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Thema: Mörder

  1. #1
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    Ein Mensch, ein normaler Mensch kann auch zu einem prominenten Mensch werden, indem er einen anderen Menschen ermordet.
    ZB Rüdiger Schmidt.
    Er ging in meine Klasse, er war einer dieser ungelüfteten Typen aus der ersten Reihe, mit Bettfrisur, dicke Weitsichtbrille, Überbiss und Kekskrümel im Mundwinkel, nicht mal gut, nur irgendwie gut, seltsam und irre, aber Physik, chemie, Mathematik, das war das, was er mit seiner tintenverschmierten Hand (linken natürlich)
    recht gut in seine zerfledderten Hefte schrieb, uns aber nicht abschreiben liess, wir hätten es sowieso nicht lesen können. Unser Biologielehrer meinte mal, ob auf sein Heft eine Ziege raufgepisst hätte. Rüdiger Schmidt wurde andauernd von seiner Mutter nicht nur abgeholt, was ihm erkennbaren Unbehagen bereitete , sondern auch auf dem Schulhof besucht, und letztlich auch in der Klasse behelligt, ob es ihm gut gehe, gagaistisches Aufpfropftum. Wir konnten schon nicht mal mehr ironisch hinsehen.
    Er schlug sie tot, als sie ihn eines Tages da aufsuchte, wo er mittlerweile Zuflucht gesucht hatte, bei seinem Vater, er stopfte ihren Leichnam unter die Spüle, eine dünne Mutter, die war sie, und er lief weg.
    Er stellte sich, weil er erkannte, dass er ein Unrecht begangen hat, sass 5 Jahre in der JVA (ich glaube, so heisst das, Jugendvollzugsanstalt) Celle, quasi eine Zelle in Celle, die Jungs aus der ersten Reihe (Ulrich Blumenbach zB) versorgten ihn weiter mit Schulstoff, damit er das Abitur 'bauen' konnte, weiss nicht was er jetzt macht


    (Beitrag wurde von Tex Rubinowitz am 03.04.2001 um 10:27 Uhr bearbeitet.)

  2. #2
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    Ist das *schluck* wahr? Andererseits: meine Tanzstundenlehrerin ist später ermordet worden. Von ihrem Freund, aus Eifersucht.

  3. #3
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    Thorsten Gundelach war ein sehr begabter Theaterschriftsteller, den ich Mitte der 80er Jahre in Göttingen kennenlernte, wo er mit vollkommenen Laienschauspielern ein Stück von Tabori ('Weismmann & Rotgesicht) inszenierte und in einer drittklassigen Galerie aufführen liess. Später traf ich ihn dann in Berlin wieder, wo er oft mit meinem Freund Reinhard Moeller zusammen war und Pläne schmiedeten, die aber nie realisiert wurden. Thorsten umgab etwas unglaublich Leichtes und Feines und blieb völlig unberührt von den damaligen Künstler- und Literatenszenen der 80er Jahre. Ihre seperatistischen Bemühungen, Cliquenbildungen und Idenditätskrisen betrachtete er nur mit einer beiläufigen Ironie. Leider entwickelte er wähernd seines Aufenthaltes in Berlin eine Art Grössenwahn, da er meinte, nur die grossen Theater könnten seine Stücke spielen. Diese Leute waren nicht bereit, darauf einzugehen, was für ihn zum Anlass wurde, Verschwörungstheorien zu produzieren, die gefördert durch einen intensiven Drogenkonsum, immer heftiger wurden. Vielleicht beschimpfte er diese Leute auch oder versuchte sie zu verhexen - jedenfalls begannen Regisseure und Schauspielercliquen ihn zu hassen. Auf dem Gipfel seiner Paranoia floh er nach Holzminden, zündete das Haus seines Grossvaters an und wurde in die Psychiatrie eingewiesen. Er sagte mir einmal, dass er dort hingegangen sei, weil er die Hoffnung hatte, dort wirkliche Genies zu treffen, romantische Dichter und Künstler. Natürlich wurde er enttäuscht. (Sicher sind solche Erwartungen naiv; der Wunsch, welcher dahinter steht, ist es aber nicht).
    Einmal äusserte er den Wunsch, Menschen mit Pfeil und Bogen zu jagen, weil er diese Instrumente zum Töten sehr elegant fand.
    Es ist noch nicht sehr lange her, als mir jemand mitteilte, dass Thorsten Gundelach Ende der 80er Jahre im Winter in den Rhein ging, um darin zu ertrinken.
    Niemand kennt ihn mehr oder wird sich an eine damalige zufällige Begegnung erinnern. Ich glaube, dass es zu dieser Person nicht einmal in der Google- oder Lycos-Suchmaschine Angaben gibt.

