Am 8. mai 1965 war's, in der dedeer , falls es einige nicht wissen, war der 8. mai schulfrei als 'tag der befreiung', eigentlich ein sehr gutes feierdatum, würde dem großen deutschland auch gut zu gesicht stehen, dem 8.mai 1945 gedanken und erinnerungen, diskussionen und aufklärungen zu widmen. das ist ein anderes thema. aber damals in ostberlin gab es große paraden, sowjetische und dedeer-truppen tobten gemeinsam über die heute lustgarten (welches wort in diesem zusammenhang) und zu der zeit marx-engels-platz genannte große leere fläche mit tribüne und viel volk. den 'palazzo prozzo', den sozialistsichen schloß-ersatz gab es noch nicht, wir jungs und väter (ca. um die 10 jahre alt, die väter waren weltkrieg-2-teilnehmer)ließen uns die ohren zudröhnen von panzermotoren und von dieselschwaden und lautsprechergedröns benebeln. warum wir extra von der insel rügen nach berlin fuhren zu diesem anlaß und die väter (mit der kriegserfahrung) es toll fanden, zum 20-jährigen kriegsende- jubiläum eine parade mit uns sehen wollten, das will ich hier nicht analysieren.
nach der parade jedenfalls, stand massen von kriegsgerät in seitenstraßen von 'unter den linden' und wir also da hin, 'panzer gucken'.
wo sollten sie auch sonst warten oder wegfahren, denn die mauer war ja in sichtweite. schon wieder schweifen meine gedanken ab, wieso interessieren sich jungs so auffällig mit (heimlicher) lust für kriegsgeräte ? frauen seid wachsam!
wir also zufällig am eingang des pergamon-museums beim 'panzer gucken' und von der treppe kommt plötzlich ein auffällig schöner russischer junger offizier mit vielen blitzenden orden herab. er fiel uns sofort auf, einfach mit seinem STRAHLENDEN LÄCHELN (in dieser grauen stadt?)und all dem blitz und blank der uniform.
es war unverkennbar, unverwechselbar, ein RIESENHELD- juri gagarin, der erste Mensch im weltall. mein kleines jungen-herz klopfte, aufregung, mit mut machenden vätern gingen wir ihm entgegen, es ging alles ganz schnell, wir bekamen jeder ein kleines russisches abzeichen von ihm, er sagte irgendwas, wir verstanden nichts (hatten gerade in unserer rügenschen dorfschule mit dem russisch-lernen begonnen) und weg war er. mir gelangen ein paar fotos mit einer 'penti II', die mich heute noch nachdenklich stimmen, wenn ich sie in meinem fotoalbum sehe. für uns in einem ländchen, wo GROßE menschen und FÜHRER unnahbar waren, sicher auch so ein staunen, daß es eine berühmtheit zum anfassen war. später starb gagarin ja bei einem flugzeugabsturz. irgendwie symbolisch, dieser HELD, wir kennen die bilder, gagarin mit friedenstaube, gagarin mit castro, ... immer dieses STRAHLENDE LÄCHELN. es ist unvergeßlich , wie mich das als 12-jährigen beeindruckt hat, so unverfälscht, echt, den zu treffen, der mit soviel extremem mut was völlig neues gewagt hatte.
p.s.:
30 jahre später - in dem mecklenburgischen kleinststädtchen altentreptow, in dem in wohne, 2 kinder, meine kleinere tochter will klavierspielen lernen, an der musikschule gibt es einen klavierlehrer namens GAGARIN-
wir laden ihn ein, um das übungsklavier zu besichtigen und den unterricht zu besprechen,
es ist ein neffe des großen Onkel Juri!
- ein 'deutschstämmiger' mit daueraufenthalt.
die geschichte wurde hervorgekramt und er erzählte von seinem onkel, wieder ist dieses LÄCHELN da, er erzählt liebevoll, daß J.G. ein ganz, ganz lieber mensch war, unter all den russen mit den großen herzen hatte J.G. ein noch größeres herz!
(Beitrag wurde von paulalfred am 27.03.2001 um 12:47 Uhr bearbeitet.)
(Beitrag wurde von paulalfred am 27.03.2001 um 13:24 Uhr bearbeitet.)
Lesezeichen