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Thema: von Hindenburg, Paul

  1. #1
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    Reichspräsident Hindenburg
    Ich gehöre eigentlich nicht zu den 'Ich-Kenne-Jemanden-Der-Kennt-Jemanden-Der-Hat-Den-Herrn X-Gesehen'-Menschen. An dieser Stelle möchte ich nur die kleine Anekdote loswerden, die meine Oma Tilli ab und an erzählte.
    Es muss im Juli 1930 gewesen sein, als sich die ganze Familie meiner damals 19-jährigen Oma den Weg von Oberbieber bei Neuwied nach Koblenz aufmachte, um den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zu sehen. Reichspräsident Hindenburg ist seinerzeit wohl zu den Befreiungsfeiern in die Stadt gekommen.
    Damals gab es noch keine Informationsüberflutung wie heute - ihr wisst es selbst. Dementsprechend war 'Hindenburg-Gucken' ein Grossereignis und die Menschen kamen aus der ganzen Region angereist. Für meine Oma, deren Geschwister und anderen Freunden aus dem Dorf war die Fahrt nach Koblenz schon eine kleine Weltreise.
    Die Gruppe der Oberbieber postierte sich frühzeitig auf einer der Brücken - Koblenz ist die Stadt des Deutschen Ecks, also dort wo Mosel und Rhein zusammenfliessen. Allerdings erinnere ich mich nicht, ob sie auf der Rhein- oder Moselbrücke warteten.
    Die Dörfler warteten und warteten - wie viele Tausende an diesem Tag auch, beharrlich aus. Stunden - nichts geschah. Kein Hindenburg in Sicht. Es zogen Wolken auf den sonnigen Julihimmel und binnen kürzester Zeit fing es an zu regnen. Die Gruppe war dem Regen nicht gewappnet, keine Schirme und auch kein Regenmantel wurde bei der Abfahrt mitgenommen. So stand die Gruppe drei Stunden später klatschnass auf einer zugigen Brücke in Erwartung ihres Reichspräsidenten.
    Auf einmal kam Leben auf - die Menschenmassen auf der Brücklen tippelten unruhig auf der Stelle - es schien endlich, nach stundemlangen Warten loszugehen. In der Ferne war auch schon die Autokolonne des Reichs-VIPs zu sehen - und genauso schnell auch an Oma und ihrer Gruppe vorbeigefahren - im Eiltempo.
    Hindenburg hatte die dunklen Vorhänge seiner schwarzen und schweren Limousine zugezogen - Tausende auf der Brücke konnten den Reichspräsidenten nur erahnen.
    Enttäuscht, nass und hungrig ist die Gruppe wieder an den warmen Herd in Oberbieber zurückgekehrt ohne Paul von Hindenburg auch nur gesehen zu haben.
    Die Geschichte hat Omi immer erzählt, wenn wir mal wieder auf eine Willy-Brandt-Kundgebung oder Ähnliches gingen. Sie vertrat die Meinung 'Koblenz 1930 - nie wieder' - seitdem hat sie sich nie wieder für irgendjemanden fähnchenschwingend hingestellt.
    Um potentiellen Nörglern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Erst recht nicht für Hitler, aber dass ist eine andere Geschichte, wie Oma und Opa den Nazis in Traben-Trabach das Stadtrat-Glöckchen geklaut haben.

    Die Moral von der Geschichte:
    1. Oma hat Hindenburg nur 'fast' gesehen' - die Story gehört evtl. nicht hier hin
    2. Für den Promi stundenlang im Regen stehen lohnt nicht.
    3. Verrückte Teenager gab es auch vor 70-Jahren

    (Beitrag wurde von Omas Enkel am 10.10.2001 um 14:20 Uhr bearbeitet.)

  2. #2
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    Keine Sorge, Frau oder Herr Enkel, kein Mensch wird hier nörgeln, seien Sie dessen versichert.

  3. #3
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Genau. Ein Beitrag, der Worte wie 'Oberbieber', 'Hindenburg-Gucken', 'Traben-Trabach' und 'Willy-Brandt-Kundgebung' enthält, also so ein Beitrag kann ja schon mal gar nicht schiefgehen.

  4. #4
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    Ja, das war Omas Enkel im April

  5. #5

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    Wollte gerade schreiben: Na geht doch!, habe dann aber gemerkt, dass es sich um eine Geschichte vom April handelte. Was ist geschehen in der Zwischenzeit? Milzbrand?

  6. #6
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    Muss man eigentlich jetzt Milzbrandwitze machen, ist das jetzt en vogue?

  7. #7
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    .
    Für Inge.

  8. #8
    Embedded Senator Avatar von DerCaptain
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    Tobler, das nenne ich stilvoll absnobben: Den Neulingen einfach wortlos gute Beiträge um die Löffel watschen, daß es nur so raucht. Elegant.

    Digital Immigrant

  9. #9
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Nö, mir is nur langweilig. Hier regnet es und in der Netzdrückerstube ist es warm und es gibt Automatenkaffee.

    Aber Deine Version klingt irgendwie cooler.

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