Besonders schön ist die Geschichte mit dem BMW, zeigt es doch, daß nicht nur die Melange aus Sex, Drogen und Rockmusik, sondern auch die aus Schlagern, Eheversprechen und an die Eltern verschenkten Einfamilienhäusern junge Menschen frühzeitig ausbrennen läßt.
Fühle mich ich im tiefsten Inneren berührt von der buntschillernden Opulenz der hier vertretenen Pseudonyme... Nebenan treibt sich ein Kaschmir rum, hier ein Noddy Holder (präziser: noddyholder) und eine Königin von Saba. Das läßt andererseits Rückschlüsse auf den Altersschnitt der Paparazzi-Gemeinde zu (niemand hier kommt zufällig auf Noddy Holder!, da muß man schon mal Slade-Fan gewesen sein, 'In Flame'), einerseits regen diese Pseudonyme und Schattenexistenzen und Avatare die Phantasie an wie Tausendguldenkraut. Kaschmir! Königin von Saba!!! Von all den Prinzen und Grafen und Erbsen gar nicht zu reden. Wird hier demnächst auch ein edler Abgesandter von Beteigeuze eintrudeln? Ich nenn ihn vorausblickend Lord Pimpernell, Offizial de la casas, Son of Wilfried Wieser II.
(Beitrag wurde von Walter Groebchen am 11.04.2001 um 13:04 Uhr bearbeitet.)
In der Tat nennt man sich nicht zufällig Noddy Holder. Ich dachte übrigens, man müsste sich einen Namen aus einem Wort aussuchen, deshalb schrieb ich es zusammen. Aber wie gesagt: Natürlich bin ich Sladefan und wenn ich wüsste, ob es erlaubt wäre, in einem Stefan-Mross-Strang eine Sladegeschichte zu erzählen, dann würde ich dies hiermit tun. Ich nehme an, es ist erlaubt. Also: Am 10. Juli 1993 (die Eintrittskarte hängt an meiner Wand, deshalb weiss ich es genau) fuhr ich asu dem Urlaub nach Hause in Richtung Süddeutschland. Auf einer Autobahnraststätte irgendwo in Rheinland-Pfalz oder im Saarland hing ein Plakat: Oldie Festival. Teilnehmer: Searchers, Dave Dee, Middle of the road, Rubettes und Slade II. Ja, richtig, Slade II. Wobei das römisch II ganz, ganz klein geschrieben war, damit es wie Slade aussah. Das Festival war an diesem Tag! Nur 20 km entfernt. Ich fuhr hin, keine Frage. Ich dachte, Slade wären längst tot oder hätten eine Videothek eröffnet. Am Eingang zum Festivalgelände musste man seine Vesperbrote abgeben!!! So etwas hatte ich noch nie erlebt. Man musste seine Vesperbrote abgeben, damit man innen teure Würste kaufen sollte. Ich sah das nicht ein und sagte, ich sei vom 'Stern', man solle mich bitte einlassen. Ich sagte dies wohl so überzeugend, dass man mich einliess. Und die Vesper durfte ich auch mitnehmen. Es waren Hasenbrote, die ich mir morgens in Frankreich gemacht hatte. Also: Das Festival ging los. Hinter der Bühne war ein Zelt für die Künstler. Alles war sehr provinziell und die Ordner am Zelt glaubten mir, dass ich vom 'Stern' sei, da ich als Beweis meine Vesperbrote vorzeigte. Sie waren eine Art 'Pass'. Im Zelt sah ich gleich den Sänger der Rubettes. Mit so einer Mütze auf. Er schenkte sich Kaffee aus einer Thermoskanne ein. Es war entwürdigend. Ich ging hin, und er schenkte MIR auch ein!! Der Sänger von 'Juke box jive' und 'Sugar baby love' schenkte mir lauwarmen Kaffee ein. Vorne sang unterdessen Chris Andrews, ein Mann mit Viertgebiss und angeklebtem Haar. Ich sah mich nach Slade um. Plötzlich fuhr ein Lieferwägele vor. Ausstieg Dave Hill!!!!! Der echte Dave Hill. Für alle Nicht-Slade-Fans: Das ist der mit der Mädchenfrisur. Er war sehr dick geworden und er war sehr, sehr klein. Und sehr nett. Ich ging gleich hin und sagte, ich sei Sladefan blabla, und er freute sich. Don sei auch da, sagte er und zeigte nach hinten. Da stand Don Powell, der Drummer. Er rauchte Marlboro und trank Cola. Dave Hill ass unterdessen eine rote Wurst. Mit den Fingern. Und unterhielt sich weiter mit mir. Ich dachte, es sei ein Traum. Ich stand mit einem Idol meiner Jugend in einem heissen Zelt und sah Dave Hill beim Wurstvertilgen zu. Ich fragte, wo Noddy Holder und Jimmy Lea wären. Die seien längst ausgestiegen, sagte Dave Hill. Noddy sei DJ in Manchester, und Jim produziere irgendwelche Bands. Während des Auftritts trug Dave Hill einen Hut mit Spiegeln. Solche Hüte trug früher nur Noddy Holder. Die beiden Slade-Originale hatten drei saudoofe junge Musiker dabei, die sich wichtig vorkamen und sehr unsympathisch waren. Ich aber himmelte Dave Hill und Don Powell an, und nach dem Auftritt schenkte mir Don noch die Setliste. Und rauchte. Und ich fragte mich: Was kann ich in meinem Leben jetzt noch erleben???
