Neulich in Tegel in der Lounge, da wo ohnehin schon wohlhabende Menschen ihre Drinks umsonst kriegen. Ich denke mir nichts Böses und lese REMIX von Benjamin von S-B. Teils amüsiert, teils nichts-damit-anfangen-könnend. Die Tür geht auf und ein großgewachsener Jüngling entert, der dem Bild auf der Rückseite von REMIX verdächtig ähnlich sieht, und setzt sich zwei Plätze weiter. Rasch lasse ich das Buch verschwinden. Mir ist nicht danach, die Eitelkeit irgendwelcher respektloser Jungstars zu fördern. Jetzt hole ich mir eine Tageszeitung, um die Zeit totzuschlagen. Der junge Mann liest drei Bücher gleichzeitig. Auch bei allem Willen, den Jungstar zu ignorieren, zieht er doch erhebblich meine Auffmerksamkeit auf sich. Weder seine Getränkeauswahl noch Lektüre entgehen meinen diskreten Blicken. Max Goldt hatte völlig Recht als er anmerkte, dass der Prominente dem Nobody den Tag versauen kann (oder so ähnlich). Als S-B endlich wegfliegen muss und ich REMIX wieder hervorkrame, geht die Tür auf und der dieserorts schon erwähnte Roman Polanski entert. Er spricht mit seinem Begleiter lupenreines Französisch, sein weitverbreitetes Konterfei muss mindestens zwanzig Jahre alt sein. Endlich ist auch meine Zeit gekommen und ich fliege mit Roman P. nach Paris. Auf dem Flug denke ich noch, ob der junge Mann tatsächlich Benjamin von S-B war oder nur jemand, dem es in jungen Jahren bereits gelungen ist, sich eine Vielfliegerkarte zusammenzufliegen, mit der man zu den kostenlosen Drinks in die Lounge vorgelassen wird. Egal, es ist völlig belanglos.
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