    (Beitrag wurde von Hartmut Andryczuk am 02.04.2001 um 23:08 Uhr bearbeitet.)

  4. #4
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    Oder man kann auch versuchen, sich ermorden zu lassen, wie unser Zeitungslädchenbesitzer an der Ecke, der Gauderer. Ein braver alter Mann, seine Frau starb irgendwann, er war sehr bekümmert,wir fühlten aufrichtig mit ihm.Dann eines Tages fand ihn die Polizei irgendwo in Italien an der Autobahn, tot, hingerichtet von der Mafia. War in Mädchenhändlereien und dergleichen verstrickt, hat laut Zeitungsberichten versucht, die Mafia zu bescheißen. Ja der Gauderer. So ein netter alter Herr. Und so aktiv, noch im Alter.

  5. #5
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    Wien, zwanzig Grad, für Mörder die gleiche Temperaratur wie für Tote
    (Beitrag wurde von Tex Rubinowitz am 03.04.2001 um 10:33 Uhr bearbeitet.)

  6. #6
    Avatar von lacoste
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    Oh, die Rüdiger Schmidt Geschichte klingt wirklich schrecklich. Der Arme. Es war wohl auch nur eine kurze Phase der Prominenz anschließend, oder? Ist er behandelt worden? Ich bin auch Linkshänderin, ich finde, man kann nicht alle über einen Kamm scheren.
    Ich kannte auch einen Mann, der seine Mutter ermordet hat, der war aber schon erwachsen und wohnte zwei Stockwerke über uns, als ich so elf, zwölf war. Er hieß Manfred,Nachnamen weiß ich nicht mehr, war - wie man munkelte schwerer Trinker - ich selbst kann das nicht bestätigen. Aber er wirkte immer sehr ungepflegt, ich kannte ihn nur aus dem Hausflur. Er begegnete mir dort immer freundlich, war mir aber dennoch unheimlich: weil über ihn gemunkelt wurde, weil er roch und noch wegen was anderem, was ich nicht mal im Nachhinein ausmachen kann, was das war. Doch, klar, jetzt weiß ich es wieder: abends hörten wir und andere Nachbarn öfters lauten Streit, Schreie der Mutter, manchmal wurde die Polizei alarmiert, konnte aber nie was machen, weil weder Mutter noch Sohn einen Streit zugeben wollten. Der Sohn, also Manfred, war vielleich etwas über vierzig. Die Mutter kam mir wie mindestens siebzig vor, weils aber solang her ist, kann ich mich da auch total verschätzen.
    Einmal kam ich gleichzeitig unten an der Haustür mit Manfreds Mutter an. Sie war sehr gebrechlich, alt, traurig, und hatte zwei Einkaufstüten. Ich fragte sie, ob ich ihr die Tüten hochtragen sollte. Sie freute sich sehr, ich trug die Tüten hoch und war zum ersten mal in der Wohnung. Die alte Frau begann, die ganzen Geschichten weiß ich nicht mehr, aber ich weiß noch, dass sie die Schuhe auszog und sich auf«s Sofa legte, sofort zu erzählen. Was ich noch weiß ist, dass ihre Zehen wegen einer Geschichte aus dem 2. Weltkrieg (Frost?) verkrüppelt waren und dass sie mal Läuse gehabt hat, als sie noch ein junges Mädchen war. Zwischendurch fragte sie mich immer, ob meine Eltern auch nichts dagegen hätten, dass ich so lange bei ihr wäre. Ich sagte darauf immer: 'Nein, nein, ganz bestimmt nicht.' Als ich dann aber doch das Gefühl bekam, ich müsse mich zuhause langsam wirklich wieder melden, verabschiedete ich mich mit schlechtem Gewissen. Die alte Frau bedankte sich bei mir und sagte mir, ich solle ihr mal ihr Portemonnaie aus der Handtasche geben. Sie schenkte mir 2 Mark fürs Tütenhochtragen. Ich bedankte mich für die 2 Mark und ging nach unten. Zuhause drehte dann MEINE Mutter fast durch! 'Wo warst Du so lange?' Ich erzählte ihr. 'Du warst WO?' Meine Mutter fing an zu weinen. Sie fragte mich, ob ich mir denn nicht Gedanken gemacht hätte, dass Manfred dort auch hätte auftauchen können, was dann hätte passieren können. Ich fühlte mich total ungerecht behandelt, fing auch an zu weinen, ging in mein Zimmer und schleuderte das Zweimarkstück aus dem Fenster auf so ein Glasdach unter meinem Fenster, weil ich es nicht mehr haben wollte.Etwas später wollte ich es aber doch wieder haben und versuchte, es mittels unseres Staubsaugers zurück zu bekommen, wobei sich eins der Aufsatzrohre löste und auch auf das Glasdach fiel, was im Glasdach einen Sprung verursachte, wodurch wir Ärger mit den Mietern unter uns bekamen. Irgendwann zogen wir ein paar Strassen weiter, weil wir eine bessere Wohnung bekamen.
    Und kurz nach unserem Wegzug erschlug Manfred tatsächlich seine Mutter im Streit.

