor. Als dann aber Happy Birthday gesungen werden soll, ruft mich der Minister
( im Moment bin ich mir nicht sicher ob er zu der Zeit noch Minister war, oder ob Schleusser schon Minister war, dann wäre mein Vater auch nicht mehr PR gewesen, sondern schon was anderes)
zu sich an den Flügel, stellt mich vor und wir gratulieren uns gegenseitig. Dann spielt er Happy Birthday, er spielt selbst, denn das Klavierspielen ist seine große Leidenschaft.
Danach ist alles wie bisher und ich relativ unbeachtet. Ich streife durch den Saal und beschäftige mich vornehmlich mit dem Nachtisch vom Büffet.
Exkurs: Zwar spielte ich in diesem Alter noch gerne mit Spielsachen, hatte aber durch mein Vorstadtmilieu geprägt, schon Kontakt zu Nikotin. Wir rauchten heimlich auf dem Wasserspielplatz.
Nun fand ich am Ende des Büffets, direkt neben dem Nachtisch, ein kleines Tischchen und auf diesem eine große Auswahl an offenen Zigarettenschachteln und Zigarren verschiedenster Marken. Ich war baff, ich hatte schon viele Büffets gesehen und Zigaretten gab es da nie, das war das Leben, das die oberen zehntausend leben. Das Zigarettentischchen war genau wie ich nicht der Mittelpunkt der Veranstaltung und so dachte ich mir, gönn ich mir doch einfach mal ein paar davon, um sie später auf meiner eigenen Feier am Nachmittag mit meinen Freunden zu teilen. Am einfachsten wäre es gewesen, sich eine der Packungen zu schnappen und in meiner Jackettasche verschwinden zu lassen. Das kam mir aber wie Diebstahl vor. Deshalb mopste ich in günstigen Momenten einzelne Kippen aus verschiedenen Schachteln.
So unbeachtet wie ich dachte, war ich leider nicht, denn gerade als ich zwei weitere Kippen einstecken wollte, fasste mir ein älterer Herr mit seiner freien Hand, in der anderen hatte er rote Grütze, an die Schulter und sagte sowas wie: 'Junge, in deinem Alter sollte man noch nicht rauchen'. Ich wurde knallrot aber der ältere Herr lächelte nur ein sehr väterliches Lächeln und wünschte mir noch alles gute zum Geburtstag. Später, die Sekräterinnen hatten mich wieder unter Kontrolle, fragte ich eine von ihnen wer denn der ältere Herr da vorne sei. 'Das ist Johannes Rau, unser Landesvater', war ihre Antwort. Ich war etwas peinlich berührt davon, dass mich ausgerechnet der Chef von ganz NRW beim Zigaretten mopsen erwischte, aber insgeheim dachte ich: Der ist doch ein netter Landesvater. Denn er hatte mich bei niemanden verpetzt.
So endet diese Begegnung bei der ich viel Prominenz hätte paparazzen können, es aber nicht tat und bei der ich zum Schluss selbst paparazzt worden bin.
P.S: Meine eigene Party war sehr schön, abends waren meine Freunde und ich mit meinen Eltern bei McDonalds und zwischendurch waren wir auf dem Wasserspielplatz und haben Ministerzigaretten geraucht.
(Beitrag wurde von bastifantasti am 17.10.2001 um 15:39 Uhr bearbeitet.)
Lesezeichen