Das nenn' ich eine pipifeine Story, aber sie wird von den Heerscharen von Pet Shop Boys-, Björk- und Tortoise-Fans hier nicht genug gewürdigt werden. Also spring' ich schon mal in die Bresche. Gern würde ich darauf verweisen, daß 'Far Far Away' ('I've seen the yellow lights flow down the Mississippi / I've seen the pretties of the world / and they're for real...', was für eine unfassbare Weltläufigkeit in einem Möbel Leiner-Jugendzimmer-Universum!) meine allererste je von mir besesssene Single war. Leider stimmt es nicht ganz, denn dieser ew'ge Bonus fällt Boston zu, diesem notorischen Einzelgänger Tom Scholz, und 'More Than A Feeling'. Ein Prachtstück, das ich um öS 17.- in einem Plattengeschäft erstand, das heute eine Blumenboutique ist
Ob übrigens Wilfried Wieser II. auch das 'II.' nur ganz klein auf seine Visitenkarten drucken hat lassen, um vorgeben zu können, er wäre der einzige, der wahre, der wirkliche Wilfried Wieser?
Noddyholder, zurecht fragst du: Was kann ich in meinem Leben jetzt noch erleben. Das ist Gesamtkunst, ein Monumentalschinken. Danke!
oh, Mann, SLADE, wirklich, nicht zu fassen, auch meine Jugendidole, etwas mehr allerdings SPARKS, aber trotzdem, ich schmeiss mich weg, ich krieg ne Krise, Slade ohne Noddy Holder ist natürlich amputiert, das Gute bei SLADE war natürlich, dass sie im Gegensatz zu SWEET ihre Songs selbst schrieben, deswegen kann es ihnen nicht so schlecht gehen, und dass Noddy DJ ist, ich nehme an in Wolverhampton, dem ominösen Wolverhampton, das ist nur Hobby. mein Lieblingslied ist allerdings 'Shape of things to come', nicht von ihnen, von wem? Und aus ihrer Präglam-Skinheadphase
find ich auch witzig, dass aus einem Trompetenscharlatanstrang ein Glamstrang wird, vielleicht wird er ja auch wieder in Urin transformiert, das geht hier schnell, ich muss kurz aufs Klo
'Shape Of Things To Come' ist, wenn ich jetzt nicht schwächle, von den Yardbirds, jener Truppe, die im Film 'Blow Up' einen knüppelharten Prä-Punk-Song inszeniert, zu dem eine Gitarre zerschmettert wird, was heutzutage ja lächerlich klingt, damals aber eine gewisse Dringlichkeit zu haben schien
Tex, schon vom Abort zurück? Hat Dein Handy geklingelt?
Kann jemand mal bei Stefan Mross anklopfen, um rauszufinden, ob der Kerl ggf. mal eine Trompete auf der Bühne zerschmettert (wohl eher: zerbeult) hat?
Der gute Noddy Holder! Wie gesagt, er ist also DJ. Das sagte mir Dave Hill (was für ein Informant!!). Und Dave Hill sagte auch, dass er DJ in Manchester sei. In irgendetwas namens 'Picadilly' (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Zirkus in London). Auf meiner Inselreise ein Jahr später machte ich unterwegs Station in Manchester und suchte zwei Abende lang eine Disco oder einen Club namens 'Picadilly'. Es gab nichts. Ich fragte überall, ob jemand wisse, wo Noddy Holder Platten auflegt. Keine Resonanz. Erst am späten Abend in einem Pub wurde ich fündig: Ein netter Engländer, der etwa 55 Jahre alt war, sagte mir, 'Picadilly' sei kein Club, sondern ein Radiosender!! Und Noddy Holder lege dort wirklich Platten auf und moderiere eine beliebte Radiosendung. Und ich war extra zwei Tage dort, um eine Disco zu suchen. Und hatte mir schon vorgestellt, wie ich lässig ans DJ-Podest schlenderte, ganz locker zu Noddy hinginge und fragte: 'Hey, hast Du vielleicht was von Slade? Ich war früher Fan von denen.' Und dann hätte ich erstaunt getan und gesagt: 'Mensch, bist Du nicht Noddy Holder???!!' Und das alles auf Englisch. Ich hatte mir all diese Sätze schon penibel übersetzt und auswendig gelernt. Tja. Nun wurde es leider nichts aus meinem Treffen. Dafür traf ich in Manchester aber jemanden, der behauptete, der habe mit dem Vater eines der Take-That-Mitglieder in einem Stahlbetrieb zusammengearbeitet. Den Namen des Take-That-Mannes weiss ich nicht mehr, ich glaube, es war Jason Orange (wenn es den gab).
Mein Dank gilt Tex für das Wort Trompetenscharlatanstrang. Ein Wort wie ein Gedicht. Oder wie ein Lied. Zum Beispiel eines von Stefan Mross, der übrigens noch niemals in seinem kurzen und für fast alle Außenstehenden eher unerfreulichen Leben eine Trompete besaß geschweige denn auf der Bühne zertrümmerte. Die 'Trompeten', die er bei seinen 'Konzerten' an den Mund hält, sind ja bekanntlich reine Attrappen aus einer vergoldeten Knoblauchnussschokoladenmischung.
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