  7. #7
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    Auf, auf, und schaut des Weltgerichtes Vorspiel! - Schicker Strang, das hier.

  8. #8
    Avatar von Wilfried Wieser
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    Passend für warme Aprilnächte.
    Wie viel Grad es jetzt wohl in Einbeck hat? Einbeck liegt in der Nähe von Göttingen und am 23.8.2000 hat sich ein Thorsten Gundelach in das Einbecker Gästebuch eingetragen: http://www.einbeck.de/einbeck/buch/1archiv3.htm

  9. #9
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    Bestimmt gibt es noch mehrere Thorsten Gundelachs: das ist banal. Die sind es aber alle nicht...

  10. #10
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    Erinnert sich noch jemand von den angejahrten unter uns an Elke Kraul? Das war damals, als noch nicht jede Woche ein Kind verschwunden ist, ca 1966. Also die wurde entführt, bei uns auf der Amimesse. Ist nie wieder aufgetaucht. War vorher in meiner Paralellklasse. Hat unglaublich hohe Wellen geschlagen, der Fall damals. Ich lag gerade in Heidelberg im Krankenhaus in einem 20Bettensaal oder so und alle Besucher haben mich nach dem Mädchen gefragt. Aber ich wußte nix zu sagen. War ein sehr seltsames Gefühl von Prominenznähe, erinnere ich mich jetzt.

  11. #11
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    Gott, wie entsetzlich und tragisch und spannend das alles. Ich kenne keinen Ermordeten und keinen Mörder - nein, halt, das ist nicht wahr! Ingrid van Bergen hatte ein Pferd im selben Reitstall (Corinna, liest Du mich?) und die hat doch ihren Freund oder so erschossen oder erstochen oder so? Gesehen habe ich sie nur sehr wenige Male und nicht paparazzierfähig. Schade, dass mir das erst jetzt einfällt.

  12. #12
    Embedded Senator Avatar von DerCaptain
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    Ich predige es doch schon seit Tagen - wir brauchen dringend einen 'Originelle Todesfälle'-Strang...
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